Vor 44 Jahren: Bayerns Weltpokalsieg

von Jean-Pascal Ostermeier | sid09:19 Uhr | 21.12.2020
Das Olympiastadion in München
Foto: FIRO/SID

Der wichtigste Bayern-Spieler beim ersten Triumph einer deutschen Fußball-Mannschaft im Weltpokal hieß Petrus - und war gar kein Profi. Der heutige Rekordmeister hatte seinen interkontinentalen Erfolg vor allem dem Wetter zu verdanken.

Das begann im Hinspiel gegen den brasilianischen Klub Cruzeiro Belo Horizonte mit Topstar Jairzinho am 23. November 1976 in München. Tagsüber hatte es derart heftig geschneit, dass Cruzeiros Mittelfeldspieler Wilson Piazza, wie Jairzinho 1970 an der Seite von "König" Pele Weltmeister, verängstigt gefragt haben soll: "Ist das der Weltuntergang?" Auf der Anfahrt zum Olympiastadion blieb der Bayern-Bus stecken, die Stars mussten anschieben.

Um den Schneemassen Herr zu werden, ließ die Stadionverwaltung den Platz wässern - eine folgenschwere Fehlentscheidung: Der Rasen verwandelte sich in eine Eisfläche. Vor nur 22.000 Zuschauern waren die Gäste anfangs trotzdem das bessere Team, doch zwei späte Tore von "Bomber" Gerd Müller (80.) und Jupp Kapellmann (82.) brachten den Bayern ein komfortables 2:0-Polster.

Doch das Rückspiel drei Tage vor Weihnachten im Estadio Mineirao, wo die deutsche Nationalmannschaft knapp 38 Jahre später ein historisches 7:1 gegen Brasilien auf den Rasen zauberte, schien unter keinem guten Stern zu stehen. Wegen Nebels hatte sich der Abflug aus München verzögert, im brasilianischen Sommer herrschte drückende Hitze, und die Bayern-Stars fielen nach nur vier Stunden Schlaf "halbtot aus dem Bus", wie Torwart Sepp Maier stöhnte.

Im Mineirao wurden sie von über 113.000 ekstatischen Zuschauern empfangen, Hinspiel-Torschütze Kapellmann wurde von einer Feuerwerksrakete getroffen. Doch wieder griff Petrus zugunsten der Bayern ein: Mit Beginn des Spiels setzte Regen ein, Wetter und Fans kühlten ab. In der folgenden Abwehrschlacht hielten die Bayern dank Maier und "Kaiser" Franz Beckenbauer ein 0:0.

Den Weltpokal bekamen sie trotzdem nicht, wie Fußball-Historiker Udo Muras 2001 in der Welt schrieb: Die Trophäe wurde erst später geschaffen. Und: Der sportliche Triumph war ein finanzielles Desaster: Reisekosten und Prämien (10.000 Mark pro Spieler) verschlangen die Einnahmen.

(sid)



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— Otto Rehhagel und die Journalisten...