Oliver Bierhoff beklagt den Mangel an klassischen Mittelstürmern in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Die DFB-Auswahl verfüge über herausragende Angreifer, sagte der Verbandsdirektor der Süddeutschen Zeitung (Samstagausgabe), fügte aber bedauernd hinzu: "Wir haben halt nur keinen Ochsen vorne drin, dem wir einfach die Bälle hinhauen können."
Samstag, 19.06.2021
Schuld daran sei die in diesem Bereich mangelhafte Ausbildung der vergangenen Jahre. Dort seien "gerne Mario-Götze-Typen gefördert" worden, "Spieler, die mit Technik und Raffinesse brillieren, gerade auch außerhalb des Strafraums". Die "traditionellen Stürmerkriterien" wurden dabei "ein bisschen vernachlässigt", meinte Bierhoff.
Deshalb fehle dem deutschen Team jetzt "manchmal die Präsenz im Strafraum, wir haben keinen Spielertypen wie Robert Lewandowski, der mehrere gegnerische Abwehrspieler binden und beschäftigen kann und Räume für die Mitspieler schafft - und zweitens fällt ohne eine echte Nummer neun auch die klassische Flanke-Kopfball-Tor-Variante weg".
Für Bierhoff ist die klassische Nummer neun nie aus der Mode gekommen - und heute so bedeutsam wie eh und je. "Wie wichtig dieser Spielertyp ist, sieht man schon an den großen EM-Endspielen. 1996 kam das entscheidende Tor von mir, 2000 war es der Franzose Trezeguet, 2004 der Grieche Charisteas und 2016 der Portugiese Eder - alles Mittelstürmer", sagte er.
Auch Startrainer Pep Guardiola, einer der Miterfinder der "falschen Neun", habe "seine Philosophie inzwischen angepasst", analysierte Bierhoff (53): "Selbst er (...) lässt inzwischen mit Flanken arbeiten, ich sehe das bei seiner Mannschaft immer häufiger, dass die Bälle an den zweiten Pfosten kommen", sagte er über den Teammanager von Manchester City.
(sid)
Ich glaube nicht, dass irgendwer größer oder kleiner als Maradona ist.
— Kevin Keegan