Auf dem Platz glänzte Toni Kroos wieder in seiner Paraderolle als Mr. Zuverlässig. Die Aussicht auf ein besonderes Jubiläum pünktlich beim nun gesicherten EM-Start in München brachte Joachim Löws großen Stabilisator aber kurz aus dem Konzept.
Dienstag, 19.11.2019
«So weit habe ich noch gar nicht gerechnet», sagte Kroos zum möglichen 100. Länderspiel ausgerechnet beim Turnierauftakt im Sommer 2020. Diese Marke lässt auch ihn nicht kalt, das war Kroos anzusehen. «Dann hat das bestimmt eine Bedeutung. Ich hoffe, dass es erfolgreich wird. Sonst kann ich mir nichts dafür kaufen», fügte der Mittelfeldstar von Real Madrid an.
Sein 95. Länderspiel am Samstag in Mönchengladbach war sein bestes seit dem WM-Desaster - nicht nur wegen der zwei Tore beim 4:0 gegen Weißrussland. «Er hat einfach eine überragende Orientierungsfähigkeit auf dem Platz. Er führt die Mannschaft an. Er macht das auch neben dem Spielfeld wirklich sehr gut. Er ist ein Vorbild in seiner ganzen Art und Weise, wie er diesen Beruf sieht», lobte Löw.
Für den Bundestrainer ist der 29-Jährige ein Fixpunkt im EM-Konzept. Nicht umsonst räumte er ihm gleich nach der WM-Pleite Sonderrechte wie selbstgewählte Ruhephasen in Länderspielwochen ein, die sich Kroos auch in diesem Sommer gönnte. Entsprechend amüsiert reagierte Kroos auf eine Reporterfrage, ob die Tore gegen Weißrussland ihm nun den EM-Platz gesichert hätten. «Ich hoffe», sagte er.
Einen Hang zur Arroganz - ein häufiger Vorwurf ob seiner lässigen Spielweise - konnte Kroos im Borussia Park niemand vorwerfen. Er grätschte sogar ungewohnt oft, wenn es nötig war. Für Löw geht der Kroos-Wert über die Spielaktionen hinaus: «Er arbeitet vor und nach dem Training für sich. Er ist top-professionell. Das sehen natürlich die jungen Spieler. Es ist gut, wenn man so ein Vorbild in der Mannschaft hat», sagte der Bundestrainer.
In Löws Kader hat Kroos die meisten Länderspiele (95) und die meisten Tore (17). Letztmals gelang ihm ein Doppelpack beim legendären 7:1 im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien. Die Pan-Europa-EM wird schon das sechste Turnier für Kroos seit der WM 2010. So lange ist außer ihm nur Kapitän Manuel Neuer schon dabei.
«Natürlich sind solche Spieler wie Manuel Neuer oder Toni Kroos extrem wichtig. An ihnen können sich die anderen Spieler orientieren. Toni Kroos hat ein überragendes Spiel gemacht. Nicht nur wegen seiner Tore. Er ist ständig Anspielstation, auch in Bedrängnis», sagte Löw über seine Führungsspieler. Das Team anzuleiten, hat Kroos sich zu einer persönlichen Aufgabe für 2020 gemacht, es dürfte schließlich seine dritte und letzte Chance auf den EM-Titel sein. «Ich persönlich erwarte das von mir. Es ist nun mal so, dass es verschiedene Bereiche gibt und das in jedem Bereich einer vorneweg geht.»
(dpa)
Man muss eine richtige Drecksau sein, damit die Mannschaft erschrickt.
— Matthias Sammer