Die Festung ist nach drei Jahren gefallen - Borussia Dortmund hat gegen die Ballkünstler des FC Barcelona trotz eines großen Kampfes die erste Champions-League-Heimniederlage seit November 2021 kassiert. Mit frischem Blut und zwei Toren von Serhou Guirassy bot der BVB dem Weltklub zwar im Topspiel die Stirn, er verlor aber dennoch 2:3 (0:0) und muss wieder um die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale zittern.
Mittwoch, 11.12.2024
Das Spiel in elektrisierender Atmosphäre war schnell und technisch anspruchsvoll, aber 45 Minuten lang kein Spektakel. Das sollte sich gewaltig ändern. Die von Ex-Bundestrainer Hansi Flick trainierten Gäste hatten die besseren Gelegenheiten. Zwar hielt der BVB vor 81.365 Zuschauern mit Leidenschaft, Disziplin und vielen Pässen in die Tiefe dagegen, auf den zweiten Treffer von Ferran Torres (85.) fanden die Westfalen aber keine Antwort mehr.
Die erste Führung der Katalanen durch Raphinha (53.) hatte in der weitaus aufregenderen zweiten Halbzeit nicht lange gehalten, denn Guirassy blieb vom Elfmeterpunkt eiskalt (60.). Der Stürmer war selbst von Pau Cubarsi gefoult worden. Torres (75.) aber versetzte dem BVB den nächsten Stoß - Guirassy konterte nach einem Torwartfehler erneut und traf ins leere Tor (78.).
Die Dortmunder wollten den neuerlichen Beweis antreten, dass sie zu Hause in der Champions League eine ganz andere Mannschaft sind als in der Bundesliga auswärts: eine Macht. Trainer Nuri Sahin überraschte mit seiner jungen, offensiven Aufstellung. Jamie Gittens (20), inzwischen unverzichtbar, aber auch Gio Reyna (22) und Julien Duranville (18), sonst allenfalls Hilfskräfte, spielten hinter der Spitze Guirassy. Beide standen erstmals in dieser Saison in der Startelf.
Weil Niklas Süle und Waldemar Anton verletzt fehlten, rückte zudem Kapitän Emre Can wieder ins Team, als letzter Innenverteidiger von Format neben Nico Schlotterbeck. Barcelona, ebenfalls blutjung und von Flick sehr hoch ins Pressing geschickt, begann allerdings furios: Balde, Raphinha und Lamine Yamal rüttelten mächtig an den Dortmunder Ketten, nutzten aber in der ersten Viertelstunde allesamt ihre Großchancen nicht.
Für den BVB ergaben sich die erwünschten Räume, sobald die erste Pressingreihe überwunden war. Rechts spielte Duranville mehrfach sein "brutales Tempo" (Sahin) aus und legte dann in die Mitte, wo Marcel Sabitzer aus fünf Metern hätte treffen müssen (17.). Der BVB kam besser ins Spiel, weil er besser verteidigte: Besonders Felix Nmecha fiel auf der Sechs mit vielen öffnenden Aktionen auf. Wie in den vergangenen Wochen in der spanischen Liga zeigte sich Barcelonas Verwundbarkeit - auch wenn Guirassy bei seiner Kopfballchance (40.) und später beim vermeintlichen 1:0 (50.) noch im Abseits stand. Ruhig bleiben, zeigte Flick an.
Sahin applaudierte seiner Mannschaft immer wieder, allerdings musste er den angeschlagenen Rechtsverteidiger Julian Ryerson schon zur Pause durch Yan Couto ersetzen. Vorab hatte der BVB-Coach die immer weiter steigende Belastung als "kaum ertragbar" bezeichnet, was auch die Fans auf einem Spruchband aufgriffen.
Die Dortmunder zeigten aber keine Spur von Resignation. Hinten hielten sie den früheren BVB-Topstar Robert Lewandowski bis zu dessen Auswechslung (70.) gut in Schach, vorne drängten sie nach dem 0:1 schnell und erfolgreich auf den Ausgleich. Dani Olmo hatte Raphinha steil geschickt, der nicht mehr aufzuhalten war.
Das Spiel war nun wie entfesselt. Der BVB erreichte sein Ziel, zu sticheln und sich nicht in ewigen Ballstafetten des Gegners zu verfangen. Auch nach dem 1:2 bäumte er sich noch einmal auf, die Fans wollten ihre Mannschaft nun sogar zum Sieg schreien. Stattdessen kam das 2:3.
(sid)
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