Die aufmunternden Worte von Sportvorstand Fredi Bobic beim nächtlichen Bankett im Berliner Nobel-Hotel Ritz-Carlton konnten die tief enttäuschten Profis der Frankfurter Eintracht kaum trösten.
Mit versteinerten Mienen standen die Hessen nach der 1:2-Niederlage im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund auf der Bühne und ignorierten das Motto des Abends: «Kopf hoch - Lebbe geht weider!»
«Ich bin einfach nur traurig, enttäuscht, dass wir das Spiel verloren haben», schilderte Frankfurts «Fußball-Gott» Alexander Meier die Gefühlslage der gesamten Mannschaft. «Wir hätten gern den Pokal gewonnen.»
Vor 74 322 Zuschauern im Berliner Olympiastadion und Millionen Fußball-Fans weltweit an den TV-Geräten hatte der Underdog dem Favoriten alles abverlangt. Doch das Happy End blieb aus: Die Eintracht muss auch nach 29 Jahren weiter auf den ersten Titel warten. «Es herrscht eine tiefe Enttäuschung», erklärte Bobic. «Jetzt ist die Zeit, die Seele ein wenig baumeln zu lassen. Dann müssen wir den Kopf hochhalten und weiter arbeiten.»
Die Frankfurter stehen erneut vor einem personellen Umbruch. «Ich will nicht sagen, dass wir wieder bei Null anfangen müssen. Aber wenn man einige Spieler verliert, ist es klar, dass unsere Ansprüche deckungsgleich mit denen in dieser Saison sein werden», erklärte Trainer Niko Kovac. Da stand am Ende ein elfter Rang in der Bundesliga.
Stürmer Haris Seferovic, der in der ersten Halbzeit nur den Pfosten traf, wechselt zu Benfica Lissabon. Der ausgeliehene Innenverteidiger Jesus Vallejo muss wohl zu Real Madrid zurück. Ob Slobodan Medojevic, der in seinem ersten Saisonspiel nach langer Verletzungspause überraschend in der Startformation stand, einen neuen Vertrag erhält ist genauso offen wie die Zukunft von Torwart Lukas Hradecky oder Flügelspieler Ante Rebic.
Der Kroate hatte in der 29. Minute die frühe BVB-Führung durch Ousmane Dembélé (8.) ausgeglichen. Pierre-Emerick Aubameyang (67.) machte mit einem verwandelten Foulelfmeter, den Hradecky verschuldet hatte, die Frankfurter Pokal-Hoffnungen zunichte.
Der verpasste Triumph wird den Hessen noch länger wehtun. «Natürlich hätte es mit dem Pokalsieg mehr Einnahmen geben können in der nächsten Saison, weil wir dann international gespielt hätten. Jetzt ist es nicht so. Das bedeutet, wir müssen wieder jeden Euro umdrehen, bevor wir ihn ausgeben können», sagte Kovac.
Große Sprünge sind also nicht drin für die Eintracht, zumal für die Verpflichtung des Franzosen Sébastien Haller vom FC Utrecht eine Rekordablöse von geschätzt sechs bis sieben Millionen Euro investiert wurde. Damit sind die Einnahmen aus dem DFB-Pokal in Höhe von knapp zehn Millionen Euro fast schon aufgebraucht.
Um die Planungen für die kommende Saison voranzutreiben, verzichtet Kovac zunächst auf seinen Urlaub. «Wir wollen so schnell wie möglich die Sachen aufarbeiten. Es liegt einiges auf dem Tisch. Ich bin noch einige Tage da, da werden wir vieles durchsprechen und hoffentlich gute Lösungen finden», kündigte der 45-Jährige an. «Wir müssen sehen, was wir stemmen können.»
Zum Abschied zollte Bobic den Spielern in seiner Saisonbilanz noch einmal ein dickes Lob. «Es waren tolle Siege dabei, aber auch schmerzhafte Niederlagen. Es war eine Teamleistung heute und deshalb noch mal ein großes Dankeschön für das, was ihr geleistet habt dieses Jahr», sagte der Sportvorstand.
Immerhin galt die Eintracht vor der Saison als heißer Kandidat auf den Abstieg, mit dem sie nie etwas zu tun hatte. «Wenn ich sehe, wo wir im vergangenen Jahr waren, nämlich in der Relegation, und jetzt waren wir im Pokalfinale und haben dem BVB alles abverlangt - da bin ich stolz auf die Mannschaft», sagte Kovac. Die Erkenntnis, etwas Tolles geleistet zu haben, wird sich mit etwas Abstand auch bei den Spielern einstellen. Routinier Meier prophezeite: «In zwei, drei Tagen können wir stolz sein auf unsere Leistung.»
(dpa)
Etwas Besseres kann dem deutschen Fußball gar nicht passieren, als dass eine Mannschaft nicht nur vorne ist, sondern auch erfolgreich, aber deswegen ist sie ja vorn.
— Jens Nowotny