Jung-Nationalspieler Kai Havertz hat Bayer Leverkusen mitten in der Krise einen Sieg der Moral gesichert. Der 19-Jährige war mit zwei Toren der überragende Mann beim 3:2 (1:2)-Sieg der Werkself zum Auftakt der Europa League beim bulgarischen Serienmeister Ludogorez Rasgrad.
Donnerstag, 20.09.2018
Havertz, der elf Tage zuvor sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gefeiert hatte, leitete nach dem frühen 0:2-Rückstand die Aufholjagd ein (38.) und erzielte nach dem Ausgleich von Neuzugang Isaac Kiese Thelin (64.) auch das Siegtor (69.).
Trotz einer auch zu Beginn engagierten Leistung schien sich die Bayer-Krise nach den Toren von Claudiu Keserü (8.) und Marcelinho (31.) zunächst zu verschärfen. Durch den letztendlich Sieg tankte Leverkusen aber kräftig Selbstvertrauen. Ein weiterer Sieg im kommenden Spiel gegen Mainz ist nach dem historisch schlechten Bundesliga-Start mit drei Niederlagen dennoch Pflicht, um die Diskussionen auch um Trainer Heiko Herrlich erst einmal zu beenden.
«Wir sind jetzt in der Bringschuld», hatte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler einen Sieg eingefordert. Und der Weltmeister von 1990 durfte wie auch die 121 mitgereisten Bayer-Fans aufatmen. Die Werkself zeigte Comeback-Qualitäten und ließ sich auch nach einem denkbar schlechten Start nicht aus dem Konzept bringen. Zwar erwies sich die Leverkusener Hintermannschaft auch gegen den mit vielen Brasilianern aufspielenden Serienmeister aus Bulgarien anfällig, doch in der Offensive zeigte Bayer sein ganzes Potenzial.
Doch erst einmal gab es lange Gesichter: Es dauerte gerade einmal acht Minuten, ehe Bayer schon wieder hinten lag. Mit einem Freistoß überwand Keserü den etwas unglücklich aussehenden Keeper Hrádecký, dessen Einsatz sich erst kurzfristig ergeben hatte. Der Keeper hatte vor drei Jahren in einem Qualifikationsspiel für Bröndby IF die Gelb-Rote Karte gesehen, die Sperre war aber laut der UEFA verjährt.
Herrlich, der im Stadionheft mit Torwarttrainer David Thiel verwechselt worden war, registrierte das Gegentor mit versteinerter Miene. Doch es kam noch schlimmer. Nach einem leichtsinnigen Ballverlust von Kapitän Lars Bender ging es bei den Gastgebern ganz schnell: Wanderson legte schließlich den Ball mustergültig auf seinen Landsmann Marcelinho auf, der den Ball über die Linie bugsierte.
Und Bayer? Die Leverkusener, die ihre Startelf auf vier Positionen veränderten, drängten zwar auf das Tor der Bulgaren. Zu echten Torchancen reichte es aber nur selten. Bei einem Schussversuch des neu ins Team gerückten Paulinho war im letzten Moment noch ein Bein der Gastgeber dazwischen (22.), ein Kopfball von Bender ging knapp vorbei (29.). Dazu setzte Havertz einen Schuss neben das Tor (33.). Besser machte es der Jung-Nationalspieler bei seinem Anschlusstor, als er mit einem platzierten Schuss aus 20 Metern traf.
Für Bundesliga-Rotsünder Karim Bellarabi war indes kein Platz in der Startelf, wenngleich er im Europacup spielberechtigt ist. Auch zur Pause brachte Herrlich erst einmal Kevin Volland für Paulinho ins Spiel, um mehr Torgefahr zu entwickeln. Der Ex-Hoffenheimer hatte dabei Pech, als er eine scharfe Hereingabe von Wendell knapp verpasste (58.). Die Rheinländer warfen nun alles nach vorne. Und der Dauerdruck zahlte sich aus: Erst traf Kiese Thelin, nachdem Ludogorez-Torhüter Renan den Ball nur nach vorne abprallen ließ. Dann setzte erneut Havertz einen satten Schuss ins Tor.
(dpa)
Der bekloppte Bum-Kun Cha sagt, es wäre das schlechteste Spiel gewesen, das er je von der deutschen Mannschaft gesehen hat, dann muss ich sagen, Cha Bum hat zu viel Aspirin gegessen, als er damals bei Bayer Leverkusen gespielt hat.
— Rudi Völler kontert Bum-kun Cha nach dem WM-Achtelfinale 2002.