Internationale Pressestimmen zum Champions-League-Spiel Borussia Dortmund - AS Monaco (2:3)

von Jean-Pascal Ostermeier | sid14:21 Uhr | 13.04.2017
"Spiel war zu viel Bürde für benommene Dortmunder"
Foto: SID

ENGLAND:

The Guardian: "Monaco gab sich wenig Raum für Sentimentalität, als man Borussia Dortmund in einem mitreißenden Viertelfinalhinspiel mit 3:2 bezwang. Weniger als 24 Stunden nachdem das Spiel wegen drei Explosionen abgesagt worden war, erspielte sich der französische Tabellenführer einen Vorteil."

The Telegraph: "Dieses Spiel war zu viel Bürde für benommene Dortmunder. Es müssen Fragen nach der Ansetzung des Spiels gestellt werden. Schließlich sind diese elf jungen Männer das Ziel eines Mordanschlags gewesen. Nun wurde von ihnen erwartet, Kylian Mbappe so zu verteidigen als wäre das nie passiert. Unter diesen Umständen hat Dortmund eine grandiose Leistung gebracht."

FRANKREICH:

L'Equipe: "Die Wand der Emotion. Es war ein schwieriger Tag, es war ein unvergesslicher Tag. Der Tag hat uns gelehrt, dass die Leidenschaft für den Fußball stärker ist als die Angst. Wie im Stade de France am 13. November 2015 wurde der Fußball attackiert, seine Weltoffenheit, seine Spielfreude. Die UEFA leidet unter der Last, nicht immer Antworten haben zu können. In Heysel wurde 1985 trotz 39 Toten gespielt. Am Dienstag, dem 11. September 2001, fanden die Champions League-Spiele statt und erst die am Mittwoch wurden aus Solidarität abgesagt. Monaco hat wahrscheinlich kein normales Spiel gewonnen. Dortmund hat nicht normal spielen können."

Ouest France: "Die UEFA, zu sehr konzentriert auf ihren Spielkalender und die finanziellen Folgen, hätte das Spiel nie und nimmer auf den nächsten Tag ansetzen dürfen. Der geringste Zwischenfall hätte einen immensen Skandal produziert. Die rund tausend monegassischen Fans und die Anhänger von Borussia haben eine Lektion in Fair Play, Solidarität und Lebensqualität erteilt."

ITALIEN:

Gazzetta dello Sport: "Borussia Dortmund versucht, den Schock zu vergessen. Tuchel hat seine Jungs gefragt, ob sie spielen wollten, niemand hat sich zurückgezogen. Es gab auch wenig andere Möglichkeiten, als das Match auszutragen. Der Terminkalender ließ nicht viel Spielraum."

Corriere dello Sport: "Ein Match inmitten der Angst. Nach dem großen Schreck wegen den Explosionen muss Borussia Dortmund jetzt auch die Bitterkeit wegen der ersten Heimniederlage in den letzten vier Heimspielen hinnehmen. Für Borussia Dortmund hätte das Match ein Neustart nach dem Anschlag sein können, doch das Spiel hat nur Monaco glücklich gemacht. Borussia versucht vergebens die Initiative zu ergreifen, kommt jedoch nie wirklich in Schwung."

La Stampa: "Mit einem riesigen Applaus sind die Borussia-Spieler vor Beginn des Matchs begrüßt worden. Eine Welle der Solidarität, eine warme Umarmung nach dem verschobenen Match. Die französischen Fans, denen die Borussia-Fans Unterkunft angeboten haben, haben sogar für Borussia gesungen. Eine einmalige Atmosphäre."

Corriere della Sera: "Die Dummheit des Terrorismus hat Dortmund gestern ein wunderbares Fußballfest beschert, das die Beziehung zwischen Deutschen und Franzosen gefestigt hat. Wer den Alltag im Westen mit Terrorismus auf den Kopf stellen wollte, ist gescheitert. Mit einer Verspätung von 21 Stunden hat das Spiel stattgefunden. Attentate verursachen Angst, aber auch mehr Zusammenhalt zwischen den möglichen Opfern, wie das Match in Dortmund klar bezeugt."

La Repubblica: "Die Fans wollen das verschobene Match genießen und schnell den Alptraum des Terrorismus vergessen. Die Sorge vor Hooligans ist vor dem unsagbaren Schrecken eines Blutbads verraucht, das zum Glück ausgeblieben ist."

NIEDERLANDE:

Trouw: "Noch ein übler Abend für Dortmund. Der BVB verlor in einem Spiel von Freundschaft und Verbrüderung."

De Volkskrant: "Borussia Dortmund verliert ein von Trauer beladenes Duell. Der Fußball musste siegen, nicht der Wahnsinn eines Einzelnen, urteilten Führung und Spieler des deutschen Klubs."

Voetbal International: "Es wurde wieder einmal deutlich, dass Sport verbrüdert: Fans des deutschen Spitzenklubs nahmen massenhaft Monaco-Fans in ihren Häusern auf, die keine Unterkunft hatten."

(sid)



Heute sind wir alle Wolfsburger.

— Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) zur Deutschen Meisterschaft des VfL Wolfsburg 2009.