Cristiano Ronaldo steht mit Portugal im EM-Viertelfinale. Beim 3:0-Sieg im Elfmeterschießen gegen Slowenien hätte „CR7“ aber sowohl ein großer als auch ein tragischer Held werden können. Am Ende blieben dem 39-Jährigen viele Tränen, eine Entschuldigung an die Fans und ein Dank an seinen Torwart und Matchwinner Diogo Costa.
Cristiano Ronaldo
AL Nassr•Angriff•Portugal
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Slowenien wurde für den Europameister von 2016 zur Mammutaufgabe. Die Slowenen verteidigten leidenschaftlich gegen die Portugiesen, die meist an sich selbst scheiterten. Nach 13 Abschlüssen und 90 gespielten Minuten stand es folglich 0:0. Die souveräne Abwehrleistung Sloweniens setzte sich auch in der Verlängerung fort – mit großer Mithilfe von Atlético-Madrid-Schlussmann Jan Oblak und einem tränenreichen Cristiano Ronaldo.
Der EM-Rekordtorschütze hatte nach 103 Minuten die portugiesische Führung auf seinem rechten Fuß. Sloweniens Vanja Drkusic hatte Diogo Jota im Strafraum zu Fall gebracht. Elfmeter für Portugal. CR7 hatte nach einer torlosen Gruppenphase die Chance auf den Rekord als ältester EM-Torschütze aller Zeiten – und auf eine wichtige Führung für den Viertelfinaleinzug. Doch Oblak tauchte ins rechte untere Eck ab und parierte den eigentlich gut geschossenen Strafstoß.
Die vergebene Großchance hatte Ronaldo emotional ziemlich mitgenommen. Die Bilder erinnerten an einen ähnlichen Tränenausbruch nach dem Ausscheiden Portugals bei der letzten Weltmeisterschaft. „Natürlich war ich unglaublich traurig und hinterher überglücklich“, sagte der fünfmalige Weltfußballer nach Abpfiff in der „ARD“ über seinen vergebenen Elfmeter. „Ich habe versucht, das Spiel zu entscheiden und den Elfer reinzumachen. Aber das ist mir nicht gelungen. Ich habe letztes Jahr immer getroffen, aber Oblak hat wirklich super gehalten.“
Ronaldo verschaffte den auf Konter lauernden Slowenen weiterhin die Chance auf einen späten Lucky Punch, nachdem Portugal vor dem gegnerischen Tor oft zu harmlos geblieben war. Leipzigs Benjamin Sesko vergab kurz vor Schluss eine Großchance zum slowenischen Überraschungssieg. Dabei hatte Timi Maxi Elsnik vor dem Spiel angekündigt, im Elfmeterschießen im Vorteil zu sein. Mit Oblak hätten sie „einen der besten Torhüter.“ Doch im Elfmeterschießen wurde der andere Torwart auf der Gegenseite zum Helden.
Portugals Diogo Costa parierte die ersten drei slowenischen Elfmeter. Josip Ilicic, Jure Balkovec und Benjamin Verbic scheiterten am Keeper vom FC Porto. Auch Cristiano Ronaldo konnte dem Sieg gegen Slowenien – wenn auch nur verhalten – seinen Stempel aufdrücken. Der Superstar von Al-Nassr ließ sich von seinem verschossenen Elfer nicht irritieren und trat mutig als erster Schütze für Portugal an. Beim zweiten Anlauf entschied er sich für die andere Seite des Tores. Mit Erfolg. Oblak war zwar in der richtigen Ecke, doch Ronaldos zweiter Elfmeter zu platziert.
Dem Stürmer fiel sichtlich ein Stein vom Herzen, auch wenn er auf einen großen Jubel verzichtete. Viel mehr entschuldigte er sich bei den portugiesischen Anhängern.
Nur Keita-Ruel hat die Arme hinter dem Rücken. Alle anderen Spieler schützen ihren liebsten Kameraden.
— Jörg Dahlmann, Sky, beim Spiel SV Darmstadt 98 gegen SV Sandhausen