In düsteren Tagen bleibt die Champions League für Borussia Dortmund der Lichtblick. Mit schwerem Kopf und müden Beinen schaffte es der BVB durch ein 0:0 gegen Sporting Lissabon souverän zum sechsten Mal in sieben Jahren ins Achtelfinale - von Wiedergutmachung für die Bochum-Blamage oder gar dem Aufbau eines neuen Selbstvertrauens aber war keine Spur.
Immerhin blieb das Weiterkommen der arg uninspirierten Dortmunder Stammgäste nach dem 3:0 im Hinspiel ungefährdet. Dafür spielte der ohne zwei Stars angereiste portugiesische Meister schlicht zu schwach, selbst ein Elfmeter-Fehlschuss von Serhou Guirassy (59.) fiel nicht ins Gewicht. Am Freitag bekommt der BVB für die Runde der letzten 16 entweder Aston Villa oder den OSC Lille zugelost, noch wichtiger aber ist für Trainer Niko Kovac am Samstag das Ligaspiel gegen Union Berlin.
Trotz des vermeintlich beruhigenden Ergebnisses im Hinspiel waren beim BVB alle auf Empfang. "Es darf nichts passieren", warnte Sport-Boss Lars Ricken eindringlich, "kein frühes Gegentor." Nico Schlotterbeck berichtete vom guten Matchplan seines Trainers und verband dies mit einer Aufforderung an die Kollegen: "Wir müssen alle verteidigen, nicht nur sechs oder sieben." Das 0:2 beim VfL Bochum saß noch tief.
Kovac sah dementsprechend keinerlei Anlass zur Rotation, allein schon, um den Eindruck von Selbstgewissheit zu vermeiden. Er setzte als einzige Änderung Niklas Süle auf die Bank, der in Bochum folgenschwer gepatzt hatte. Für ihn verteidigte hinten rechts Julian Ryerson. Sporting hatte zwei seiner besten Spieler zu Hause gelassen: Torjäger Viktor Gyökeres und Rechtsaußen Trincao.
Eine neue Leichtigkeit im Kopf sollte die Beine in Bewegung bringen, so hatte es sich Kovac zumindest vorgestellt. Das Spiel jedoch entwickelte sich sehr zäh, es fehlte das Selbstverständnis, einen geschwächten Gegner zu beherrschen. Im Sturm teilte Guirassy nach einer Viertelstunde lautstark und gestenreich seine Vorstellungen von besserer Zulieferung mit.
Da Sporting nicht ernsthaft an eine fußballhistorische Aufholjagd zu glauben schien, waren Passagen von Ballgeschiebe beidseitig wesentlich häufiger als Strafraumszenen. Die wenigen Dortmunder Flanken und Steilpässe kamen nicht an. Ein gefährlicher Fernschuss von Marcel Sabitzer (28.) stand in der Ereignisarmut als löbliche Ausnahme.
Nach der Pause bemühte sich der BVB, 80.3000 Zuschauern doch noch etwas zu bieten. Karim Adeyemi (49.) und Daniel Svensson (53.) hatten gute Gelegenheiten, generell war nun etwas mehr Zug drin. Als sich nach einem Foul an Adeyemi jedoch die große Chance zur Führung ergab, schoss Guirassy viel zu lasch, Rui Silva im Sporting-Tor hielt den Ball sogar fest.
Die Gäste kamen kaum einmal gehaltvoll in Strafraumnähe, der BVB musste nichts tun, also tat er auch wenig. Der Jubel nach dem vermeintlichen 1:0 durch Emre Can (73.) erstarb schnell - Abseits.
(sid)
Es ist für uns alle neu, dass ein Trainer gesperrt ist.
— Mainz-Sportchef über Sandro Schwarz, der als erster Coach in der Bundesliga die gelb-rote Karte sah.