Die gute Laune bei Jürgen Klopp ist zurück, der Star-Trainer des FC Liverpool präsentiert sich «heiß» auf die neue Spielzeit. Kurz vor dem Premier-League-Start beim FC Chelsea herrscht Aufbruchstimmung in Anfield, die enttäuschende Vorsaison ist abgehakt.
Sonntag, 13.08.2023
Spekulationen über einen vorzeitigen Abschied des Trainers, der vor der Sommerpause öfter abgekämpft und gereizt wirkte, erwiesen sich als verfrüht. Gerüchte über ein angebliches Engagement als Bundestrainer bezeichnete Klopp kürzlich zwar als «große Ehre», stellte jedoch klar, dass er seine Reds nicht im Stich lassen werde.
Auch ohne Teilnahme an der Champions League gibt sich Klopp angriffslustig. «Manchmal brauchst du einen Rückschlag, um zu realisieren: «Ah, da ist das Problem»», sagte der 56-Jährige. «Und ich würde wirklich sagen, dass wir letztes Jahr einen ordentlichen Rückschlag erhalten haben. Ich habe mit Sicherheit einen bekommen, deshalb bin ich heiß. Die Spieler verstehen es auch und ich mag ihre Antwort sehr.»
Klopp noch bis 2026 in Liverpool unter Vertrag
Während der verkorksten vergangenen Saison, in der Liverpool nur auf dem fünften Tabellenplatz landete, wirkte Klopp häufig dünnhäutig. Er reagierte verärgert auf Reporterfragen und kassierte gleich zweimal eine Sperre wegen seines Fehlverhaltens gegenüber Schiedsrichtern. Auch deshalb wurde gelegentlich spekuliert, es könne Klopps letzte Saison in Anfield gewesen sein. Der Trainer, der noch einen Vertrag bis 2026 hat, dementierte das stets und strotzt nun sichtbar vor Tatendrang. Aus dem Umfeld hieß es, alle stünden hinter ihm.
Nach dem letzten Testspiel, einem 3:1 gegen Bundesligist SV Darmstadt, äußerte sich der Coach zufrieden. «Da ist natürlich schon noch Spielraum», räumte er zwar ein. Aber er wisse, woran seine Mannschaft arbeiten müsse. Mit Mohamed Salah, Diogo Jota und Luis Diaz trafen immerhin drei Angreifer, auf die es in der kommenden Spielzeit ankommen wird. Vor allem Jota zeigte sich während der Vorbereitung in bestechender Form.
Die Baustelle ist das Mittelfeld. Nach den Abgängen erfahrener Spieler wie Kapitän Jordan Henderson oder Fabinho sucht Liverpools Sportdirektor Jörg Schmadtke weitere Verstärkungen. Nach Neuzugängen wie Dominik Szoboszlai, der von RB Leipzig kam, und Alexis Mac Allister von Brighton & Hove Albion soll noch mindestens ein Spieler verpflichtet werden. Drei Angebote der Reds für Topkandidat Romeo Lavia von Absteiger Southampton wurden laut Medienberichten bisher abgelehnt.
Auch rund um den Ligaauftakt bei Chelsea am Sonntag könnte sich in Sachen Transfers noch etwas tun. Die Verjüngung im Mittelfeld sorgt aber schon jetzt für neue Euphorie im Umfeld des Clubs. «Liverpool hat wieder einen Motor, auch wenn noch einige Teile fehlen», schrieb die Zeitung «The Independent». Statt einer Veränderung im Mittelfeld habe Klopp eine Revolution bekommen. «Wir sahen wirklich frisch aus, richtig gut», stellte auch der Coach nach dem Darmstadt-Spiel zufrieden fest.
Manchester City wieder Titel-Favorit
Britische Medien und Kommentatoren erwarten, dass der FC Liverpool, der in dieser Saison nur in der Europa League vertreten ist, in der Premier League mindestens um einen Champions-League-Platz mitspielt. Mehr ist angesichts der starken Konkurrenz vorerst wohl nicht von der verjüngten Mannschaft zu erwarten.
Titelverteidiger und Triple-Gewinner Manchester City gilt wieder als Favorit. Der FC Arsenal, Überraschungsteam und Tabellenzweiter der vergangenen Saison, hat kostspielig aufgerüstet, unter anderem mit dem deutschen Fußball-Nationalspieler Kai Havertz und Englands Star Declan Rice. Dass mit den Gunners auch in dieser Spielzeit zu rechnen ist, zeigte der Sieg im Community Shield gegen Man City am vergangenen Wochenende.
Manchester United und Newcastle United wollen wieder oben angreifen - genauso wie der FC Chelsea, der nach einer desaströsen Spielzeit mit drei Trainerwechseln und Platz zwölf einiges gutzumachen hat. Mit dem neuen Coach Mauricio Pochettino und einem deutlich verschlankten Kader wollen die Blues mindestens zurück ins europäische Geschäft. Dabei helfen soll der Topneuzugang und frühere Leipziger Christopher Nkunku, dem allerdings eine längere Verletzungspause droht.
«Wir haben vier, fünf wirklich wichtige Trainingseinheiten bis zum Chelsea-Spiel, aber dann müssen wir sicherstellen, dass wir ihnen einen echten Kampf liefern», sagte Klopp. «Wir haben noch ein paar fußballerische Dinge zu klären, definitiv. Aber das ist normal. Die Saisonvorbereitung endet nie nach dem ersten Premier-League-Spiel. Sie geht bis zu ersten Länderspielpause.» Spätestens Anfang September sollte Jürgen Klopp mit seinen Reds also auf Kurs sein, damit die neue Euphorie in Anfield nicht nur ein kurzes Stimmungshoch war.(dpa)
Ohne mich wäre Jürgen Klinsmann heute noch mit dem Surfbrett unterwegs.
— Ex-Bundestrainer Berti Vogts, der dem DFB nach der EM 2004 Klinsmann als Nachfolger für den zurückgetretenen Rudi Völler empfahl