Das Ticket ist gebucht, jetzt ist Joachim Löw gefordert. Mit einem 4:0 (1:0) gegen Weißrussland schaffte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft einen Spieltag vor Qualifikationsabschluss den erwarteten Sprung zu Europameisterschaft 2020.
Samstag, 16.11.2019
Matthias Ginter von Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach stellte mit seinem ersten Länderspieltor (41. Minute) in seinem Heimstadion die einseitige Partie gegen den krassen Außenseiter auf Sieg. In der zweiten Halbzeit legten Leon Goretzka (49.) und zweimal Toni Kroos (55. und 83.) nach und sicherten die 13. deutsche EM-Teilnahme. Kapitän Manuel Neuer erwies sich dazu mit einem gehaltenen Elfmeter als sicherer Rückhalt. Trotz des klaren Ergebnisses kam bei nur 33.164 Fans im Borussia-Park aber nur selten EM-Stimmung auf.
Im letzten Spiel am 19. November in Frankfurt gegen Nordirland kann sich das DFB-Team (jetzt 18 Punkte) nun sogar noch den Gruppensieg sichern, da der bisherige Spitzenreiter Niederlande (16) über ein 0:0 in Nordirland nicht hinaus kam. Für die Briten (13) war das Unentschieden allerdings zu wenig, sie müssen nun als Dritter auf die Playoffs im März kommenden Jahres hoffen. Bundestrainer Löw muss bis zum ersten EM-Spiel am 16. Juni in München nun im Schnellverfahren seine junge Mannschaft in eine Verfassung bringen, um die Topnationen herausfordern zu können. Für Löw wird es das siebte große Turnier als verantwortlicher Trainer sein, womit er Helmut Schön (6) endgültig hinter sich lässt.
«Ich bin schon sehr zufrieden. Die Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht. Umbruch, junge Mannschaft, sie haben es gut gelöst», lobte Bundestrainer Joachim Löw, der zum 180. Mal an der Seitenlinie stand. Nun sei das Ziel, auch nach dem letzten Spiel Tabellenführer zu sein.
«Es war unser großes Ziel, heute schon die Quali klar zu machen. Wir freuen uns, dass wir beim großen Turnier dabei sind», sagte Ginter, der zu den großen Gewinnern am Samstag zählte. «Im Verein läuft es ganz gut, hier auch. Ich kann mich momentan nicht beschweren», fügte Ginter hinzu. Zufrieden war auch Kroos: «Es fehlt noch etwas Erfahrung, aber wir bekommen gewisse Abläufe immer besser rein. Wie weit wir sind, sehen wir kurz vor dem Turnier. Aktuell zähle ich uns nicht zu den absoluten Favoriten. Aber das heißt ja nicht immer was.»
«London '20» war vor dem Spiel im deutschen Fanblock zu lesen. Doch bevor vom Finalort der EURO geträumt werden durfte, hatte die DFB-Auswahl ihre Pflicht zu erledigen. Und da gestaltete sich das Unterfangen gegen den Weltranglisten-86. zu einem Geduldsspiel. Gegen die extrem tiefstehenden Weißrussen, die teilweise mit einer Sechser-Abwehrkette agierten, waren für das im Vergleich zum Estland-Spiel auf sieben Positionen veränderte deutsche Team die Räume extrem eng.
Die Mannschaft um den ins Team zurückgekehrten Anführer Toni Kroos setzte zwar die Löw'sche Vorgabe nach einem «druckvollen Spiel» und «Dynamik» um. Es fehlte aber oftmals der letzte Pass. Mehr als 80 Prozent Ballbesitz und 12:0 Torschüsse standen bereits nach einer halben Stunde zu Buche. Das Tor wollte aber nicht fallen. Ein Schuss von Ginter parierte Torhüter Aliaksander Gutor (15.), dazu trafen Kroos (20.) und Serge Gnabry (24.) das Außennetz.
Nachdem auch noch Timo Werner die bis dato beste Chance per Kopf veergab (38.), wäre der viermalige Weltmeister beinahe bitter bestraft worden. Ein Distanzschuss von Igor Stassewitsch konnte Neuer gerade noch parieren, auch im direkten Anschluss war der Kapitän gegen Denis Laptew zur Stelle (40.). Ansonsten war der Münchner nahezu beschäftigungslos. Löw hatte schon vor dem Spiel die Rollenverteilung festgelegt, am Dienstag wird Neuers Rivale Marc-André ter Stegen dann zwischen den Pfosten stehen.
Sehenswert, aber nicht regelkonform fiel dann doch das deutsche Führungstor. Nach Schuss von Gnabry leitete Ginter den Ball per Hacke ins Tor. Der Gladbacher hatte jedoch Glück, dass seine Abseitsstellung nicht gesehen wurde. Einen Video-Schiedsrichter gibt es in der EM-Qualifikation nicht.
Der Gladbacher agierte nach dem langfristigen Ausfall von Niklas Süle auch als Abwehrchef. Daneben kam der junge Freiburger Robin Koch zu seinem zweiten Länderspiel-Einsatz, da der Leverkusener Jonathan Tah seine Verletzung noch nicht richtig auskuriert hatte. Auf den Außenbahnen hinterließ der Leipziger Lukas Klostermann den besseren Eindruck als Nico Schulz.
Im zweiten Durchgang musste die deutsche Mannschaft nicht so lange auf ein Erfolgserlebnis warten. Nach einer Ecke von Kroos ließ Ginter den Ball zu Goretzka passieren, der von der Strafraumgrenze traf. Der Münchner fügte sich bei seiner Rückkehr ins Team mit einem hohen Laufpensum gut ein. Das neunte Tor in seinem erst 24. Länderspiel war die Belohnung dafür. Die Gegenwehr der Weißrussen war gebrochen. Kroos erzielte das dritte Tor, aber auch hier hätte eine Abseitsstellung von Werner geahndet werden können.
Danach verflachte die Partie, einzig Neuer war weiter hellwach. In der 75. Minute parierte der Keeper sogar einen Foulelfmeter von Stassewitsch. Das Foul hatte zuvor Koch begangen. Auf der Gegenseite krönte Kroos seine gute Leistung mit einem weiteren Tor.
(dpa)
Einem, der unter Tränen um meine Jacke bat, habe ich sie geschenkt.
— Friedel Rausch, Trainer des 1. FC Kaiserslautern, nach einem 2:0 in Wattenscheid.