Vor 30 Jahren: Das Halbfinale der Außenseiter

von Carsten Germann18:59 Uhr | 12.03.2024
Foto: Imago

Wer komplettiert das Halbfinale? 1. FC Saarbrücken gegen Borussia Mönchengladbach, das ist am Dienstagabend die Nachholpartie im DFB-Pokal-Viertelfinale. Das Portal Fussballdaten.de blickt auf eine Halbfinal-Konstellation, die vor 30 Jahren ähnlich kurios war wie 2024. Und zwar im „Bericht aus Berlin“.

Tennis Borussia Berlin
Oberliga NOFV-Nord
Rang: 8Pkt: 25Tore: 40:32

Es ist so etwas wie eine unserer Lieblings-Rubriken: „In dieser Woche vor 30 Jahren“ in der Fußball-Woche (Berlin). Dort wurde das Pokal-Halbfinale 1994 mit Ex-Bundesligist Tennis Borussia Berlin noch einmal lesenswert aufgerollt.

Man kann sagen: Es war ein Halbfinale der Außenseiter. Denn außer den in der 2. Liga spielenden „Veilchen“, wie der Klub aus dem Berliner Bezirk Charlottenburg auch genannt wird, waren noch Rot-Weiß Essen aus der 2. Bundesliga und der abstiegsbedrohte Bundesligist Dynamo Dresden unter den letzten Vier.

Einziger Platzhirsch war Pokal-Spezialist Werder Bremen. Die Mannschaft von Trainer-Legende Otto Rehhagel (85) hatte auf dem Weg ins Halbfinale u. a. den Erzrivalen Hamburger SV (4:2) und mit dem 1. FC Kaiserslautern (6:5 n. E. (2:2 n. V.) zwei Bundesligisten verabschiedet – und gewann auch in Dresden mit 2:0.

  • Essen hatte u. a. den FC St. Pauli und den MSV Duisburg aus dem Pokal geworfen.

250.000 Euro für das Halbfinale

Tennis Borussia Berlin war u. a. gegen Eintracht Braunschweig, die Amateure des FC Bayern München und den SC Freiburg weitergekommen.

  • Der Halbfinal-Einzug brachte den beiden Zweitligisten eine sichere Einnahme von umgerechnet 250.000 Euro.
  • Die Bundeshauptstadt Berlin stellte zu diesem Zeitpunkt keinen Erstligisten.
  • Aber mit „TeBe“ hatte zum zweiten Mal in Folge ein Berliner Team die Chance auf das Finale. 1993 hatten die von dem Berliner Barden Frank Zander begleiteten Amateure von Hertha BSC, die im Finale nur knapp Bayer Leverkusen (0:1) unterlegen waren, diese „Einmal im Leben“-Gelegenheit für sich genutzt.

„Das Pokalendspiel ist ein Erlebnis, das einem keiner mehr nehmen kann“, so motivierte „TeBe“-Trainer Wolfgang Sidka, 1977 und 1979 in Diensten der Hertha Pokal-Finalist, seine Mannschaft.

Tennis Borussia Berlin reiste mit 1.000 Fans an die Essener Hafenstraße – diese Motivationshilfe reichte nicht.

„TeBe“, damals unter der Regentschaft von Präsident und Musik-Produzent (u. a. When the Rain begins to fall, Jermaine Jackson & Pia Zadora, 1984, d. Red.) Horst Nußbaum, genannt Jack White (Weltkarriere unter bürgerlichem Namen nicht möglich), verlor mit 0:2.

Pokalfinale und Zwangsabstieg

Stars beim Zweitliga-Schlusslicht aus Berlin waren der spätere Champions-League-Sieger (mit dem BVB 1997), René Tretschok, Ex-Bayern-Torhüter Gerry Hillringhaus, Andrzej Kobylanski und der Ex-Lauterer Thomas Vogel.

BILD forderte anschließend „Gnade für die Pokal-Helden aus der 2. Liga“. Umsonst. Die Essener erhielten keine Zweitliga-Lizenz – und mussten trotz des Finaleinzugs (1:3 in Berlin gegen Bremen) zwangsabsteigen.

Für Bremens pfälzischen Star Mario Basler war es der einzige große Titel in 3 Jahren bei Werder.

Bis wieder eine Berliner Mannschaft – der 1. FC Union Berlin – im Finale in der eigenen Stadt stand, dauerte es bis zum Jahr 2001. 



Unser Training war so geheim, dass wir manchmal selbst nicht zuschauen durften.

— Bernd Hölzenbein