Deutschland gegen Niederlande. Dieses Fußball-Duell weckt immer große Emotionen. Schon zum vierten Mal treffen die Rivalen innerhalb von elf Monaten aufeinander - und bekunden diesmal gegenseitig ihren großen Respekt.
Freitag, 06.09.2019
Für Joachim Löw ist der Auftakt in die EM-Saison mit der Qualifikations-Partie am heutigen Abend (20.45 Uhr/RTL) in Hamburg vor allem ein Gradmesser im Reifeprozess seines jungen Teams.
AUSGANGSLAGE: Die Bilanz ist verheißungsvoll. Nach drei Siegen aus drei Spielen ist der Grundstein auf dem Weg zur EM 2020 schon gelegt. Doch noch muss nachgelegt werden. Mit einem Sieg gegen Oranje würde die Löw-Elf die Tabellenführung in der Gruppe C übernehmen. Die hat noch Nordirland nach jeweils zwei Siegen gegen Weißrussland und Estland inne. Deutschland folgt derzeit drei Punkte dahinter.
Die Niederlande haben nach bislang einem Sieg und einer Niederlage lediglich drei Punkte auf dem Konto. «Druck gibt es immer. Sowohl bei uns als auch bei der deutschen Mannschaft», sagte der niederländische Nationalcoach Ronald Koeman in Hamburg. «Vielleicht diesmal ein bisschen mehr bei uns. Aber wir haben auch noch mehr Spiele.»
PERSONAL: Bis zuletzt will Löw an der genauen Taktik feilen. 5-2-3, 3-4-3 oder 4-3-3, alle Varianten könne die Mannschaft spielen, sagte der Chefcoach. Wichtig sei nur, als Team aufzutreten. «Wir leben von der mannschaftlichen Geschlossenheit», sagte der Bundestrainer. Festgelegt hat sich Löw auf Kapitän Manuel Neuer im Tor. Herausforderer Marc-André ter Stegen muss sich weiter gedulden.
Eine dauerhafte Stammplatzgarantie bekam Serge Gnabry in der Angriffsreihe. Als Ersatz für den verletzten Leroy Sané nannte Löw Timo Werner und Julian Brandt als Kandidaten. Die Tendenz geht dabei klar zum Leipziger Werner. Ausdrücklich bedauert hat Löw den kurzfristigen Ausfall des Münchners Leon Goretzka, der im Hinspiel als offensiver Mittelfeldmann überzeugte.
GEGNER: Auch Holland ist noch im Umbruch. Das machten Bondscoach Koeman und Kapitän Virgil van Dijk vor dem Spiel nochmals klar. Aber: «Wir wollen gewinnen», betonte der Abwehrhüne und frisch gekürte Europas Fußballer des Jahres vom FC Liverpool. Oranje hat nach zwei verpassten Turnieren einen Vorsprung beim Neuaufbau, meinte Löw, der die «Ajax- und Barcelona-Schule» hervorhob. Frenkie de Jong wechselte gerade aus Amsterdam zu den Katalanen, Matthijs de Ligt spielt jetzt für Juventus Turin. In der Nations League wurde nicht nur Deutschland zum Abstieg verurteilt. Erst das Finale ging gegen Portugal verloren.
PROGRAMM BIS 2020: Nach dem Holland-Gipfel geht es für die DFB-Elf am Sonntag nach Belfast. Einen Tag später steht das Duell mit den robusten Nordiren an. Im besten Fall kann dann schon das EM-Ticket gelöst werden. Die restlichen drei Quali-Spiele finden am 13. Oktober in Estland, am 16. Oktober in Mönchengladbach gegen Weißrussland und am 19. November in Frankfurt erneut gegen Nordirland statt. Die EM-Gruppen werden am 30. November in Bukarest ausgelost. Deutschland kann nur als Gruppensieger im besten Lostopf landen. Beim Turnier 2020 finden zwei oder drei Vorrundenpartien in München statt.
PERSPEKTIVE 2024: Joachim Löw blickte bei seiner Pressekonferenz vor dem Holland-Spiel sogar schon über die EM 2020 und die nächste WM 2022 in Katar, nach der sein derzeitiger Vertrag endet, hinaus. 2024 findet die EM in Deutschland statt. Dann könnten Gnabry, Werner, Sané und auch der hochgelobte Kai Havertz im Zenit ihrer Karriere stehen. «Die Mannschaft weiß und versteht, dass sie in der Zusammensetzung die nächsten Jahre einiges erreichen kann», sagte Löw.
(dpa)
Das war seine beste Leistung. So schnell war er im ganzen Turnier nicht.
— Ein belgischer Reporter zum wortlosen Abgang von Lothar Matthäus bei der EM 2000