Gewinner und Verlierer der Länderspiele

von Jean-Pascal Ostermeier | sid13:34 Uhr | 27.03.2024
Gewinner und Verlierer der Länderspiele
Foto: AFP/SID/INA FASSBENDER

Julian Nagelsmann lässt keinen Raum für Interpretationen: Wer beim Entfachen der Euphorie gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) nicht dabei war, wird es sehr schwer haben, sich noch in die EM-Elf der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu spielen. Dadurch ergeben sich nach den Länderspielen eindeutige Gewinner und Verlierer:

GEWINNER

Toni Kroos

Nach fast drei Jahren zurück - und wieder die Spinne im Netz, die sofort merkt, wenn die Beute den Faden touchiert. Kroos weiß, was die Gegner tun werden, bevor sie es selbst wissen. Ein Eiswürfel-Pinkler, wie Nagelsmann sagt, das Copyright dafür liegt bei Rudi Völler. In Lyon applaudierten "Le Chef" sogar die Franzosen, Oranje stellte ihm voller Ehrfurcht einen Wachmann auf die Füße. Nicht mehr wegzudenken. 

Julian Nagelsmann

Ganz ruhig, hatte der Bundestrainer gesagt, keine Weltuntergangsfantasien, es ist nur Fußball - lasst uns kicken. Das tat seine Mannschaft, wurde ja auch Zeit, und wie! Zwei Siege gegen Top-Nationen nacheinander gab es zuletzt beim WM-Triumphzug 2014, Nagelsmanns Mut zur Veränderung wurde fürstlich belohnt. Und der DFB sah sich darin bestätigt, den Bundestrainer weiter zu umgarnen, um diese glückliche Ehe zu verlängern.

Robert Andrich

Schlief einst nach einer "schlechten" Apfelschorle im Bett der Ehefrau von Felix Kroos, gibt jetzt dessen Bruder sicheres Geleit. Der "Worker" und der Weltstar - das passt. Und zwar, wie Andrich urteilte, "sehr, sehr gut".

Die drei Zauberer

Wow. In ständigen Rochaden quirlten Florian Wirtz, welch historisches Blitz-Tor gegen Frankreich, Jamal Musiala und Kai Havertz auf hoher Stufe namentlich bestens besetzte Abwehrreihen durcheinander. "Wir verstehen uns gut, und es kann noch besser werden", sagte Musiala. Noch besser?! Gerne. 

Maximilian Mittelstädt

Keine Erfahrung, maximal mittelmäßig - das harte Urteil schien für einige der 84 Millionen Bundestrainer schon vorher festzustehen: Für den früheren Hertha-Reservisten ist die DFB-Elf eine Nummer zu groß. Doch der Stuttgarter hat die ewige Baustelle links hinten trotz mancher Schwäche in Rekordzeit geschlossen und einen Startplatz sicher.

VERLIERER

Leroy Sane

Gut, den Münchner so zu nennen, ist wohl zu hart. Nagelsmann stellte dem noch im Juni beim nächsten Länderspiel gegen die Ukraine gesperrten Münchner eine EM-Garantie aus. Sein Besuch bei der Mannschaft in Frankfurt war ein Zeichen: Du gehörst dazu! Allerdings wohl nur noch in einer Jokerrolle.

Pascal Groß 

Die Entdeckung der USA-Reise, tatsächlich. Spät debütierend - und direkt in guter Harmonie mit Ilkay Gündogan. Der aber ist eine Position nach vorne gerückt, weil Kroos der Boss im defensiven Mittelfeld ist. Und zu dem passt Andrich nun mal besser. Muss sich zudem des Angriffs des diesmal krank fehlenden Aleksandar Pavlovic erwehren.

Robin Koch / Maximilian Beier

Die einzigen beiden Feldspieler ohne Einsatzminuten. Beier wackelt allein deshalb, weil im Sommer Sane wieder dazukommen wird. Koch wäre wohl erster Streichkandidat, sollte sich eines der Dortmunder Sorgenkinder doch noch einmal in Höchstform präsentieren.

Alle Daheimgebliebenen

Hummels, Schlotterbeck, Süle, Brandt, Goretzka, Gnabry. Wer hat sie vermisst? Wer wird sie vermissen? Nur überragende Leistungen in Bundesliga und Champions League oder, bitte nicht, EM-verhindernde Verletzungen von Konkurrenten können ihnen noch helfen. Von den kurzzeitig ausprobierten Prömel, Behrens oder Ducksch ganz zu schweigen.

(sid)




Maslo war wie ein Feldherr und schon damals nicht mehr zeitgemäß.

— Eintracht Braunschweigs Rekordspieler Bernd ,,Baccardi" Buchheister über Trainer Uli Maslo, mit dem der deutsche Meister von 1967 im Jahr 1993 in die Oberliga Nord stürzte.