Nagelsmanns Bringschuld: Bayern müssen gegen Inter liefern

von Marcel Breuer | dpa13:23 Uhr | 06.09.2022
Muss mit Bayern München in der Champions League Erfolge liefern: Trainer Julian Nagelsmann.
Foto: Marius Becker/dpa

Julian Nagelsmann weiß: Diesmal sollte er in Bayern Münchens Premium-Wettbewerb (mehr) liefern. Ungeachtet der ersten kleinen Ergebnisflaute in den letzten Ligapartien strahlt der von Ehrgeiz getriebene Trainer vor dem risikobehafteten Auftaktprogramm seines Starensembles in der Champions League Mia-san-mia-Zuversicht aus.

«Ich glaube, wir sind sehr bereit», posaunte Nagelsmann vor den ersten Prüfungen auf Europas großer Fußball-Bühne am 7. September (21.00 Uhr/DAZN) bei Inter Mailand und nur sechs Tage später gegen den FC Barcelona mit einem hochmotivierten Rückkehrer Robert Lewandowski.

Nagelsmann: «Wir sind gleich gefordert»

Die Münchner müssen mal wieder ihrem Ruf als Startspezialisten (18 Auftaktsiege am Stück) gerecht werden, um nicht gleich unter Druck zu geraten. «Normal wird Bayern München immer in den Lostopf Glück gepackt, jetzt ist es die Mördergruppe. Wir sind gleich gefordert», sagte Nagelsmann zur «anspruchsvollen» Gruppe C. Viktoria Pilsen ist das einzige Leichtgewicht. Nagelsmann weiß auch, was für einen Topstart im altehrwürdigen Giuseppe-Meazza-Stadion anders sein muss als beim schlappen 1:1 im Bundesliga-Topspiel gegen Union Berlin: «Das Energie-Level muss wieder so sein wie in den Spielen zuvor.»

Das Abschlusstraining setzte Nagelsmann vor dem kurzen Charterflug nach Italien noch auf dem Vereinsgelände an, um hinter der Sichtschutz-Vorhang seine taktischen und personellen Ideen vor unerwünschten Inter-Beobachtern verbergen zu können. «Wir hatten Zeit, um uns einen Plan zurechtzulegen und die Beine zu justieren», sagte Thomas Müller. Kein Geheimnis ist, dass der 32 Jahre alte Anführer in die Startelf zurückkehren wird. Mit Müller soll die Offensive wieder so zünden wie in den ersten Saisonwochen.

Dass Sadio Mané, Kingsley Coman und Müller wieder heiß laufen, ist auch wichtig, um die nach zwei mageren 1:1 gegen Gladbach und Union reflexartig eröffneten Debatten um einen doch fehlenden klassischen Mittelstürmer nicht zu befeuern. Nagelsmann nervten schon in Berlin die ersten Fragen nach einem möglichen Lewandowski-Vakuum im Strafraum. «Er ist weg», entgegnete der 35-Jährige lapidar.

Inter geht mit einigen Problemen ins Bayern-Spiel

Inter hat in Romelu Lukaku einen klassischen Neuner zurückgeholt. Aber der wuchtige Belgier fällt mit einer Oberschenkelblessur aus. Der in die Jahre gekommene Ex-Wolfsburger Edin Dzeko (36) soll nun mal wieder zum Bayern-Schrecken werden. Inter geht nach einem 1:3 bei Lazio Rom und einem 2:3 im Stadtderby gegen AC Mailand mit einigen Problemen ins Bayern-Spiel. Wie Union Berlin agieren die Gastgeber in einem 3-5-2-System. Trotzdem sagte Nagelsmann: «Inter spielt schon anders. Ich glaube nicht, dass sie sich nur aufs Verteidigen beschränken.»

«Wir müssen liefern, liefern und nochmal liefern!»

Müller weiß, was im knüppelharten Herbst-Spielplan angesagt und gefordert ist: «Wir müssen liefern, liefern und nochmal liefern!» Und Nagelsmann weiß um seine Bringschuld im zweiten Bayern-Jahr, nachdem die Münchner Bosse um Oliver Kahn im Sommer in Vorleistung gegangen sind. Die 140 Millionen Euro teure Shopping-Tour von Sportvorstand Hasan Salihamidzic mit den Topeinkäufen von Stürmerstar Mané und Abwehrchef Matthijs de Ligt begründete sich schließlich nicht in den Ambitionen auf den elften Meistertitel nacheinander. Der steht beim FC Bayern ohnehin im Trainer-Pflichtenheft.

Nein, Triebfeder war der verstörende Viertelfinal-K.o. gegen den FC Villarreal in Nagelsmanns Premierensaison. Da sei man «aus allen Wolken gefallen», erinnerte Vorstandschef Kahn. Im Sommer sei es darum die Aufgabe der Vereinsführung gewesen, dem Kader neue Impulse zu geben und den Konkurrenzkampf massiv zu verschärfen. «Das war für die Mannschaft wichtig», sagte Kahn.

Die Zielsetzung lautete, «die Voraussetzungen zu schaffen, dass wir wieder die Champions League gewinnen können», erläuterte Kahn. Nun ist Nagelsmann mit seinem Luxuskader am Zug. «Wir müssen performen», sagte der furchtlose Bayern-Coach: «Darauf freuen wir uns.»(dpa)



Der Sportkamerad Kothny hat vor ein paar Monaten gesagt, Türkgücü möchte 1860 ablösen in München. Wenn Sechzig München eines Tages mal in der Kreisliga-C spielen sollte, mit dieser Wucht, die der Verein hat, mit dieser Fanbase und allem, was da noch drum herum ist: Es ist unmöglich, dass Sechzig München von irgendwem in München abgelöst wird.

— Sascha Mölders