Es werden Fans da sein. Viele. Lautstarke. Leidenschaftliche. Während das Corona-Virus quer über den Kontinent reihenweise Fußball-Partien zu Geisterspielen werden lässt, reist Bayer Leverkusen in einen der berüchtigsten Hexenkessel Europas.
Und so haben die Rheinländer mächtigen Respekt vor der Aufgabe bei den Glasgow Rangers am Donnerstag (21.00 MEZ/RTL und DAZN) im Ibrox Stadium. Und zwar deutlich mehr, als es der Außenseiter im Achtelfinale der Europa League sportlich eigentlich erfordern würde.
Doch so recht weiß niemand, was Bayer erwartet. Selbst Sportchef Rudi Völler (59), Trainer Peter Bosz (55) und Sportdirektor Simon Rolfes (38), die zusammen als Spieler und Funktionäre über 3000 Pflichtspiele erlebt haben, reisen ins Ungewisse. Denn im Ibrox waren sie alle noch nie. Doch sie haben viel erzählt bekommen von den fanatischen Fans, der brodelnden Stimmung, der vibrierenden Luft. Von 22 Europacup-Spielen im Stadion der Rangers haben deutsche Teams nur drei gewonnen. Seit 17 Europacup-Heimspielen sind die von Liverpool-Ikone Steven Gerrard trainierten Rangers ungeschlagen.
«Ich habe selbst nie da gespielt, aber die Stimmung ist sicher fantastisch», sagte Rolfes. «Glasgow hat wunderbare Fans. Das wird auch für unsere Anhänger ein besonderes Erlebnis», erklärte Völler. Und Bosz fügte hinzu: «Im Ibrox zu spielen wird sicher toll werden. Ich habe noch nie in Schottland gespielt und freue mich sehr darauf.»
Ob die Partie tatsächlich vor Zuschauern stattfindet, war am Mittwoch nicht ganz gesichert, aber sehr wahrscheinlich. «Derzeit gibt es keine Erkenntnisse oder Informationen, dass die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit angepfiffen wird», teilte Bayer am Dienstagabend mit. Die Rangers hatten zuvor erklärt: «Nach aktuellem Stand wird das Spiel wie geplant mit Zuschauern stattfinden. Aber das kann sich schnell und dramatisch ändern.»
Kurz darauf bewarb der Club nochmal den Ticket-Verkauf für das Spiel. Auf der anderen Seite traf er Maßnahmen, installierte zum Beispiel Spender für Desinfektions-Mittel in allen Toiletten. In Schottland gab es Stand Dienstag 27 Covid-19-Infizierte. Spielabsagen oder Zuschauer-Ausschlüsse gibt es bisher nicht. Das Rückspiel eine Woche später in Leverkusen wird auf jeden Fall ein Geisterspiel.
Auf den gewohnten ersten Eindruck im Stadion mussten die Bayer-Profis derweil verzichten. Wegen der schlechten Witterungs- und Platzverhältnisse wurde der Rasen für die eigentlich üblichen Trainings beider Teams am Vorabend des Spiels gesperrt. Die Leverkusener trainierten vor dem Abflug in der Heimat.
Dafür, dass Völler und einige Spieler vor der Auslosung schon Glasgow als kommenden Gegner voraussagten, gibt es übrigens einen kuriosen Grund. In der letzten Runde spielten die Rangers am Vorabend von Bayers Spiel in Porto im knapp 60 Kilometer entfernten Braga. «Wir haben das Spiel alle im Fernsehen gesehen», erzählte Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky: «Und wir hatten einige Glasgow-Fans bei uns im Hotel. Nachdem sie weitergekommen waren, haben wir zusammen gelacht und gesagt: Wir sehen uns in der nächsten Runde.»
Donnerstag, 12.03.2020
Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen und das war schon zugeschwollen.
— Bruno Labbadia, 1. FC Köln, über ein 0:0 in Uerdingen.