Elfmeter-«Alien» Kane und ein ungestörter Fokus auf Celtic

von Marcel Breuer | dpa11:51 Uhr | 09.02.2025
Harry Kane verwandelt Elfmeter Nummer 28 zum 1:0 gegen Bremen.
Foto: Sven Hoppe/dpa

Keine 24 Stunden nach der nächsten Elfer-Show von Harry Kane gegen Werder Bremen konnten sich die Bayern über einen weiteren Energieschub für ihre risikoreiche Stresstest-Woche freuen. Nach einem weiteren Auswärtspatzer von Bayer Leverkusen beim 0:0 in Wolfsburg können die Münchner den Fokus total auf die kraftraubende und zugleich gefährliche Playoff-Ehrenrunde in der Champions League gegen Celtic Glasgow richten. 

Das mitten in die zwei K.o.-Spiele gegen den schottischen Fußball-Meister eingebettete Bundesliga-Topspiel beim nationalen Titelrivalen in Leverkusen ist bei plötzlich acht Punkten Vorsprung ziemlich entwertet. Die Fallhöhe ist arg geschrumpft. Das angestrebte Königsklassen-Achtelfinale überstrahlt alles. 

Auswärts in Europa noch nicht brilliert

«Die Spieler wissen, um was es geht», sagte Jan-Christian Dreesen nach dem ungefährdeten 3:0 gegen Bremen energisch und fordernd. Der Vorstandsboss hatte ja vollmundig den «Titel dahoam» als oberstes Saisonziel ausgerufen. 

«Auswärts haben wir noch nicht so brilliert wie in der Champions League», erinnerte Sportvorstand Max Eberl an die empfindlichen Schlappen gegen Aston Villa (0:1), beim FC Barcelona (1:4) und jüngst in Rotterdam (0:3). Am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) muss im Celtic Park endlich geliefert werden. 

Auch von Harry Kane, dem Mann des Abends gegen Bremen. Dem «Alien» Kane? Nein, winkte der Engländer ab, «noch nicht». Doch die Reporterfrage, ob er nach seinen Elfmetertoren 28 und 29 in Serie ein Außerirdischer sei, drängt sich fast schon auf. Kanes Trefferserie vom Punkt wird langsam unheimlich. «Und sie nimmt hoffentlich kein Ende», wie Kapitän Manuel Neuer äußerte. 

Ein Fehlschuss? «Es kann passieren»

Auch Trainer Vincent Kompany musste lachen, als er beantworten sollte, ob sein Puls überhaupt noch hochgehe, wenn es Elfmeter gebe und Kane zur Tat schreite. «Ich möchte nicht zu viel darüber reden», wiegelte der Belgier ab, um dann zu erklären: «Es ist das eine, zu sehen, was er macht. Aber er trainiert diese Situationen auch oft. Ich habe immer etwas mehr Stress, wenn einer das nicht trainiert und da antritt.» Für Kane sind Elfmeter längst eine Passion.

Gegen Bremen verwandelte er mit Eiseskälte die nächsten zwei. «Ich habe einen guten Lauf», befand der 31-Jährige. Für unfehlbar - oder einen «Alien» - hält er sich trotzdem nicht. «Es kann passieren», sagte er zu einem Fehlschuss.

Neuer: Einwandfrei - Hainer: Wahnsinn

«Es ist auch in der Vergangenheit passiert», erinnerte Kane selbst. Aber das ist inzwischen über zwei Jahre her. Beim bitteren WM-Aus von England im WM-Viertelfinale gegen Frankreich im Dezember 2022 verschoss Kane in Katar. 

«Harry macht es einwandfrei. Er hat seine Abläufe, er trainiert das», erzählte Neuer und verriet: «Im Training hat er auch schon verschossen. Aber das ist sehr selten.» Kane hat sich ein vielfältiges Repertoire angeeignet: Mal schießt er wuchtig, mal geschmeidig. Er kann es flach und hoch, links und rechts. «Ich habe verschiedene Optionen, die ich nutzen kann», bemerkte «Mister Cool».

Die Bayern können sich seit dem 100-Millionen-Euro-Deal mit Tottenham Hotspur im Sommer 2023 blind darauf verlassen, dass Kane trifft, wenn er zum Duell mit dem Torhüter antritt. «Das ist ein Wahnsinn, dass der Torwart immer in die falsche Ecke fliegt», sagte Vereinspräsident Herbert Hainer staunend. 

Kane schoss gegen Bremen zweimal nach links. Und Michael Zetterer flog jeweils in die andere Torecke. Grün-weiß geht es für die Münchner weiter, und zwar in Glasgow. «Celtic ist zu Hause eine Macht», mahnte Eberl. Kompany hob die spezielle Atmosphäre im Celtic Park hervor, die er schon als Profi erlebte: «Es war eines der lautesten Auswärtsspiele, das ich hatte in meiner Karriere.» 

Ausgerechnet für den Engländer Kane ist das Stadion des schottischen Meisters Neuland. «Ich habe dort noch nicht gespielt. Aber ich habe viel gehört über die tolle Atmosphäre», sagte Kane. Vielleicht wird er dort ja am Mittwoch zum nächsten Elfmeter antreten. Und weiter an seinem «Alien»-Ruf arbeiten.

(dpa)





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