Liverpool gegen Real vor dem Aus - Klopp-Ärger über Brych

von Marcel Breuer | dpa13:32 Uhr | 07.04.2021
Steht mit Liverpool in der Königsklasse vor dem Aus: Jürgen Klopp. Foto: Isabel Infantes/PA Wire/dpa
Foto: Isabel Infantes

Die Revanche für das Finale von Kiew ist missglückt, und die letzte Titelchance rückt für den englischen Fußballmeister FC Liverpool in weite Ferne.

Trotz der bitteren 1:3 (0:2)-Niederlage bei Real Madrid - genau wie im Champions-League-Finale 2018 - hat Jürgen Klopp die Hoffnung auf das Erreichen des Halbfinals aber noch nicht aufgegeben. «Ich weiß nicht, ob wir es schaffen können», sagte der Coach zurückhaltend mit Blick auf das Rückspiel nächste Woche, «aber ich kann versprechen, dass wir alles versuchen werden.»

In der Vergangenheit war die Klopp-Elf für Fußballwunder in Anfield berühmt, darunter das legendäre 4:0 gegen den FC Barcelona 2019 nach einer 0:3-Hinspielpleite. In der derzeitigen Verfassung der Reds scheint so ein Ergebnis jedoch unrealistisch. «Wir müssen viel besser spielen als heute», sagte Klopp. «Und wir können besser spielen.»

Vor allem in der ersten Halbzeit im Alfredo-Di-Stéfano-Stadion hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 3:0-Ligasieg beim FC Arsenal vom Wochenende eine schwache Vorstellung gezeigt. Vinicius Junior (27. Minute) - nach genialer Vorlage von Nationalspieler Toni Kroos - und Marco Asensio (36.) profitierten vom defensiven Chaos. «Wir haben es nicht verdient, heute Abend zu gewinnen», gab Klopp dann auch zu.

Doch es gab noch etwas, das den Coach ärgerte. Nach dem Abpfiff war er zu Schiedsrichter Felix Brych gelaufen, das Wort «unfair» war zu hören. «Ich verstehe nicht, was der Schiedsrichter heute Abend gemacht hat», erklärte Klopp später, Brych habe ein klares Foul an Sadio Mané nicht geahndet. «Für mich war das etwas Persönliches», unterstellte Klopp, «denn er hat die Situation mit Sadio bewertet, als wäre es eine Schwalbe oder so. Und wann immer Sadio von da an zu Boden gegangen ist, gab es nichts. Und das ist einfach nicht richtig.»

Immerhin gelang den Reds in der zweiten Hälfte eine sichtbare Leistungssteigerung - und ein Auswärtstor durch Mohamed Salah (51.), das noch wichtig werden könnte. Nicht mehr dabei war Naby Keita, den Klopp schon vor der Halbzeitpause vom Platz geholt hatte. «Eine taktische Entscheidung», sagte Klopp und nahm den früheren Leipziger in Schutz. «Naby war nicht (für die Niederlage) verantwortlich.»

Der Hoffnungsschimmer durch Salahs Treffer währte keine Viertelstunde, dann stellte Vinicius (65.) die Zwei-Tore-Führung für Real wieder her. Damit waren die Königlichen nicht mal zufrieden. «Wenn ich ganz ehrlich bin: Das Ergebnis ist in Ordnung, aber es war mehr möglich für uns», sagte Real-Profi Kroos im Sky-Interview. Ein richtiges Lächeln kam ihm trotz seiner Galavorstellung nicht über die Lippen.

Neben dem Doppeltorschützen Vinicius wurde der 31-Jährige in den Madrider Fachzeitungen mit Lobeshymnen überschüttet, wie sie auch für einen derart erfolgreichen Profi nicht alltäglich sind. «Marca» bezeichnete Kroos als «möglicherweise besten Mittelfeldspieler der Welt». Gegen Liverpool habe der frühere Bayern-Spieler «eine neue Lektion erteilt». «AS» sprach von einer «kolossalen Leistung».

Auch Teamkameraden und Real-Trainer Zinedine Zidane verneigten sich vor Kroos, der die jüngsten WM-Qualifikationsspiele der deutschen Nationalelf verletzt verpasst hatte. Der Brasilianer Vinicius bedankte sich für Kroos' 40-Meter-Traumvorlage zum 1:0 und schwärmte überschwänglich: «Toni ist unglaublich, ein großartiger Fußballer, eine Clublegende. Er zeigt eine Klasse, die sonst niemand hat.» Auch Zidane meinte: «Das erste Tor war fantastisch.»

Bevor es zum Rückspiel nach Anfield geht, hat der Tabellendritte der spanischen La Liga zuhause einen anderen Kracher auf dem Spielplan. Am Samstag kommt es zum Clásico gegen den Tabellenzweiten FC Barcelona. Liverpool braucht unterdessen in der Premier League gegen Aston Villa dringend einen Sieg. Ansonsten könnte die laufende Saison für die Reds die vorerst letzte mit Champions-League-Fußball werden.

© dpa-infocom, dpa:210407-99-108923/5

(dpa)



Mich haben schon viele Metzger genannt, weil ich oftmals auch als Stürmer im Training einen umgrätsche.

— Sebastian Polter