DFB-Team

Zahlen: Österreich - Deutschland, „Ausprobiererei“ Anno 1986…

von Carsten Germann17:00 Uhr | 21.11.2023
Foto: Imago

Aus der Serie „Warten auf Heriberto“! – Österreich gegen Deutschland, der Länderspiel-Klassiker am Dienstagabend in Wien. Am 29. Oktober 1986 landete das ÖFB-Team mit einem fulminanten 4:1 (0:0) seinen höchsten Erfolg gegen Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Herbert Waas
AngriffDeutschland
Zum Profil

Person
Alter
61
Daten

2. Bundesliga

Spiele
35
Tore
11
Vorlagen
-
Karten
1--

Nur 1931 gewann „das Team“, wie die Nationalmannschaft Österreichs von der Presse und den Fans in der Alpenrepublik auch genannt wird, höher gegen Deutschland – 5:0 in Wien und 6:0 im Berliner Mommsenstadion.

Der legendäre Matthias Sindelar, der 1939 unter nie geklärten Umständen starb, WM-Star von 1934 und Fußball-Idol von Austria Wien, traf beim 5:0 drei Mal. In Berlin war Anton Schall von Admira Wien 3-facher Torschütze.

Nur 9-mal

  • Insgesamt holte Österreich nur 9-mal einen Sieg gegen den Nachbarn aus Deutschland, zuletzt am 2. Juni 2018 in Klagenfurt.
  • Zum Mythos wurde das „Wunder von Cordoba“ bei der WM 1978 in Argentinien (3:2) mit 2 Toren von Johann „Hans“ Krankl (70).
  • Sowohl 1978 als auch 2018 bezwang Österreich den (noch) amtierenden Weltmeister.
  • Höchstes Heim-Ergebnis seit 1945 bleibt aber das 4:1 von 1986, welches der ORF-Reporter damals als „unvergesslichen Abend im Wiener Stadion“ bezeichnete.

Nicht zu Unrecht! Toni Polster (59) von Austria Wien und Rapid-Stürmer Reinhard Kienast waren die Torschützen für Österreich. Wie in der österreichen Hauptstadt seit Krankl (Rapid) und Herbert ,,Schneckerl" Prohaska (FK Austria) üblich, teilt man sich in Wien eben die Deutungshoheit...

Das ÖFB-Team wurde von dem nicht minder von Legenden umrankten Heribert Weber (66) vom SK Rapid als Kapitän geführt.

„Ein Weltklasse-Team“

„Diesen Sieg reihe ich angesichts der Rivalität weit oben ein“, erzählte Toni Polster der Wiener Kronen-Zeitung (Ausgabe vom 17. November 2023), „die Deutschen hatten damals ein Weltklasse-Team.“

Als Vize-Weltmeister sicherlich. Aber nicht an diesem Abend. Die Aufstellung der DFB-Elf würde Lothar Matthäus heute wahrscheinlich als „Ausprobiererei“ abkanzeln.

Denn: „Weltklasse“ lässt sich nicht auf den ersten Blick vermuten. Ja, einige Leistungsträger hatten sich mit dem WM-Finale gegen Argentinien (2:3) am 29. Juni 1986 in Mexiko verabschiedet.

Mittelfeld-Regisseur und Schach-Großmeister Felix Magath war ebenso aus der deutschen Nationalmannschaft zurückgetreten wie Karl-Heinz Rummenigge, damals mit 51 Spielen Rekord-Kapitän der DFB-Auswahl, und Lautern-Idol Hans-Peter Briegel.

  • Eike Immel war die neue Nummer eins. Der Keeper vom VfB Stuttgart blieb in nur 6 von 19 Länderspielen ohne Gegentor.

Den ÖFB-Sturm aufhalten sollten die deutschen Abwehrspieler Thomas Hörster, Wolfgang Funkel (Uerdingen), Guido Buchwald und Thomas Berthold – nur dem Stuttgarter Buchwald und dem späteren Wahl-Römer Berthold war eine Weltkarriere im DFB-Team vergönnt.

2 Länderspiele

  • Wolfgang Funkel spielte nur 2-mal, der Leverkusener Thomas Hörster 4-mal für Deutschland.

Und dann natürlich er. Herbert Waas (60 / „Warten auf Heriberto“ / Kicker) – mutmaßlich neben Hörster und Wolfgang Rolff nur deshalb von Teamchef Franz Anton Beckenbauer, mit mintgrüner Jacke am Spielfeldrand, nominiert, weil Bayer Leverkusen in der Bundesliga auf Rang 2 stand – machte gegen die Österreicher eines seiner 11 Länderspielen.

Wo waren die Arrivierten in Wien? Klaus Allofs (1. FC Köln) war DFB-Kapitän. Rudolf „Rudi“ Völler (63) kam zur Pause für Michael Frontzeck ins Spiel und traf zum zwischenzeitlichen 1:1.

  • Lothar Herbert Matthäus sah nach 63 Minuten Rot.
  • Es war sein einziger Platzverweis in 150 Länderspielen. 


Für mich gehören der emotionale Aspekt, die Tradition, die Verbundenheit von Fans und Verein dazu, wenn ich mich für einen Verein entscheide.

— Domenico Tedesco, neuer Trainer des erst 2009 gegründeten Vereins RB Leipzig.