Unter vielen jungen Wilden beim Confed Cup ist er die größte deutsche Entdeckung: Leon Goretzka, noch beim FC Schalke 04 unter Vertrag. In Russland kann er den Turniersieg und die Torjägerkrone holen.
Donnerstag, 29.06.2017
Der Spruch des Abends zum Erreichen des Confed-Cup-Endspiels kam von Timo Werner. «Wir würden uns auch freuen, wenn wir dafür jetzt nach Madagaskar oder ans andere Ende der Welt fliegen müssten. So ein Finale spielt jeder gern», sagte der 21-jährige Stürmer nach dem 4:1 (2:0)-Halbfinal-Sieg gegen Mexiko.
Nun muss diese junge deutsche Fußball-Nationalmannschaft bloß von Sotschi im Südwesten nach St. Petersburg im Nordwesten Russlands umziehen, um dort am Sonntag (20.00 Uhr/ZDF) ihr großes Finale gegen den Südamerikameister Chile zu bestreiten. Doch insbesondere Werner und dem ein Jahr älteren Leon Goretzka steht in diesem Spiel alles offen. Beide können mit diesem Perspektivteam auf einmal das gesamte Turnier gewinnen. Beide führen dazu noch mit jeweils drei Treffern die Torschützenliste des Confederations Cups an. Und denkt man bereits ein Jahr weiter, sind Goretzka und Werner auch diejenigen, die sich in den zwei Turnierwochen 2017 am nachdrücklichsten für einen Platz im deutschen WM-Aufgebot für 2018 empfohlen haben.
«Unser Erfolg und auch der der U21 sind pure Werbung für den deutschen Fußball», sagte Goretzka, der die Dinge gern etwas nüchterner und sachlicher ausdrückt als Werner. «Jetzt wollen wir auch noch den letzten Schritt gehen und das Finale gewinnen.»
Die Empfehlung, die insbesondere der Schalker mit nur 22 Jahren bei diesem Turnier abgibt, ist beeindruckend. Goretzka ist ein neuer deutscher Alleskönner im Mittelfeld. Er kann dort direkt vor der Abwehr eingesetzt werden oder auch als Antreiber weiter vorn.
Und plötzlich ist die Nummer 8 des Teams sogar ein Torjäger. Seine beiden Treffer gegen Mexiko waren der früheste Doppelpack der deutschen Länderspielgeschichte. «Ich kann mich nur wiederholen: Dieses Turnier ist eine gute Gelegenheit, sich zu zeigen», sagte Goretzka.
Ein Jahr vor der Weltmeisterschaft in Russland ist im deutschen Nationalteam gerade die Konkurrenz im defensiven Mittelfeld besonders groß. Neben Goretzka kommen mindestens noch die Weltmeister Toni Kroos und Sami Khedira, aber auch Sebastian Rudy, Emre Can und der in Russland verletzt fehlende Julian Weigl für das WM-Aufgebot in Frage.
Joachim Löw hält jedoch so viel von dem Schalker, dass man sich kaum noch vorstellen kann, dass er ihn 2018 zu Hause lässt. «Er kann im Mittelfeld auf verschiedenen Positionen spielen. Diese Klasse hat er einfach», lobte der Bundestrainer am Donnerstagabend in Sotschi.
Bleibt bei Goretzka nur noch eine Frage: Die nach seiner Zukunft. Der FC Schalke 04 hat in dieser Woche wieder einmal mehrfach betont, seinen besten Spieler auf keinen Fall vor dessen Vertragsende 2018 ziehen zu lassen. Spätestens dann rechnet jeder mit seinem Wechsel zum FC Bayern München. Goretzka muss sich entscheiden: Zieht es ihn schon in diesem Jahr zu einem Champions-League-Club? Oder ist es gerade vor einer WM besonders wichtig, in einem vertrauten Umfeld Stammspieler zu sein? «Er hat so viel Qualität: Ob er jetzt schon geht oder erst nach der nächsten Saison, wird am Ende seiner Karriere keinen Unterschied machen», sagte Teammanager Oliver Bierhoff dazu.
(dpa)
Wir waren früher härter - bei uns gab's keine Verletzungen, sondern nur glatte Brüche.
— Jürgen Friedrich