Der „ewige Tabellenführer“ im DFB-Pokal, der FC Bayern München, erlebte am Mittwoch beim 0:5 (0:3) bei Borussia Mönchengladbach in vielerlei Hinsicht einen historischen Abend.
Mittwoch, 27.10.2021
„Eine Pokalnacht für die Geschichtsbücher“, schrieb die Gladbacher Online-Redaktion am späten Mittwochabend bei Twitter nicht ohne Stolz. Die Bayern mussten sich damit zum zweiten Mal in Folge in Runde zwei aus dem DFB-Pokal verabschieden. Das wäre nichts Neues.
Zwei Mal „Aus“ in Runde zwei – Bayern wie vor 30 Jahren!
Das passierte ihnen auch in den Jahren 1991 und 1992. Damals verfügten die Münchner explizit nicht über eine Klasse-Mannschaft. Sie mussten auch in der Bundesliga Außenseitern wie Kaiserslautern oder VfB Stuttgart in Sachen Meisterschaft den Vortritt lassen. Im Pokal sorgten der saarländische Ex-Bundesligist FC Homburg (4:2 nach Verlängerung) und das aufstrebende Borussia Dortmund (7:6 n. E.) vor 30 Jahren für den Knock-out des FC Bayern. 2020/2021 bzw. in dieser Saison waren es Holstein Kiel (8:7 n. E.) und Gladbach.
Gladbach beendet Pokal-Fluch gegen die Bayern
Neu dagegen ist: Borussia Mönchengladbach – so schlecht wie seit elf Jahren nicht ins erste Saisonviertel in der Bundesliga gestartet – hatte bis zum 27. Oktober 2021 noch nie ein DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern gewonnen. Die Münchner entschieden gegen den Dauer-Rivalen der 1970er- und frühen 1980er-Jahre sieben von acht Spielen für sich. Es gab nur ein Remis für die „Fohlen“. Es war ein 2:2 nach Verlängerung in der zweiten Runde der Saison 1987/88. Bayern gewann das Wiederholungsspiel im Olympiastadion mit 3:2 (n. V.). Zwei Pokal-Begegnungen gingen ins Elfmeterschießen. 2012 gewannen die Bayern das Halbfinale im Borussia-Park mit 4:2 im Elfer-Krimi. Noch epischer war’s im Finale 1984 in Frankfurt (8:7. E. für den FC Bayern).
Ein gewisser Lothar Herbert Matthäus (60) verschoss in seinem letzten Spiel für Gladbach vor seinem Wechsel nach München einen Elfmeter. Den Ball sollen sie im Frankfurter Stadtwald heute noch suchen…
Gladbach – FC Bayern 5:0: Ein Fall für die Statistiker
Apropos suchen: Die Statistiker mussten schon während der ersten Halbzeit nach den Rekorden und Bestmarken suchen, die diese Partie kippen würde. Borussia Mönchengladbach erzielte durch Manu Koné und zwei Mal Ramy Bensebaini drei Tore in den ersten 21 Minuten – der schnellste 0:3-Pokalrückstand für den FC Bayern! Am Ende hieß es 5:0, Gladbachs Stars wippten im Takt mit den Fans.
Auf Münchner Seite sprach Sportdirektor Hasan Salihamidzic von einem „kollektiven Blackout“ und der FC Bayern hatte die Gewissheit, die höchste Niederlage in diesem Wettbewerb kassiert zu haben. Die bis zum Mittwoch höchste Pokal-Pleite des FC Bayern München war ein 1:5 beim 1. FC Köln am 12. April 1972 im Viertelfinal-Rückspiel. Also vor fast 50 Jahren.
Auch die Wiener Klubs lieferten „Fünfer-Packs“ gegen die Bayern
Doch es gab noch mehr rote Zahlen für die Roten aus München in diesem Spiel. Fünf Tore in einem Pokalspiel hatte der FC Bayern in der Nachkriegszeit vorher nur zwei Mal – 1972 in Köln und 2012 gegen den BVB im Finale in Berlin – kassiert. Alle weiteren „Fünfer-Packs“ gegen den FC Bayern wurden vor bzw. während des Zweiten Weltkriegs und von zwei Teams geschnürt, die nicht aus Deutschland kamen. Es waren Austria und Rapid Wien. „Die Violetten“ aus dem 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten demütigten die Bayern in der vierten Pokalrunde 1941 mit 5:1 im eigenen Stadion an der Grünwalder Straße. 1939 mussten die Münchner beim 2:5 gegen den SK Rapid Wien in Runde drei ebenfalls fünf Gegentore hinnehmen.
Wettbewerb übergreifend war das 0:5 in Gladbach für den FC Bayern die höchste Pleite seit 43 Jahren. Auch damals am Rhein, 1:7 bei Fortuna Düsseldorf am 9. Dezember 1978.
Die Spieler sind heute zum Teil kleine Bratwürste. Schlafmützen, die pennen, und kommen nicht aus den Füßen. Heute schleicht sich keiner mehr ins Trainingslager, früher mussten wir die Jungs mit dem Lasso einfangen.
— Reiner Calmund bringt eine Episode aus der Reihe ,,Früher war alles besser"...