Der FIFA-Prozess geht in die nächste Runde: Joseph S. Blatter und Michel Platini sitzen ab Montag im Verfahren um eine dubiose Millionenzahlung erneut auf der Anklagebank. Im schweizerischen Muttenz beginnt die Berufungsverhandlung gegen die beiden einst mächtigsten Männer des Weltfußballs. Das Urteil wird am 25. März erwartet.
"Ich erwarte nichts anderes als die Bestätigung des Freispruchs des Bundesstrafgerichts", sagte der frühere FIFA-Chef Blatter, der während des Prozesses am 10. März 89 Jahre alt wird, dem SID. "Damals wurde ganz klar festgehalten, dass es einen mündlichen Vertrag zwischen Platini und mir gab - und Platini für seine geleisteten Dienste bezahlt wurde."
Blatter und der frühere UEFA-Chef Platini (69) waren im Sommer 2022 in erster Instanz freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft legte im anschließenden Herbst Berufung ein, der sich der Weltverband FIFA als mutmaßlich geschädigte Partei unter Blatters Nachfolger Gianni Infantino anschloss. "Die FIFA interessiert sich nicht mehr für diesen Fall", sagte Blatter nun und ergänzte mit Blick auf seinen schweizerischen Landsmann Infantino: "Über den Präsidenten äußere ich mich nicht mehr."
Die Schweizer Ermittlungsbehörden werfen dem Duo unter anderem Betrug vor. Den Erkenntnissen der Ankläger zufolge ließ Blatter 2011 Platini aus der FIFA-Kasse ohne nachweisbare Veranlassung umgerechnet rund zwei Millionen Euro auszahlen. Sowohl der Schweizer Blatter als auch der Franzose Platini bezeichneten die strittige Zahlung seit Beginn der Untersuchungen als ein mündlich vereinbartes Honorar für Beratertätigkeiten des Franzosen für die FIFA von 1999 bis 2002. Blatter sprach von einem "Gentlemen's Agreement".
Infantino wird als größter Profiteur des vor rund zehn Jahren aufgeflogenen FIFA-Skandals angesehen. Der damalige UEFA-Generalsekretär nutzte seinerzeit das entstandene Machtvakuum durch Blatters Rücktritt und die Kaltstellung von dessen designiertem Nachfolger Platini und ließ sich Anfang 2016 zum neuen FIFA-Präsidenten wählen.
(sid)
Wenn Bernd Hölzenbein nicht passt, was ich gesagt habe, dann muss er mich rausschmeißen.
— Uli Stein, Eintracht Frankfurt, fünf Tage vor seinem Rauswurf am 10. April 1994.