Tribünendrama mit 29 Verletzten in Frankreich

von Marcel Breuer | dpa10:57 Uhr | 01.10.2017
Sanitäter helfen Verletzten in Amiens nachdem ein Sicherheitsgeländer nach einem Torjubel zusammengebrochen war. Foto: Uncredited
Foto: Uncredited

Nach einem schweren Unglück auf der Zuschauertribüne des Fußballstadions im nordfranzösischen Amiens suchen Polizei und Staatsanwaltschaft nach der Ursache. Beim Jubel über ein Tor des OSC Lille war am Samstagabend ein Sicherheitsgeländer des Gästeblocks zusammengebrochen.

Mehrere Dutzend Zuschauer stürzten etwa eineinhalb Meter in den Innenraum des Stadions. 29 Menschen wurden verletzt, fünf von ihnen schwer, wie der Sender France 3 unter Berufung auf die Präfektur berichtete. Das Erstligaspiel wurde abgebrochen, die Staatsanwaltschaft führt eine Untersuchung wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Der Präsident des Gastgebers Amiens SC, Bernard Joannin, kritisierte die Fans von Lille: «Die Polizei hatte uns gewarnt, dass 200 sehr aufgeregte Ultras im Gästebereich waren», sagte er. «Sie haben sich in chaotischer Weise, mehr als 500 Leute, auf diese Barriere gestürzt, die in perfektem Zustand war.» Der Gäste-Club stellte dagegen den Zustand des Licorne-Stadions infrage. «Heute Abend haben wir auch das Recht, uns Fragen über die Organisations- und Sicherheitsbedingungen zu stellen», erklärte Lille-Chef Marc Ingla. «Unsere Fans und unser Club sind die Opfer der Ereignisse des Abends.»

«Wir haben alle gesehen, dass es eine sehr große Menschenmasse gab, die sich gegen diese Barriere gedrängt hat», sagte Staatsanwalt Alexandre de Bosschère dem Sender France 3. «Nur ein Experte wird uns sagen können, ob es eine besondere, anormale Schwachstelle gab oder die Einrichtung nicht geeignet war», betonte er. «Es ist viel zu früh, das zu wissen.» Im Stadion von Amiens werden derzeit Arbeiten durchgeführt - örtliche Verantwortliche betonten jedoch, dass diese nichts mit der Sicherheitsabsperrung zu tun hätten.

Der Zwischenfall ereignete sich in der 17. Spielminute, nachdem die Fans über den Führungstreffer von Lilles Fodé Ballo-Touré gejubelt hatten. «Alle sind auf den Boden gefallen, und allen wurde der Brustkorb zusammengedrückt», sagte der Zuschauer Jordan dem Sender Franceinfo. «Ich habe Leute gesehen, denen es schwer fiel, wieder zu Atem zu kommen. Mir tut noch ein wenig der Schädel weh.»

Die verletzten Gästefans aus Lille mussten anschließend auf Tragen aus dem Stade de la Licorne gebracht werden. Gastgeber Amiens spielt derzeit seine erste Saison in der Ligue 1.

(dpa)



Die Spieler bestimmen, was gemacht wird, nicht ich. Ich als Trainer reagiere auf die Spieler, was die mir anbieten. Wenn die mir anbieten, eine Woche in der Nase zu bohren und wir dann jeden Gegner schlagen, dann bohren wir eben die ganze Woche über in der Nase!

— Felix Magath