In der ersten Enttäuschung über Australiens Confed-Cup-Fehlstart war Tim Cahill in seiner neuen Rolle gefragt.
Donnerstag, 22.06.2017
Beim 2:3 gegen Deutschland stand der Rekordtorschütze der Socceroos nur vier Minuten selbst auf dem Feld, musste danach aber seine Wichtigkeit als Motivator für das Duell mit Kamerun unter Beweis stellen. «Mein Job ist es, diese jungen Spieler jetzt wieder aufzurichten», berichtete der 37-Jährige vor der Partie am Donnerstag (17.00 Uhr) in St. Petersburg.
Cahill steht für die größte Zeit des australischen Fußballs. Seine Boxeinlagen beim Torjubel vor der Eckfahne sind legendär. Mit ihm als Stürmer feierten die Roos 2006 beim Achtelfinaleinzug in Deutschland ihren bislang größten WM-Erfolg und scheiterten gegen den späteren Weltmeister Italien nur durch ein Tor in der fünften Minute der Nachspielzeit.
Inzwischen ist Cahill der letzte Verbliebene aus der Generation, die bei der Partie in Kaiserslautern noch auf dem Feld stand. «Er war mehr als ein Jahrzehnt der Herzschlag des Nationalteams», schrieb der australische «Daily Telegraph». Auch in der Qualifikation zum Weltturnier 2018 in Russland ist der Stürmer mit neun Toren immer noch treffsicherster Australier, muss sich aber immer häufiger mit der Zurückstufung zum Joker zufrieden geben.
Doch Ange Postecoglou baut weiter vor allem abseits des Platzes voll auf den nur 1,80 Meter großen Angreifer. «Er nimmt diese Führungsrolle an. Es hält ihn jung, dass er mit den Jüngeren rumhängt», erklärt der Trainer. «Weil er es auf das höchste Niveau geschafft hat, sprechen ihn die anderen Spieler darauf an. Tim ist hier wegen seiner Fähigkeiten dabei - aber er bringt dazu noch seine Erfahrung ein.»
Auf Vereinsebene ist das höchste Niveau für Cahill allerdings schon länger vorbei. Nach seiner Zeit in der Premier League hießen die Stationen New York Red Bulls, Shanghai Shenhua, Hangzhou Greentown und nun Melbourne City. Er wolle den Fußball in seiner Heimat «weiterentwickeln», begründete der langjährige Everton-Profi den Schritt zurück.
Und auch für die Socceroos hat er noch Ambitionen. Die mögliche vierte WM-Teilnahme bezeichnet Cahill als sein «Schicksal». Doch zunächst soll beim Confed Cup das frühere Aus des Asienmeisters verhindert werden - womöglich darf er dabei auch nochmal in seiner alten Rolle glänzen.
(dpa)
Das Gegentor fiel zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt. Aber man muss an dieser Stelle auch einmal die Frage stellen, ob es Gegentore gibt, die zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt fallen.
— Christoph Daum