England feiert «König» Salah - Klopp wenig euphorisch

von Marcel Breuer | dpa15:26 Uhr | 25.04.2018
Neben Mohamed Salah (r) erzielte auch Roberto Firmino zwei Treffer für den FC Liverpool im Halbfinal-Hinspiel gegen AS Rom. Foto: Peter Byrne/PA Wire

Liverpool (dpa) - Jürgen Klopp umarmte seinen besten Spieler innig. Nach einem Doppelpack und zwei Torvorlagen gegen seinen Ex-Club AS Rom wurde Stürmerstar Mohamed Salah auch von den Liverpool-Fans gefeiert - und von Medien und Ex-Profis mit Superlativen überhäuft.

«Die Genialität des Ägypters ist eine der beeindruckenden Geschichten dieser Saison», schrieb die Boulevard-Zeitung «Daily Mirror». Angesichts seiner 43 Saisontore bezeichneten mehrere britischen Medien Salah in Anspielung auf die legendäre Fantribüne des Liverpooler Stadions auch als «King of the kop».

Der «Guardian» lobte «den kleinen Kerl mit der Magie in den Füßen und dem guten Benehmen, seine Hände vor den Gästefans zu heben, um sich für seine Tore in der ersten Halbzeit zu entschuldigen». Die Trauer der Römer konnte diese Geste nicht lindern. «Die Vergangenheit ist ein Biest», lamentierte die Zeitung «La Repubblica» am Mittwoch.

«Ohne einen Hauch von Zweifel, er ist momentan der beste Spieler des Planeten», schwärmte der frühere Liverpool-Kapitän Steven Gerrard beim Sender BT Sport. Soweit wollte Trainer Klopp lieber nicht gehen. «Er ist in überragender Form. Er ist in einer Weltklasseform», kommentierte der Coach zwar. «Aber, um der Beste der Welt zu sein, muss man das über eine längere Zeit zeigen.»

Neben Salah hatten auch Sadio Mané und zweimal Roberto Firmino ins Roma-Tor getroffen und das Stadion an der Anfield Road in den Ausnahmezustand versetzt. Als die Anzeigetafel zwischenzeitlich ein 5:0 anzeigte, rieb sich mancher Zuschauer verwundert die Augen. Die italienische «Gazzetta dello Sport» nannte es «ein langes Massaker» und «eine Hölle», betonte aber: «In Anfield ist es nicht geendet.»

In Italien wittert man nach den späten Treffern von Edin Dzeko und Diego Perotti wieder eine Chance. «Los Rom, es ist möglich,» titelte die «Corriere dello Sport». Roma-Coach Eusebio Di Francesco zog einen Vergleich zum Viertelfinal-Hinspiel beim FC Barcelona. «Das war heute besser als das 1:4 im Camp Nou», sagte er. Im Rückspiel hatte Rom die Katalanen noch mit 3:0 aus der Champions League geworfen. Dieses Ergebnis würde im Rückspiel auch gegen die Reds genügen.

«Wir sind aber nicht Barcelona», sagte Klopp trotzig. «Barcelona ist eines der besten Teams der Welt und die haben so viel in den letzten Jahren gewonnen. Wir aber nicht. Und deswegen werden wir mit allem, was wir haben, kämpfen.»

Neben den Gegentoren trübte die Verletzung von Mittelfeldmann Alex Oxlade-Chamberlain die Laune des Trainers. Nach knapp 20 Minuten war der englische Nationalspieler vom Platz getragen worden. Nun droht dem 24-Jährigen sogar das Aus für die Weltmeisterschaft im Sommer. «Es ist wahrscheinlich eine schwere Verletzung», äußerte sich Klopp besorgt. «Wenn wir das schon vor dem Scan sagen können, ist das nie gut.» Eine genaue Diagnose stand am Mittwoch noch aus.

Trotz alledem, Klopp richtete den Blick direkt auch auf die Liga: Am Samstag will er im Spiel gegen Stoke City den nächsten Schritt machen, damit die Liverpool-Fans auch in der kommenden Saison mitreißende Champions-League-Abende seiner Mannschaft zu sehen bekommen. Um ganz sicher zu gehen, brauchen die Reds fünf Punkte aus den verbleibenden drei Ligaspielen.

Für den Premier-League-Endspurt forderte Klopp von den Anhängern eine ähnliche Unterstützung wie gegen die Roma, als die Fans mit lauten Gesängen für Gänsehaut-Stimmung gesorgt hatten. «Ich sage es allen, die ein Ticket haben», betonte er mit ernster Miene. «Ich erwarte dieselbe Atmosphäre am Samstag um 12:15 Uhr, denn wir brauchen das unbedingt. Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns.»



Wenn Sie's noch nicht wussten, in Ihrem Alter, dann haben Sie es von mir heute gehört.

— Otto Rehhagel in einer Pressekonferenz zu einem Journalisten