Vor 46 Jahren: Bayern holen erstmals Landesmeister-Cup

von Jean-Pascal Ostermeier | sid11:36 Uhr | 17.05.2020
Georg Schwarzenbeck trifft 1974 in der letzten Sekunde
Foto: FIRO/SID

Nicht Franz Beckenbauer, nicht "Bomber" Gerd Müller oder Doppelpacker Uli Hoeneß: Der erste Triumph einer deutschen Mannschaft im Champions-League-Vorläufer "Europapokal der Landesmeister" wird noch heute vor allem mit Georg "Katsche" Schwarzenbeck in Verbindung gebracht.

Der Traum von Bayern München vom großen Finalsieg gegen Atletico Madrid scheint ausgeträumt, als der spätere spanische Nationaltrainer Luis Aragones (Europameister 2008) am 15. Mai 1974 im Brüsseler Heysel-Stadion in der Verlängerung zum 0:1 trifft (114.). Nur Sekunden sind noch zu spielen, Schiedsrichter Vital Loraux (Belgien) hat schon die Pfeife im Mund, als sich Verteidiger Schwarzenbeck ein Herz fasst - und aus über 30 Metern zum Ausgleich trifft.

Weil das Reglement noch kein Elfmeterschießen vorsah, kommt es zwei Tage später am selben Ort zum Wiederholungsspiel. Dort hat Atletico dem Münchner Angriffswirbel nichts entgegenzusetzen. Müller und Hoeneß treffen beim 4:0 jeweils doppelt, die Bayern besteigen erstmals den europäischen Fußball-Thron. Der kicker bejubelt "die Elf, die alle Grenzen sprengt". Held Schwarzenbeck genießt eher still.

Dass sein Schuss auf regennassem Rasen überhaupt ins Tor gegangen war, sei auch "Glück" gewesen, sagt er, "standen doch alle Spieler außer dem Maier-Sepp in der gegnerischen Hälfte". Torwart Miguel Reina, Vater des späteren Bayern-Keepers Pepe Reina, machte zudem keine gute Figur. Als beim Schlusspfiff alle Mitspieler auf ihn eingestürmt waren, erzählt Schwarzenbeck, habe er gedacht: "Lieber hätte der Gerd das Tor gemacht, der kennt sich aus mit der ganzen Journalisten-Fragerei."

Schwarzenbeck (72) aber wird noch heute auf seine Heldentat angesprochen. Mittlerweile, gibt er zu, sei er aber schon "recht stolz" auf den Treffer. Es war übrigens sein einziger in 39 Spielen im Landesmeister-Cup.

(sid)



Die meisten verkrampfen beim Laufen, aber ich schalte nach zehn Metern meinen Turbo ein. Ein tolles Gefühl, wenn du weißt: Keiner kann dich halten.

— Stefan Reuter