1993: Jay-Jay Okocha – Der mit dem Kahn tanzt

von Carsten Germann08:30 Uhr | 01.09.2023
Foto: Imago

Das Portal Fussballdaten.de blickt im Flashback Friday immer dann, wenn es sich lohnt, auf historische Zahlen und legendäre Sprüche. Dieses Mal lohnt es sich in doppelter Hinsicht. Am 31. August 1993 tanzte Frankfurts „Jay-Jay“ Okocha mit dem Karlsruher SC und mit Oliver Kahn.

Wie oft Augustine „Jay-Jay“ Okocha an seinem 50. Geburtstag vor ein paar Wochen auf diese Szene angesprochen wurde, wissen wir nicht. Aber dieser Fußballmoment passte in die Zeit. In die RAN-Ära und zu den stürmerisch-drängerischen ersten Wochen im Sommer 1993 mit Eintracht Frankfurt unter Trainerlegende Klaus Toppmöller (72).

Eintracht Frankfurt – mit 3 Siegen und einem Remis (2:2 gegen Bremen) optimal in die Saison gestartet – führte gegen den Karlsruher SC und Torhüter Oliver Kahn in seiner letzten Spielzeit vor dem Wechsel zum FC Bayern in der 87. Minute mit 2:1.

„Schönstes Gegentor meiner Karriere“

Was folgte? Ein Dribbling für die Geschichtsbücher, das die SGE-Fans ebenso wie die geschätzten Kollegen in absolute Begeisterung versetzte. „Jay-Jay“ Okocha setzte an. Mit mehreren Haken gegen Kahn und Slaven Bilic. Auch Burkhard Reich und Lars Schmidt bleibt beim „Oko-cha-cha-cha“ nur die Statistenrolle.

Erst, als Okocha nach dem letzten Haken die Lücke sieht, zieht er ab. „Das war das schönste Gegentor meiner Karriere“, würdigte selbst Oli Kahn später diesen außergewöhnlichen Treffer. Okocha: „Ich habe das Loch gesucht!“ 

Okocha erinnerte sich vor seinem Dribbling wohl an die legendären Worte seines Mentors, des serbisch-hessischen Trainer-Philosophen Dragoslav Stepanovic: „Geh, mach ihn nass!“ 

„Sollen Sie mich rausschmeißen!“

Den RAN-Kommentar vom geschätzten Kollegen Jörg Dahlmann, der im gleichen Jahr mit KSC gegen den FC Valencia (7:0) eine weitere Sternstunde der Fußballkunst begleiten sollte, wollen wir nicht vorenthalten: „So liebe Zuschauer, und jetzt, damit sie keinen Herzkasper bekommen: Stehen sie in Ruhe auf, drehen die den Ton des Fernsehers lauter. Kommen sie nah an den Monitor heran. Und genießen sie.“

Taten wir damals. Tun wir auch heute. Aber weiter mit Jörg Dahlmann: „Es folgt ein Top-Highlight: Okocha, hier ist er–Okocha. Jay-Jay Okocha. Immer noch Jay-Jay Okocha. Noch ein Dreher, noch einer und drin. Da reißt er sein Trikot vom Leib, tanzt noch einen Samba für das ausflippende Publikum. Extase im Waldstadion. Das haben wir seit Libuda nicht mehr erlebt. Das ist das Beste, was der Fußball bieten kann. „Oh wie ist das schön, oh wie ist das schön". Liebe Zuschauer, die Zeit für meinen Bericht ist zwar abgelaufen, aber egal. Sollen sie mich rausschmeißen. Ich zeige Ihnen die Szene bis zum Umfallen. (…)

Uwe Bein hätte schon alleine schießen können. Schön gesehen und da ist er, Jay-Jay Okocha. Beckenbauer, Baresi, Kohler, alle Liberi und Manndecker der Welt hätten hier stehen können und sie wären allesamt von ihm ausgetrickst worden. (…) Zum sechsten, zum siebten zum achten Mal und dann dieser Samba. Das war's liebe Zuschauer, tolle Szenen hier im Waldstadion. 3:1 für Frankfurt.“

Damit geben auch wir zurück ins Studio nach Saint-Trompete. 



Eine Beerdigung in Berlin ist alles, was wir erwarten können.

— Die britische Zeitung Sunday People nach dem 1:3 gegen Deutschland in Wembley und vor dem Rückspiel in Berlin (0:0).