Eintracht setzt Stopp-Zeichen in Ticket-Posse

von Marcel Breuer | dpa14:14 Uhr | 13.03.2023
Fans von Eintracht Frankfurt sollen nun doch zum Spiel beim SSC Neapel können.
Foto: Arne Dedert/dpa

Eintracht Frankfurt hat die Ticket-Posse der italienischen Sicherheitsbehörden vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League bei der SSC Neapel vorerst gestoppt.

Der Fußball-Bundesligist sieht sich in dem Streit um das teilweise Verkaufsverbot von Eintrittskarten an Frankfurter Fans zwar im Recht, wird aber dennoch freiwillig auf das ihm zustehende Gästekontingent von 2700 Tickets für die Partie am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) verzichten. 

Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem beispiellosen Fall, den Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann als «schweren und nicht hinnehmbaren Eingriff durch die italienischen Sicherheitsbehörden in die Durchführung und Kultur der europäischen Clubwettbewerbe» kritisiert hatte.

Wie ist der aktuelle Stand in der Causa?

Die Präfektur Neapel hat am Sonntagabend verfügt, dass der Spitzenreiter der italienischen Serie A keine Tickets für die Partie an Menschen mit Wohnsitz in Frankfurt am Main verkaufen darf. Zuvor hatte das Verwaltungsgericht Kampanien einem Eilantrag der Hessen stattgegeben und das vom italienischen Innenministerium erlassene Verkaufsverbot für Personen mit Wohnsitz in ganz Deutschland für rechtswidrig erklärt. Das Gericht hatte seine Entscheidung unter anderem damit begründet, dass der generelle Ausschluss aller Fans aus Deutschland unverhältnismäßig sei. 

Frankfurts Vorstandsmitglied Philipp Reschke bezeichnete den neuen Erlass «in Inhalt und Begründung nicht minder rechtswidrig und zudem auch völlig untauglich, weil zwei Drittel unserer Fans bekanntermaßen aus der Rhein-Main-Region und nicht aus Frankfurt kommen». Dennoch werde man «auf das Auswärtskontingent vollständig verzichten, sollte sich an der Verfügungslage nicht wider Erwarten noch kurzfristig etwas ändern».

Was wird mit dem Verbot bezweckt?

Die italienischen Sicherheitsbehörden befürchten rund um das Spiel Ausschreitungen zwischen den verfeindeten Fan-Lagern beider Vereine. Der neue Erlass ist ein ebenso verzweifelter wie umstrittener Versuch, die Eintracht-Anhänger von einem Trip nach Neapel abzuhalten. Nach Angaben der Präfektur wolle die Stadt damit «Risiken für den Schutz der Ordnung und der öffentlichen Sicherheit» vermeiden, die möglicherweise bei der Anreise von Fans der Frankfurter nach Süditalien drohen könnten. 

Warum verzichtet die Eintracht nach jetzigem Stand auf die ihr laut UEFA-Regularien zustehenden 2700 Eintrittskarten?

Zum einen möchte der Verein vermeiden, dass durch die Spielchen der italienischen Behörden ein Keil zwischen seine Fans getrieben wird. «Wir werden uns nicht in Postleitzahlengebiete aufspalten lassen», betonte Reschke. Zum anderen befürchten die Hessen eine aufgeheizte Stimmung in der Stadt am Vesuv und eine daraus resultierende Gefahr für die Sicherheit ihrer Anhänger. «Wir möchten niemanden vor Ort der offensichtlichen Gefahr behördlicher Willkür aussetzen, wie wir sie jetzt seit dem Hinspiel in beispielloser Form mit allen Verantwortlichen in Neapel erleben», sagte Reschke.     

Akzeptiert die Eintracht damit den neuen Erlass?

Nein. Der Verein kündigte bereits an, er werde auch gegen die neue Verfügung der Präfektur Neapels Rechtsmittel einlegen. «In Anbetracht der Zeit geht es jetzt vor allem ums Prinzip und um die Zukunft», so Reschke zu den bevorstehenden und langwierigen rechtlichen Maßnahmen. 

Ist damit zu rechnen, dass Frankfurter Fans trotzdem nach Neapel reisen?

Zumindest die italienischen Behörden gehen davon aus und haben ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Laut Medienberichten sollen am Flughafen Capodichino Passagiere auf Flügen aus Deutschland besonders überwacht werden. Die auf Terrorismusbekämpfung spezialisierte Polizeieinheit Digos habe zudem Nachrichten und Drohungen aus der Fanszene abgefangen, die nicht zu unterschätzen seien. (dpa)



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