C‘ est fou! Wann gibt es das erste „echte“ Frankreich-Tor?

von Carsten Germann12:23 Uhr | 09.07.2024
Foto: Imago

Das Halbfinale der EURO 2024 in Deutschland wirft seine Schatten voraus – Spanien gegen Frankreich macht am Dienstagabend in München den Anfang. Eigentlich ein Klassiker, aber nur Spanien konnte bislang überzeugen. „La Furia Roja“ ist mit 11 Treffern in die Vorschlussrunde gestürmt. Frankreich reichten 3 Törchen, um das Semifinale zu erreichen. Mit einer statistischen Besonderheit.

Eigentlich und uneigentlich hat der Vize-Weltmeister von 2022 noch gar kein Tor aus dem laufenden Spiel heraus erzielt!

Das 1:0 gegen Österreich im ersten Gruppenspiel in Düsseldorf resultierte aus einem Eigentor von ÖFB-Spieler Maximilian Wöber.

Frankreich in Düsseldorf: Mehr Fortune als die Fortuna

Dann nullte man sich gegen die Niederlande (0:0) in Leipzig so durch und im letzten Gruppenmatch gegen das bereits ausgeschiedene Polen (1:1) in Dortmund war der Torerfolg ein ruhender Ball, als Superstar Kylian Mbappé (25) vom Elfmeterpunkt aus traf.

Weiter ging es im krampfhaften Frankreich-Stil gegen den Nachbarn und Erzrivalen Belgien in Düsseldorf – 1:0 durch ein Eigentor von Belgien-Routinier Jan Vertonghen.

  • Damit stand fest: Frankreich profitierte in seinen 2 Spielen in der Arena von Düsseldorf häufiger von Eigentoren als die heimische Fortuna, die in der gesamten Zweitliga-Saison 2023/2024 nur ein Tor eines Gegenspielers ins eigene Netz bejubeln durfte. C‘ est fou!

5 Elfmeter

Gegen Portugal im Viertelfinale langweilte die „Equipe Tricolore“ ebenso wie Portugal mit Cristiano Ronaldo beim 0:0 über 120 Minuten die Zuschauer in Hamburg.

Erst im Elfmeterschießen kam Frankreich mit 5 verwandelten Bällen weiter.

Die Frage, ob der Halbfinal-Einzug verdient sei, beantwortete Kylian Mbappé in seiner gewohnt unverbindlichen Art: „Das ist schwer zu beantworten, weil wir in Euphorie sind.“

Ah, oui! Sie sind also in Euphorie…

Um das auf dem Platz zu erkennen, brauchte man – ähnlich wie bei den Engländern – viel Fantasie.

Das sieht zumindest Weltmeister Emmanuel Petit (53) so. Der Final-Torschütze von 1998 kritisierte beim Redaktions-Netzwerk Deutschland (RND) am Dienstag vor allem Kylian Mbappé: „Momentan ist er eines Kapitäns unwürdig, er übernimmt zu wenig Verantwortung auf dem Platz.“

  • Davon abgesehen: Frankreich lief in jedem Spiel weniger als der Gegner.

37 Prozent 

  • Gegen Portugal hatten „Les Bleus“ nur 37 Prozent Ballbesitz.
  • Aber: In 451 Minuten, in denen Mittelfeld-Kante N’Golo Kanté auf dem Platz stand, hat Frankreich eben auch kein Tor kassiert. Nie zuvor hatte ein Spieler bei einer EURO mehr Minuten absolviert, ohne einen Gegentreffer hinnehmen zu müssen. Das ist unter dem Strich eben auch Qualität…

  • Zum Vergleich: 1984 stürmte Frankreich bei der Heim-EM mit 15 Toren zum Titel, 2000 in Belgien und den Niederlanden waren es 13, darunter auch 2 gegen Spanien im Viertelfinale (2:1) in Brügge. 


Früher haben die Spieler einen roten Kopf gekriegt, wenn sie uns bei Vertragsverhandlungen 10.000 Mark mehr an Gehalt aus dem Kreuz geleiert hatten. Am Ende hatten sie nicht einmal mehr bei einer Million einen roten Kopf.

— Borussia Dortmunds Präsident Gerd Niebaum