«Heiße Phase beginnt»: Löws letzte Herausforderung

von Marcel Breuer | dpa06:37 Uhr | 10.06.2021
Fussball-Bundestrainer Joachim Löw will vor allem an den Feinheiten seiner Mannschaft feilen. Foto: Federico Gambarini/dpa
Foto: Federico Gambarini

Der Countdown läuft! Noch fünf Tage kann Joachim Löw seinen 26 EM-Spielern den letzten Schliff geben, dann sollen alle bereit sein für den schweren Turnierauftakt gegen Weltmeister Frankreich. «Die heiße Phase beginnt», verkündete der Bundestrainer. Ab sofort ist er noch mehr gefordert.

Jedes Wort, jede interne Entscheidung, jeder kleine Hinweis des Nationalmannschafts-Chefs wird jetzt noch wichtiger - nach innen und außen. «Es ist nicht immer einfach, an der Front zu stehen, in der Öffentlichkeit zu stehen», sagte Löw im ARD-Hörfunk. Er wisse natürlich, dass manchmal jedes einzelne Wort von ihm «so ein Gewicht hat» und «auf die Goldwaage gelegt wird».

Nach 15 Jahren als Bundestrainer aber will Löw in dieser heißen Phase vor dem ersten Spiel am Dienstag nicht anders agieren als in den sieben Turnieren zuvor, die unter seiner Regie liefen. «Wir standen immer für Veränderungen, aber auch für Gradlinigkeit und Konsequenz», bemerkte Löw zur Arbeit seines ganzen Stabes seit 2006.

Das soll auch bei seiner letzten Mission so bleiben. «Mit einem tollen Turnier zu gehen, wäre schön für alle», betonte der 61-Jährige. Doch schon jetzt könne er sagen: «Der Weg insgesamt - darauf kann man stolz sein.» Nach der EM übernimmt sein ehemaliger Assistent Hansi Flick das Amt.

Löw will nach dem Trainingslager in Seefeld sowie den beiden Testspielen gegen Dänemark (1:1) und Lettland (7:1) nun vor allem an den Feinheiten feilen. Konkurrenzkampf, Abstimmung, harte Arbeit auf der einen Seite, doch die Spieler um Kapitän Manuel Neuer brauchen in den kommenden Tagen im EM-Basiscamp in Herzogenaurach auch ab und zu Entspannung und Ablenkung.

Der «Home Ground» auf dem Gelände von DFB-Partner Adidas bietet beste Voraussetzungen. Der 100-malige Nationalkeeper Neuer probierte mit einigen Kollgen den extra angelegten Paddletennisplatz schon mal aus. «Wir fühlen uns jetzt schon wohl», berichtete DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Weil «wir sehen, dass die Räumlichkeiten das hergeben, was wir haben wollen: Dass wir immer zusammen sind, uns begegnen».

Nach dem Prinzip Setzen und Losen sei die Zusammenstellung der sieben Wohneinheiten erfolgt, berichtete Bierhoff: «Wir haben die sieben Spieler mit den meisten Länderspielen zu Kapitänen ernannt, dann ausgelost und teilweise untereinander getauscht.»

Am Donnerstagmittag werden Bierhoff und Ilkay Gündogan von Manchester City bei der Eröffnungspressekonferenz in Herzogenaurach noch genauer Einblick geben in das Leben und Arbeiten im «Home Ground». Um 16.30 Uhr steht dann die nächste Trainingseinheit an. Löw hat längst auf Turniermodus geschaltet.

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(dpa)



Beim Fußball spricht sich sehr schnell herum: Strauchle ein Mal, das zweite Mal hast du eine Philosophie des Strauchelns.

— Rudi Völler