Fatale Fehler, bittere Bruchlandung: Eintracht Frankfurts "Euro-Adler" haben in der Champions League womöglich entscheidend Federn gelassen. Der Bundesligist unterlag nach gutem Beginn beim abgezockten englischen Spitzenklub Tottenham Hotspur mit 2:3 (1:3) und steht vor dem frühen Knock-out. Für den Traum vom Achtelfinale braucht es in der engen Gruppe D nun wohl das Maximum von sechs Punkten aus den Duellen mit Marseille und Lissabon.
Der ehemalige Bundesliga-Profi Heung-Min Son (20., 36.) war im hochmodernen Fußballtempel der Spurs der Matchwinner, zudem traf Superstar Harry Kane (28., Foulelfmeter nach Videobeweis). Daichi Kamada (14.) hatte für die verdiente Führung gesorgt, doch mit dem Ausgleich verlor das Team von Trainer Oliver Glasner komplett den Faden - und zahlte Lehrgeld. Tuta (60.) flog mit Gelb-Rot vom Platz, ehe Faride Alidou (87.) die Gäste noch einmal hoffen ließ. Kane (90.+2) verschoss kurz vor Schluss einen Elfmeter.
Er habe trotz der 0:3-Blamage beim VfL Bochum "null Komma null Zweifel am Charakter der Mannschaft", betonte Glasner. Ohnehin verspüre er auswärts "immer ein gutes Gefühl", weil beim Siegeszug auf den Thron der Europa League keine Partie in der Fremde verloren gegangen war. Etwas überraschend setzte er Mario Götze im Tottenham Hotspur Stadium auf die Bank.
Und ohne den Rio-Helden versuchte sich die SGE vor allem über schnelles Umschaltspiel, Kamada fehlte nach 140 Sekunden freistehend das richtige Timing im Abschluss. Doch gut zehn Minuten später hatte er nach starkem Ballgewinn von Jesper Lindström und perfektem Querpass von Sebastian Rode keine Mühe einzuschieben.
Die Hessen zeigten sich extrem bissig in den Zweikämpfen - wurden aber gleich für ihren ersten Fehler bestraft. Kane steckte perfekt durch, Son ließ Kevin Trapp mit einem Flachschuss ins lange Eck keine Chance. Plötzlich gewannen die Spurs die Oberhand, setzten sich im Angriffsdrittel fest. Kristijan Jakic stellte gegen Kane unclever die Hüfte rein, Kane traf stramm ins rechte Eck.
Die Gäste wirkten nun mit der individuellen Klasse der Briten überfordert, Son donnerte eine Maßflanke des Ex-Münchners Pierre-Emile Höjbjerg volley ins Netz. Trapp verhinderte mit tollen Reflexen gegen den Südkoreaner (42.) sowie gegen einen Kopfball von Romero (45.+2) weitere Gegentreffer.
Auch nach dem Wechsel agierte die Glasner-Elf weiter indisponiert, Trapp rettete beim Sturmlauf der Spurs ein ums andere Mal weltklasse. Als Tuta sich binnen drei Minuten zweimal Gelb wegen taktischer Fouls abholte, entwickelte sich die Partie endgültig zur reinen Abwehrschlacht - mit großem Unterhaltungsfaktor.
(sid)
Wir waren gefühlt tot.
— Nadiem Amiri, Bayer Leverkusen, nach einem 1:2 bei Eintracht Frankfurt.