Geisterspiel für Eintracht Frankfurt, Familientreffen bei RB Leipzig und Zitterpartie für Bayer Leverkusen: Auf das deutsche Europa-League-Trio warten gleich zum Auftakt der Gruppenphase große Herausforderungen.
Donnerstag, 20.09.2018
Vor allem die Werkself steht nach dem schwächsten Saisonstart der Bundesliga-Historie gewaltig unter Druck. «Wir sind jetzt in der Bringschuld», sagte Leverkusens Sport-Geschäftsführer Rudi Völler vor dem Gastspiel beim bulgarischen Meister Ludogorez Rasgrad.
Die Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich muss liefern, um nach null Punkten aus drei Spielen wieder etwas Ruhe ins Umfeld zu kriegen. Bei einer weiteren Pleite dürften die Diskussionen um den Coach weiter zunehmen. «Wir müssen jetzt ein Zeichen setzen», forderte Kapitän Lars Bender unmissverständlich. «Es geht einfach darum, in die Saison zu kommen. Bis jetzt sind wir noch im Urlaub.»
Ein Spaziergang wird der Trip nach Nordostbulgarien für die Bayer-Truppe nicht. «Wir wollen jetzt nicht so reden, als sei die Europa League genauso stark wie die Champions League», sagte Völler. «Aber das ist vielleicht die stärkste Mannschaft in der Gruppe und ein echter Prüfstein.» Als Warnung dient die 1:2-Niederlage der TSG 1899 Hoffenheim im Vorjahr, als Rasgrad erst in der Zwischenrunde am AC Mailand scheiterte. Für Sven Bender steht fest: «Das wird knüppelhart.»
Das gilt auch für Eintracht Frankfurt. Der DFB-Pokalsieger gibt sein Comeback auf der internationalen Fußball-Bühne nach fünf Jahren beim Vorjahresfinalisten Olympique Marseille. Die Vorfreude darauf ist bei den Hessen jedoch getrübt, findet die Partie wegen eines von der UEFA verhängten Zuschauerausschlusses doch vor leeren Rängen statt. Als zusätzlicher Stimmungskiller erwies sich ein von der zuständigen Präfektur erlassenes Aufenthaltsverbot für Eintracht-Fans am Spieltag in Marseille. «Wir fühlen uns um einen großen Europa-Auftritt betrogen», schimpfte Frankfurts Vorstand Axel Hellmann.
Sportlich erwartet die Hessen eine knackige Aufgabe, denn Olympique feierte nach einem durchwachsenen Saisonstart zuletzt zwei Siege in Frankreichs Ligue 1. Dennoch sieht Trainer Adi Hütter in der starken Gruppe mit Lazio Rom und Apollon Limassol als weiteren Gegnern durchaus Chancen auf das Weiterkommen. «Diese Chance möchten wir beim Schopf packen», sagte der Österreicher.
Ein besonderes Duell erwartet RB Leipzig gegen RB Salzburg. Beide Clubs wurden von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz gegründet, beide werden durch die Millionen aus dem Getränkekonzern gespeist. Kein Wunder, dass die Partie einem Familientreffen ähnelt. Immerhin sechs aktuelle Leipzig-Kicker trugen bereits das Salzburg-Trikot: Peter Gulacsi, Konrad Laimer, Dayot Upamecano, Stefan Ilsanker, Marcel Sabitzer und Kevin Kampl.
Insgesamt wechselten seit 2012 gleich 17 Kicker von der Salzach an die Pleiße. Leipzigs Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick war einst parallel auch als Sportdirektor für die Österreicher tätig, Vorstandschef Oliver Mintzlaff bis vor einem guten Jahr als Head of Global Soccer sogar für alle Konzernclubs verantwortlich. Erst als die Sachsen die Bundesliga stürmten und sich im Frühjahr 2017 für die Königsklasse qualifizierten, wurde das enge Konstrukt entflochten.
Es steckt also viel Brisanz in dem Duell, auch wenn niemand von einer möglichen Wettbewerbsverzerrung oder gar Stallorder etwas wissen will. «Allein der Gedanke an Absprachen zwischen zwei Vereinen ist nicht mit unseren Werten vereinbar»», beteuerte Mintzlaff. Salzburgs Trainer Marco Rose bekannte vor der Rückkehr in seine Heimatstadt Leipzig immerhin: «Dass das ein spezieller Gegner für uns ist, ist klar.»
(dpa)
Alle haben Konkurrenz. Sie haben welche und ich auch.
— Lucien Favre, Trainer von Borussia Dortmund, über die Torhüterfrage beim BVB.