Die Aussicht auf die nächste magische Nacht und einen weiteren Titel hat die zuletzt trübe Stimmung rund um Eintracht Frankfurt wieder aufgehellt - vorerst jedenfalls.
Mit dem hart erarbeiteten Einzug ins DFB-Pokalfinale hat der hessische Fußball-Bundesligist eine bemerkenswerte Antwort auf die öffentliche Kritik der vergangenen Wochen gegeben. «Balsam für die Seele» sei das gewesen, erklärte Kapitän Sebastian Rode.
Das 3:2 (0:1) im Halbfinale beim VfB Stuttgart am Mittwoch hat die Diskussionen um die Zukunft von Trainer Oliver Glasner vermutlich noch nicht beendet, vorübergehend aber beruhigt. Das Finale gegen RB Leipzig am 3. Juni in Berlin wird für die Pokalspezialisten vom Main bereits das vierte Endspiel eines Cupwettbewerbs in sechs Jahren. Zum Ende einer wechselhaften Saison winken erneut ein Pott und die Europapokal-Qualifikation. Grenzenlos ist die Freude in Frankfurt deswegen aber nicht. Die Gemengelage bleibt gemischt.
«Zeigt, welch geile Truppe wir sind»
Er sei «wahnsinnig froh über diesen Sieg, diese Willensleistung», sagte Glasner nach dem nervenaufreibenden Kampf des Europa-League-Siegers mit den in der Bundesliga vom Abstieg bedrohten Stuttgartern und sprach seiner Mannschaft ein «Kompliment» aus. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren in einem Finale zu stehen, «zeigt, welch geile Truppe wir sind», betonte der 48-Jährige.
Nach der Partie hatte der Coach bereits mit den Eintracht-Fans gefeiert und wieder seinen inzwischen legendären Diver gezeigt. Mit dem hatte er auch schon die Siege in der vergangenen Europa-League-Saison, die vor knapp einem Jahr mit dem Final-Triumph in Sevilla endete, gefeiert. In Stuttgart war die Szene ein Sinnbild der Erleichterung. Die letzten Wochen seien «anstrengend» gewesen, sagte Glasner.
Gerade über den Trainer war viel spekuliert und geredet worden. Dass er die Eintracht trotz bis 2024 laufenden Vertrages im Sommer verlassen könnte. Dass sein Verhältnis zu Teilen der Mannschaft nicht mehr ganz intakt sei. Dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Sportvorstand Markus Krösche gäbe. Der angeblich auch von europäischen Topclubs umworbene Glasner hatte das dementiert und zuletzt mehrfach betont, dass er davon ausgehe, die Frankfurter auch in der kommenden Saison zu trainieren.
Pokal-Coup könnte weitere Kräfte freisetzen
Nach dem Sieg in Stuttgart verdeutlichte er nun, wie sehr ihn all diese Diskussionen gestört haben. «Ich kann vieles nicht ganz so nachvollziehen», sagte Glasner. Bis vor zwei Jahren wäre eine Runde wie diese «eine hervorragende Saison für die Eintracht» gewesen, betonte er. Rang neun in der Liga, Achtelfinal-Aus in der Champions League, Endspiel im DFB-Pokal - die Frankfurter haben wahrlich schon schlechtere Zeiten erlebt.
«Das zeigt wieder, welche Grenzen wir in den letzten zwei Jahren offenbar verschoben haben, weil es jetzt dazu geführt hat, dass unsere Arbeit und meine groß infrage gestellt wurde. Als wäre das alles nicht mehr gut genug für die Eintracht», erklärte Glasner und schob noch mal hinterher: «Damit kann ich halt oft nichts anfangen.» Die erneute Titelchance dürfte nun helfen. Ihm und dem ganzen Verein.
«Extrem wichtig» sei der Sieg gegen den VfB gewesen, sagte Sportchef Krösche. «Gerade nach dieser langen Durststrecke und der Kritik, die auch zurecht da ist und immer noch da sein sollte. Wir sind ja trotzdem nicht zufrieden mit den letzten Wochen», erklärte er. In der Liga haben die Frankfurter immerhin seit neun Spielen nicht mehr gewonnen. Nachdem Vorstandschef Axel Hellmann die Gerüchte um seinen möglichen Abgang in dieser Woche abgeräumt hat, könnte der Pokal-Coup weitere Kräfte freisetzen.
Die lange Negativserie hätte «am Nervenkostüm gezehrt», gestand Mittelfeldspieler Rode. Doch auf ihre Pokal-Qualitäten können sich die Frankfurter weiter verlassen. «In den Nächten mit Flutlicht sind wir scheinbar hellwach», sagte Rode schmunzelnd. Titel seien das, «was am Ende in Erinnerung bleibt», meinte sein Teamkollege Djibril Sow. «Wenn wir das wieder schaffen könnten, wären es grandiose zwei Jahre für Eintracht Frankfurt.» Und all der Ärger der vergangenen Wochen womöglich vergessen.(dpa)
Ich habe gehört, dass Bernd Schuster neun Kilometer gelaufen ist. Dann braucht er kein Auto mehr, dann kann er auch von zu Hause ins Stadion laufen.
— Dragoslav Stepanovic als Trainer von Bayer Leverkusen.