Löw nominiert: Torwartfrage pikant - Neuer: «Eh immer gut»

von Marcel Breuer | dpa13:58 Uhr | 03.10.2019
Nationaltorhüter Manuel Neuer will sich nicht mehr zur Konkurrenz-Situation im DFB-Team äußern. Foto: John Walton/PA Wire/dpa
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Manuel Neuer oder Marc-André ter Stegen? Dass Joachim Löw schon bei der Kadernominierung das Geheimnis lüftet, wer im Prestige-Duell mit Argentinien die Nummer eins sein darf, ist nicht zu erwarten.

Die Torwartfrage aber wird vor dem nächsten Länderspiel-Doppelpack der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erneut in den Mittelpunkt rücken. Kapitän Neuer will sich vor dem Testspiel am kommenden Mittwoch in Dortmund gegen Argentinien und dem EM-Qualifikationsspiel vier Tage später in Tallinn gegen Estland zunächst nicht mehr zur Konkurrenz-Situation äußern.

Stattdessen wies Neuer vor der Bekanntgabe des Aufgebotes durch Löw am Freitag auf seine gute Verfassung hin. «Ich spiele die letzten Wochen eh schon immer gut. Ich konzentriere mich einfach auf meine Leistung», sagte der 33 Jahre alte Münchner Torhüter nach dem famosen 7:2 des FC Bayern bei Tottenham Hotspur. Neuer hatte mit einer starken Leistung in London erneut seine Topform bestätigt.

Nach den jüngsten EM-Qualifikationspartien gegen die Niederlande (2:4) und in Nordirland (2:0) mit Neuer im Tor hatte Barcelona-Keeper ter Stegen seine Unzufriedenheit über seine Rolle als Ersatzmann zum Ausdruck gebracht. Neuer wies als Reaktion deutlich auf den Teamgedanken hin. «Ich habe einmal was gesagt. Und danach habe ich mich nur auf mich, auf mein Training und meine Spiele konzentriert. Alles andere habe ich nicht zu verantworten», sagte Neuer jetzt.

Löw hatte dem 27 Jahre alten ter Stegen noch in Nordirland erneut einen Einsatz in Aussicht gestellt: «Marc haben wir zugesagt, dass er auch seine Spiele kriegt. Das wird auch so sein.» Als dritten Torhüter wird der Bundestrainer für den anstehenden Spiele-Doppelpack wahrscheinlich wieder Bernd Leno vom FC Arsenal berufen. Der Frankfurter Kevin Trapp fällt wegen einer Schulterverletzung aus.

Löw-Vorgänger Jürgen Klinsmann erinnert die Torwartdebatte um Neuer und ter Stegen an die Situation vor der WM 2006. Der ehemalige Bundestrainer warnt aber vor einer Dramatisierung der Situation: «Wir versuchen gerne in unserer Kultur, ein Problem daraus zu machen. Ich sehe das nicht als Problem, sondern als Vorteil, den wir haben. Das habe ich auch damals immer wieder und wieder wiederholt, wie eine Schallplatte, dass Jens Lehmann und Oliver Kahn zwei absolute Ausnahme- und Weltklassetorhüter sind.» Bei der WM spielte Lehmann.

Klinsmann empfahl, den Zweikampf Neuer kontra ter Stegen laufen zu lassen: «Ich finde das gar nicht schlecht, dass jeder seine Position einnimmt und Marc sagt, 'ich will um jeden Preis spielen, ich spiele beim FC Barcelona'. Und der Manuel sagt, 'ich bin die Nummer eins'. Dass man denen die Freiheit gibt, das zu sagen, finde ich vollkommen in Ordnung», sagte der einstige Chef von Löw.

Dieser lässt sich von der in Deutschland schon traditionellen Torhüterdiskussion ohnehin nicht schrecken. Für ihn stehen in der Prioritätenliste auf dem Weg zur EM 2020 andere Dinge weiter oben. Das DFB-Team geht zwar als Spitzenreiter (12 Punkte) in den finalen Dreikampf um zwei EM-Tickets mit den Nordiren (12) und den Niederlanden (9 Punkte, ein Spiel weniger). Doch noch fehlen der Mannschaft Stabilität und Balance. Die jungen Spieler brauchen weiter Praxis auf höchster Ebene. «Der Weg in die Spitze ist kein einfaches Unterfangen», betonte der Bundestrainer.

Neben Trapp und dem Langzeitverletzten Leroy Sané (Manchester City) stehen Löw auch Antonio Rüdiger vom FC Chelsea (Leistenverletzung), Leon Goretzka vom FC Bayern (Oberschenkelverletzung) sowie Julian Draxler und Thilo Kehrer von Paris Saint-Germain (beide Fußverletzung) nach derzeitigem Stand nicht zur Verfügung.

(dpa)



Wenn mich einer in der Zeitung Zigeuner genannt hat, habe ich in aller Öffentlichkeit Schreibtischmörder zu ihm gesagt.

— Paul Breitner, Eintracht Braunschweig, über den Umgang mit Journalisten...