Er Conte nur Chelsea – Tottenham in der Trainer-Krise

von Carsten Germann14:39 Uhr | 27.03.2023
Foto: Imago

Das war es für Antonio Conte! Der 53 Jahre alte Italiener wurde am Sonntag als Trainer von Tottenham Hotspur entlassen. Ein Schritt, der nur wenig überraschte. Conte hatte sich mit provokanten Aussagen über den Klub praktisch um Job und Kragen geredet. Mit dem Meistertrainer des FC Chelsea aus dem Jahr 2017 geht bei den „Spurs“ nun der 4. Coach seit 2019.

Damals hatte Tottenham mit dem argentinischen Coach Mauricio Pochettino („The Posch“) das Champions-League-Finale gegen den englischen Liga-Rivalen FC Liverpool (0:2) erreicht.

1.967 Tage

Doch im November 2019 musste Pochettino gehen, obwohl er mit 1,84 Punkten pro Spiel auf den drittbesten Schnitt aller „Spurs“-Manager kommt, die mindestens 30 Spiele für den Klub aus dem Londoner Norden arbeiteten.

1.967 Tage war der Argentinier im Amt, nur 3 Trainer hielten sich in Tottenham länger im Amt. Rekordmann ist natürlich der legendäre Billy Nicholson († 2004 / „Wenn du nichts gewinnst, spielst du eine schlechte Saison“), der zwischen 1958 und 1974 u. a. mit dem englischen Double (1961) und den Europapokalerfolgen 1963 und 1972 (UEFA-Cup) der ungekrönte König an der White Hart Lane war.

Seit Pochettino weg ist – und das müssen wir so platt sagen – geht in Tottenham der Posch nicht mehr ab.

Im Gegenteil: Seitdem ist Tottenham in der Trainer-Krise, mit klarer Tendenz zu Hire-and-Fire.

  • Kein Trainer blieb seither 2 volle Spielzeiten im Amt, auch der „Special One“, José Mourinho (60) nicht.
  • 516 Tage war der exzentrische Portugiese bei den „Spurs“ und kam mit 1,77 Punkten im Schnitt nur knapp schlechter weg als Antonio Conte.

9 Siege

Die Verpflichtung von Mourinhos Landsmann Nuno Espirito Santo erwies sich, auch hier müssen wir es mit einer Plattitüde sagen, als vergebliches Warten auf den heiligen Geist!

  • Mit dem zuvor bei Wolverhampton Wanderers erfolgreichen Coach gab es in 17 Spielen zwar 9 Siege, doch nach 3 Niederlagen aus 4 Partien im Herbst 2021 zogen die Bosse um Daniel Levy (60) die Notbremse.

Contes Rundumschlag nach dem 3:3 gegen den FC Southampton hatte Züge von Giovanni Trapattonis legendärer Wutrede (März 1998) bei Bayern München. „Ich habe Spieler gesehen, die sich nicht gegenseitig helfen wollen und mit Herz spielen“, giftete Conte, „Warum ist das so? Sie sind es so gewohnt, sie wollen nicht unter Druck spielen, wollen keinen Stress haben  Deshalb hat der Klub auch so lange nichts gewonnen (Letzter Titel: Liga-Cup 2008, mit Coach Juande Ramos, d. Red.). Ich habe gesehen, welche Trainer bei Tottenham auf der Bank gesessen haben.“

Tja, wir auch… 



Für mich als Österreicher ist das immer noch viel.

— Oliver Glasner, Trainer des VfL Wolfsburg, vor dem Europa-League-Spiel gegen PFK Oleksandrija am Donnerstagabend, zu dem sein Verein nur rund 10 000 Zuschauer erwartete