Neymars Wut: Rassismusvorwürfe nach wilden Rangeleien

von Marcel Breuer | dpa15:28 Uhr | 14.09.2020
Neymar diskutiert nach seiner Roten Karte mit einem Schiedsrichter an der Seitenlinie. Foto: Michel Euler/AP/dpa
Foto: Michel Euler

Erst sah Neymar Rot, dann rief der wütende Superstar seine Rassismusvorwürfe in die TV-Kamera.

Kurz nach den wilden Rangeleien bei der 0:1-Heimpleite von Paris Saint-Germain gegen Olympique Marseille beschimpfte der Brasilianer seinen Gegenspieler Alvaro Gonzalez via Twitter als «Idioten» und bedauerte es, diesem nicht ins Gesicht geschlagen zu haben. Wegen ein paar Klopfern auf den Hinterkopf von Gonzalez war Neymar in der Nachspielzeit der Partie vom Platz geflogen. Auch zwei PSG-Kollegen und zwei Olympique-Profis mussten wegen der Schubsereien im Prinzenpark vorzeitig vom Feld.

Der zuvor mit dem Coronavirus infizierte Neymar war gerade von seiner Zwangspause ins Team des französischen Fußball-Meisters zurückgekehrt und sorgte nun wieder für Aufregung. Der Auslöser seines Ausrasters sollen rassistische Äußerungen gewesen sein. Schon während des Spiels der beiden französischen Top-Mannschaften hatte Neymar sich laut Nachrichtenagentur AFP beim Schiedsrichter über Gonzalez beklagt. Mehrfach habe er «Rassismus, nein» gesagt und auf Gonzalez gezeigt.

In den letzten Minuten kam es dann zwischen den beiden Spielern zum Streit, der darin seinen Höhepunkt fand, dass Neymar dem Spanier auf den Hinterkopf schlug. Nach Ansicht des Videobeweises zeigte der Referee Neymar Rot. Ironisch klatschend rief der 28-Jährige Gonzalez noch ein paar Worte zu, ehe er mit finsterer Miene den Platz verließ.

Zum Linienrichter sagte Neymar: «Sehen Sie sich den Rassismus an. Deshalb habe ich ihn geschlagen.» Bei Twitter schrieb er später, für die Videoassistenten sei es einfach, «meine Aggressionen einzufangen». Zuvor sei er von Alvaro Gonzalez aber rassistisch beleidigt worden.

«Neymar hat mir erzählt, dass es eine rassistische Beleidigung war», sagte PSG-Coach Thomas Tuchel laut AFP im Anschluss an das Spiel. Er selbst habe auf dem Feld aber nichts gehört. «Rassismus im Leben, in allen Bereichen, im Sport sollte es nicht geben.»

Gonzalez wiederum verteidigte sich und riet dem Brasilianer, die Niederlage anzuerkennen. «Es gibt keinen Platz für Rassismus», schrieb der Spanier in der Nacht zu Montag ebenfalls auf Twitter. «Manchmal muss man lernen zu verlieren.»

Marseilles Trainer André Villas-Boas äußerte sich Medienberichten zufolge ähnlich. Natürlich gebe es keinen Platz für Rassismus im Fußball, sagte er. Er glaube auch nicht, dass sich Gonzalez rassistisch geäußert habe.

Für den Champions-League-Finalisten aus Paris war es im zweiten Saisonspiel schon die zweite Niederlage. Durch sieben Coronafälle im Team und die Nachwirkungen der kurzen Pause nach der Endspiel-Niederlage gegen den FC Bayern ist PSG der Start völlig misslungen. Durch die Sperren für Neymar, Layvin Kurzawa und Leandro Paredes muss Coach Tuchel sein Team erneut umbauen. Dass zuletzt auch Top-Torjäger Kylian Mbappé laut «Sunday Times» seinen Wechselwunsch für den kommenden Sommer hinterlegt hatte, sorgt für weitere Unruhe.

© dpa-infocom, dpa:200914-99-551945/3

(dpa)



Was in der United-Kabine passiert ist, ist mir vielleicht 50-mal passiert. Ich habe Taschen, Schuhe und Mineralwasserflaschen weg getreten, aber ich habe nie einen Spieler getroffen, das ist eine Frage der Technik.

— Marcello Lippi, Trainer Juventus Turin, über Sir Alex Ferguson, der in der Kabine von Manchester United einen Fußballschuh an den Kopf von David Beckham trat.