Tatort: Stamford Bridge. Beim Derby Chelsea gegen Tottenham geht es oft heiß her. Bereits in der Vergangenheit gab es hier hitzige Duelle. Eden Hazard schoss in diesem Derby damals Leicester City zum Meistertitel. Bis heute sprechen Chelsea Fans noch über legendäre Spiele gegen Tottenham, wie das FA Cup Finale 1967. Kurzum: Diese Rivalität wird nicht nur von den Fans, sondern vom ganzen Verein gelebt und diese lange Historie der Abneigung hat seit dem 14.08 ein neues Kapitel. Geschrieben von den beiden Trainern Thomas Tuchel und Antonio Conte
Sonntag, 14.08.2022
So früh in einer Saison gibt es eigentlich selten Spiele, die so hitzig und heiß sind. Eigentlich müssen sich die meisten Spieler noch in den Rhythmus der Liga finden. Doch nicht mit Chelsea und Tottenham. Die beiden Rivalen lieferten sich im Topspiel des Premier League Spieltages Nummer zwei, eine beinahe epische Schlacht. Eigentlich war Chelsea drückend überlegen. Doch nicht genutzte Chancen (auch ohne Timo Werner) brachten die Blues in eine missliche Lage. Zwar konnte Koulibaly recht früh seinen neuen Klub in Führung bringen. Tottenham glich allerdings aus und das galt es zu feiern. Zumindest dachte sich Antonio Conte das. Vor der Bank des FC Chelsea jubelte er sehr ausgiebig. Thomas Tuchel, der alles andere als ein Friedensstifter ist – Beispiel: Shawn Parker – geht in die direkte Konversation mit Conte. Die beiden stehen sich bereits hier direkt gegenüber. Die Emotionen kochen hoch. Beide werden getrennt.
Unzählige hitzige Situationen, Fehlentscheidungen und vergebene Chancen später ist es erst Tuchel, der den erneuten Führungstreffer laut bejubelt und Conte der der Story noch die Krone aufsetzt. Last Minute erzielt Tottenham noch den Ausgleichstreffer und nach dem Abpfiff wird es richtig hitzig. Tuchel und Conte scheinen sich eigentlich friedlich die Hand geben zu wollen. Doch Tuchel lässt nicht los. Angeblich soll Conte beim Handshake Augenkontakt vermieden haben. Eine Unsitte, die für Tuchel überhaupt nicht geht. Er „unterhält“ sich mit Conte noch ein bisschen. Die beiden tauschen den ein oder anderen Satz noch aus und es entwickelt sich eine Rudelbildung. Beide Trainer sehen im Nachhinein Rot.
Dass beide diesen Streit noch weiter befeuern, zeigt nur, dass sich beide nicht zu schade sind, auch mal ein bisschen Drama zu entwickeln. Tuchel antwortete später auf die Frage, ob er es denn genossen habe, mit: „Ja, und ich glaube, er hat es auch genossen. Es war nichts Schlimmes“. Auch sein Trainerkollege scherzte ein bisschen: „Das nächste Mal passen wir besser auf und geben uns einfach nicht die Hand. Problem gelöst.“
Eine angenehme Abwechslung im Einheitsbrei, den man doch des Öfteren hört. Solche Emotionen gehören zum Fußball dazu. Hier von unnötiger Schärfe zu sprechen, nimmt auch ein bisschen den Entertainmentfaktor aus dem Sport heraus. Eigentlich sind es doch solche Trainer, die man heutzutage braucht. Die nicht auf jeder Pressekonferenz die gleichen Sätze sagen und jedem gegnerischen Trainer erzählen, wie toll sie doch sind. Eine willkommene Änderung.
Die Stimmung auf den Rängen kommt mir vor wie bei der Einweihung einer Kläranlage.
— Sascha Ruefer