Deutschland und das berühmt-berüchtigte „zweite Spiel“

von Carsten Germann23:47 Uhr | 18.06.2024
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„So Wirtz was mit dem Titel“ frohlockte BILD am Montag, immer noch unter dem Eindruck des 5:1-Auftaktsieges für Deutschland gegen Schottland. Am Mittwoch geht es in Stuttgart gegen Ungarn. Da ist der Erfolg scheinbar vorprogrammiert. Aber Vorsicht: Ein starker Start in eine EM- oder WM-Turnier war mitunter nur ein Rausch. Deutschland hat im berühmt-berüchtigten „zweiten Spiel“ Licht und Schatten in seiner Turnierbilanz. Das Portal Fussballdaten.de blickt nur auf das zweite Vorrundenspiel bei EM-Endrunden seit 2000.

Deutschland

Fifa-Weltrangliste: 11Stand:

„Fußball zum Verlieben“ (BILD am SONNTAG), „Public Jubel“ (Kicker-Sportmagazin / Montag) – Die Jubel-Arien zum deutschen Auftaktsieg gegen Schottland wollten nicht enden.

„Das war nur der Anfang“, sagte DFB-Torschütze Emre Can. An zu viel Euphorie glaubt Europameister Andreas Möller in einer Kicker-Kolumne nicht: „Mit Sicherheit ordnen Bundestrainer Julian Nagelsmann und alle Spieler diesen gelungenen Start in die Heim-EM richtig ein.“

Ganz sicher. Doch die Erwartungshaltung und die Fallhöhe sind nach dem 5:1 gegen die Schotten hoch. Und trotz aller akribischen Vorbereitung ging das „zweite Spiel“ insbesondere bei EM-Endrunden seit 2000 oft genug schief – und wirkte mitunter als Stimmungskiller.

Ausnahme: Holland und Belgien 2000 – bei dieser EURO war mit der von „Sir Erich“ Ribbeck betreuten deutschen Mannschaft schon vorher kein Staat und keine Stimmung zu machen.

„Nationalmannschaft auf Grund gefahren“

Ein mühsames 1:1 gegen Rumänien zum Start – und dann fast schon der K.o.-Schlag: 0:1 gegen England durch ein Tor von Alan Shearer in Charleroi (Belgien).

Die EM endete im Desaster: 0:3 gegen die B-Elf von Portugal in Rotterdam. „Wir haben das Kapitel Nationalmannschaft endgültig auf Grund gefahren“, bilanzierte DFB-Torhüter Oliver Kahn.

Besser war es auch 2004 nicht: 1:1 gegen die hoch eingeschätzten Holländer zum Start, dann aber nur 0:0 gegen Lettland und „Aus“ gegen Tschechien (1:2). Teamchef Rudi Völler, der die DFB-Elf 2002 noch ins WM-Finale geführt hatte, trat zurück.

2008 erreichte Deutschland erstmals seit 1996 wieder das EM-Finale. Auf dem Weg nach Wien gelang gegen Polen (2:0) ein schnörkelloser Start. Dann aber folgte im zweiten Gruppenspiel ein 1:2 gegen Kroatien in Klagenfurt, es kam zu einem „Endspiel“ ums Weiterkommen gegen Co-Gastgeber Österreich. Ohne den gesperrten Bastian Schweinsteiger gewann Deutschland dank Michael Ballack 1:0, EM-Stimmung gerettet.

In Frankreich kam Deutschland 2016 mit einem 2:0 gegen die Ukraine ins Turnier, mühte sich danach in St. Denis aber nur zu einem 0:0 gegen Polen und Robert Lewandowski. Für das Finale reichte es am Ende nicht… 



Ich muss den Überblick behalten, das sagt auch mein Trainer.

— Sean Dundee, Star des Karlsruher SC, über seine alte und seine neue Freundin...