Die Sechziger waren eine goldene Zeit des Fußballs. Sie waren aber auch die Zeit zweier dunkler Flüche. Der eine wurde gebrochen: 1967 waren Fans des argentinischen Erstligisten Independiente aus Avellaneda ins Stadion des verhassten Rivalen Racing Club eingedrungen und hatten sieben tote Katzen vergraben.
Sechs wurden schnell entdeckt, die siebte nicht. Und 35 Jahre lang blieb Racing ohne Titel. Erst 2001 und nach vielen vergeblichen Versuchen mit Priestern, Magiern und Abrissbirnen wurde das vermisste Skelett gefunden. Und Racing im gleichen Jahr Meister.
Amateure, wird sich da Bela Guttmann irgendwo auf seiner Wolke denken. Denn der Fluch, den die Trainer-Ikone 1962 Benfica Lissabon auferlegt hat, wirkt noch immer. Guttmann, in Budapest geborener Jude, hatte vor dem Zweiten Weltkrieg als Spieler und Trainer mit Hakoah Wien große Erfolge gefeiert, ehe er sich jahrelang vor den Nazis verstecken musste und schließlich aus einem Konzentrationslager entkam.
Nach vielen Stationen zwischen Budapest und Brasilien heuerte Guttmann 1959 bei Benfica an, führte den stolzen Klub zum Europapokalsieg der Landesmeister 1960 und 1962. Weil ihm danach aber die erwünschte Gehaltserhöhung verweigert wurde, quittierte er zornig den Dienst - nicht ohne passende Abschiedsworte.
"Nem em 100 anos o Benfica sera campeao europeu novamente" - nicht in 100 Jahren werde Benfica noch einen Europacup gewinnen. Die Portugiesen belächelten Guttmanns Verwünschung. Zunächst. Nach der Niederlage 1963 im Landesmeister-Finale gegen den AC Mailand erstarb das Lachen.
Es folgten sechs weitere Finalpleiten, die vorerst letzte 2014 in der Europa League gegen den FC Sevilla. Und seit bald 60 Jahren fragt man sich bei Benfica, wie sich der am 28. August vor 40 Jahren verstorbene Guttmann bloß besänftigen lasse. Oder wo man wahlweise eine Katze ausgraben könnte.
Mittwoch, 22.05.1963
Die angeschlagenen Ulmer Spieler sind schneller gehumpelt als meine gelaufen sind.
— Hermann Gerland