Mit Maddli, einem plüschigen und natürlich weiblichen Bernhardiner-Welpen, haben die deutschen Fußballerinnen schon Bekanntschaft gemacht. Im allerbesten Falle vollführen Giulia Gwinn und Co. mit dem Maskottchen nach dem Endspiel der Europameisterschaft am 27. Juli in Basel Freudentänze. Bis dahin ist es ein weiter Weg für das deutsche Team und den neuen Bundestrainer Christian Wück. Das Ziel neunter EM-Titel für das Turnier in der Schweiz aber steht.Ex-Bundestrainer Horst Hrubesch traut der DFB-Auswahl dabei «alles» zu. «Weil ich weiß, da sind gute Mädels dabei, junge Mädels», sagte der 73-Jährige. Er hat sich die Partien nach seiner Amtszeit im Fernsehen angeschaut und ist weiter begeistert von den «Mädels». So nennt sie übrigens auch Wück.
Lob von Hrubesch
«Der entscheidende Faktor ist: Sie gehen wieder von der ersten bis zur letzten Minute. Sie geben Gas, sie versuchen, sie machen, sie tun», lobte HSV-Idol Hrubesch. Polen, Dänemark und Schweden heißen die Gegner in der Vorrunde. Nach einem ereignisreichen Jahr mit Olympia-Bronze in Frankreich und dem Trainerwechsel will Wück den Umbruch weiter schnell vorantreiben. Sechs Neulinge hat der frühere Bundesliga-Stürmer in seinen ersten vier Länderspielen berufen. Dabei glänzten die DFB-Frauen zuletzt beim 6:0 gegen die Schweiz in Zürich und posierten dort strahlend mit Maddli - wenige Tage später gab's jedoch die ernüchternde 1:2-Niederlage in Bochum gegen Italien.
«Wir wollen uns einspielen»
Im neuen Fußballjahr steht erst mal die Nations League an. Am 21. Februar geht's in den Niederlanden los, am 25. Februar in Nürnberg gegen Österreich. Schottland ist weiterer Gruppengegner. Für die insgesamt sechs Partien gab Wück diese Prämisse aus: «Wir wollen uns einspielen, wir wollen uns Sicherheit geben für das Turnier dann in der Schweiz.»Der 51-Jährige hat längst angekündigt: «Ich werde keine Spielerin mit zur Europameisterschaft nehmen, die nicht daran glaubt, dass wir den Titel holen können.» 2013 gewann Rekord-Europameister Deutschland letztmals den Pokal. Nach einem Tief nach dem Olympia-Gold von Rio 2016 gab es 2022 in England EM-Silber, ehe es 2023 in Australien das vorzeitige WM-Aus setzte.
Mit drei großen Personalfragen ins neue Jahr
Wücks offensiver und draufgängerischer Fußball hat den Spielerinnen zuletzt viel Spaß gemacht, auch wenn einiges noch nicht klappte. Frankfurts Offensivspielerion Laura Freigang sieht «alles sehr positiv. Wir geben alle alles, damit es im Sommer eine runde Sache wird». Drei wichtige Personalfragen nimmt Wück mit ins neue Jahr. Allen voran jene, ob Lena Oberdorf rechtzeitig zum Jahreshöhepunkt fit wird nach ihrer Mitte Juli erlittenen Kreuzbandverletzung. «Meine Wunschvorstellung ist, dass ich es zur EM schaffe und davor auch noch ein paar Spiele machen kann», sagte die so wichtige Mittelfeldspielerin vom FC Bayern München der dpa.
Oberdorf sieht Gwinn als «Topfrau» für das Kapitänsamt
Dass ihre Clubkollegin Giulia Gwinn weiterhin als Spielführerin des Nationalteams auftritt, ist nicht nur für Oberdorf naheliegend. «Ich glaube, dass wir jetzt mit Giuli, wenn sie Kapitänin wird, eine Topfrau für den Job haben», sagte die 23-Jährige. Wück hat es noch nicht offiziell gemacht, dass Gwinn die deutschen Fußballerinnen als Nachfolgerin von Alexandra Popp auch ins EM-Jahr führt - doch daran gibt es kaum Zweifel. Die Münchnerin wurde kürzlich von den Fans auch noch zur «Nationalspielerin des Jahres» gewählt.Wesentlich spannender ist die Frage, mit welcher Nummer 1 zwischen den Pfosten Wück in die EM geht. Olympia-Heldin Ann-Katrin Berger (34) vom US-Club NJ/NY Gotham FC pausierte zuletzt. Seit seinem Amtsantritt hat der Bundestrainer im Tor viel ausprobiert: Stina Johannes (24) von Eintracht Frankfurt, Sophia Winkler von der SGS Essen und Ena Mahmutovic vom FC Bayern (beide 21) durften ran.
Greift Bayern-Torhüterin Grohs noch in den Konkurrenzkampf ein?
In den Konkurrenzkampf eingreifen könnte auch noch Maria Luisa Grohs - wenn die Münchnerin nach ihrer Operation wegen eines bösartigen Tumors wieder schnell in Form kommt. Nach Bayern-Angaben kann die 23-Jährige im Optimalfall von Januar an wieder mit der Mannschaft trainieren.Wück und seine Co-Trainerinnen Maren Meinert und Saskia Bartusiak werden sich jedenfalls weiter viele Spiele ihrer EM-Kandidatinnen anschauen. «Es wird auf das nächste halbe Jahr im Verein ankommen», erklärte der Hrubesch-Nachfolger. «Die Mädels werden eingeladen, nicht weil sie 20, 25 oder 30 Jahre alt sind - sondern weil sie die Leistung im Verein abliefern.»(dpa)