Euphorische Gesänge von den Rängen, die offizielle Rückkehr des Kultspielers und ein hart erkämpfter Erfolg als Sahnehäubchen: Eintracht Frankfurt hat sich mit einer stimmungsvollen Europapokal-Party für seine bevorstehenden Aufgaben eingestimmt. Dabei gewannen die Hessen dank eines Doppelpacks von Geburtstagskind Goncalo Paciencia (25., 54./Handelfmeter) in der 2. Qualifikationsrunde für die Europa League gegen Flora Tallinn mit 2:1 (1:1) und zogen nach dem 2:1 im Hinspiel in die nächste Runde ein.
Dort muss der Halbfinalist der Vorsaison am kommenden Donnerstag beim FC Vaduz in Liechtenstein antreten. Das Rückspiel findet am 15. August statt. Bei den kommenden Aufgaben wird der Eintracht dann auch wieder Publikumsliebling Martin Hinteregger zur Verfügung stehen. Für das Minimalziel Gruppenphase muss die Mannschaft von Trainer Adi Hütter danach auch noch die Play-offs (22./29. August) überstehen. Vlasiy Sinyavskiy (40.) hatte zwischenzeitlich für den estnischen Rekordmeister ausgeglichen.
Die vollzogene Rückholaktion Hintereggers, der bereits in der vergangenen Rückrunde vom FC Augsburg ausgeliehen war, gab der Verein vor dem Anpfiff bekannt - was die ohnehin schon fantastische Stimmung im Fan-Lager zusätzlich anheizte. "Es ist überwältigend, nun wieder hier zu sein", sagte der 26 Jahre alte Österreicher.
In der ausverkauften WM-Arena sah Hinteregger wie die weiteren 48.000 Zuschauer, die als "Choreo" fast alle in Weiß gekleidet waren, von Beginn an dominierende Gastgeber. Die SGE, die ohne ihren am Rücken verletzten und angeblich von Inter Mailand umworbenen Vize-Weltmeister Ante Rebic antrat, kam gegen die tiefstehenden Esten aber nur selten zum Abschluss.
Neuzugang Dominik Kohr (8.) gab früh einen Warnschuss aus der Distanz ab, zudem köpfte Sturmjuwel Dejan Joveljic (26.) knapp am Tor vorbei. Ansonsten war dem Favoriten aber anzumerken, dass er sich mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison befindet - Paciencia brach dennoch den Bann.
"Wir müssen die Zweikämpfe konsequenter führen", forderte Sportdirektor Bruno Hübner in der Halbzeit bei Nitro. Vor allem Paciencia wirkte an seinem Ehrentag besonders motiviert, beinahe hätte er per Fallrückzieher einen Dreierpack geschnürt (62.).
Angesichts des anspruchsvollen Programms müssen sich die Frankfurter jedenfalls steigern. Nur drei Tage nach dem Hinspiel in Vaduz wollen die Hessen im DFB-Pokal bei Waldhof Mannheim (11. August) schließlich ein Erstrunden-Aus wie im Vorjahr verhindern, der erste echte Prüfstein wird eine weitere Woche danach der Bundesliga-Auftakt gegen die TSG Hoffenheim sein.
(sid)
Ich weiß noch: Wenn ich früher mit dem KSC oder Köln hier den Berg hoch gefahren bin, war jedem klar: Das wird eng.
— Dirk Schuster, neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern.