70 Minuten in Unterzahl: Leverkusen verliert in Prag

von Jean-Pascal Ostermeier | sid23:15 Uhr | 29.10.2020
Bellarabi sah in der ersten Hälfte Rot
Foto: SID

Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen hat trotz einer kämpferischen Leistung in der Europa League einen Rückschlag kassiert. Die Werkself, die nach einer frühen Roten Karte gegen Karim Bellarabi (22.) knapp 70 Minuten in Unterzahl spielen musste, verlor beim tschechischen Meister Slavia Prag mit 0:1 (0:0). Joker Peter Olayinka (80.) schockte Bayer mit einem platzierten Kopfball in der Schlussphase.

Eine Woche nach dem 6:2-Auftakterfolg gegen OGC Nizza standen Bayer-Trainer Peter Bosz in Ex-Kapitän Lars Bender (Nackenprobleme), Stürmer Patrik Schick (Muskelfaserriss), Santiago Arias (Wadenbeinbruch), Paulinho (Reha nach Kreuzbandriss), Kapitän Charles Aranguiz (Achillessehnenprobleme) und kurzfristig auch Exequiel Palacios eine Reihe an Spielern nicht zur Verfügung. "Palacios ist krank, aber keine Sorge, er hat kein Corona – er ist gestern und heute getestet worden", hatte der niederländische Coach am Mittwoch gesagt.

Bosz hatte angesichts der hohen Belastung der vergangenen Wochen eine große Rotation angekündigt und vollzog diese auch. Insgesamt stellte der Niederländer sein Team im Vergleich zum 3:1-Sieg gegen den FC Augsburg am Montag auf gleich sieben Positionen um. Unter anderem zugunsten von Nationalspieler Jonathan Tah, der zum ersten Mal in dieser Saison von Beginn an auf dem Platz stand. Auch Tin Jedvaj feierte seinen Einstand nach seiner Rückkehr aus Augsburg nach der Leihe.

Im ersten Aufeinandertreffen beider Klubs vergab Bellarabi nach einem haarsträubenden Fehlpass von Slavia-Keeper Ondrej Kolar früh die erste Möglichkeit für Leverkusen (3.). Die Werkself riss das Spiel in der Anfangsphase an sich und hatte teilweise mehr als 70 Prozent Ballbesitz. Prag stand in einem kompakten 4-5-1 extrem tief.

Im Mittelfeld kam Bayer dadurch kaum zur Entfaltung, Kerem Demirbay und Toptalent Florian Wirtz wurden im Zentrum gut kontrolliert. Dann fehlte dem erfahrenen schottischen Schiedsrichter William Collum das Fingerspitzengefühl, als er Bellarabi für ein zu spätes Tackling zu unrecht vom Platz stellte. Zuvor führte Demirbay aus guter Position einen Freistoß schwach aus (21.).

Am Spielgeschehen änderte der frühe Platzverweis nichts. Bayer investierte weiter viel, Prag ließ jedoch nichts zu. Die erste nennenswerte Aktion der Gastgeber war ein Kopfball von Lukas Provod (31.). Prag war die fehlende Spielpraxis merklich anzusehen. In der heimischen Liga ruht der Spielbetrieb aufgrund der Coronakrise. In den vergangenen dreieinhalb Wochen absolvierte Slavia lediglich eine Partie. Auf der Gegenseite verzog Demirbay einen sehenswerten Freistoß vor der Pause nur knapp (40.), Tomas Holes prüfte Bayer-Torwart Lukas Hradecky (43.).

In der Halbzeit brachte Bosz Leon Bailey für Lucas Alario, der nach den starken Leistungen der vergangenen Wochen nicht in Erscheinung getreten war. Wirtz rückte dafür in die Spitze. Zunächst geschah nicht mehr viel in der Eden Arena, bis Hradecky gegen den eingewechselten Olayinka zu spät kam und einen Foulelfmeter verursachte. Seinen Fauxpas bügelte er mit seiner Parade selbst aus (65.). Trotzdem schlug Olayinka nach einer Ecke doch noch zu.

(sid)



Wir können nichts für die Unfähigkeit anderer Klubs.

— Paul Breitner über die Überlegenheit des FC Bayern in der Bundesliga.