Es brodelte in Emre Can. Äußerlich ruhig und mit fester Stimme formulierte der Fußball-Nationalspieler seinen Unmut über die für ihn «extrem schockierende» Degradierung bei Juventus Turin.
Mittwoch, 18.09.2019
Der italienische Meister meldete den Mittelfeldspieler nicht für die Champions-League-Gruppenphase. Bei jedem Wort des 25-Jährigen klang am Mittwoch im ersten Stock des Millerntor-Stadions durch, wie aufgewühlt er innerlich war. «Das macht mich schon sauer und wütend», gestand der frustrierte Can vor dem DFB-Training.
Schon wenige Stunden später schlug er versöhnlichere Töne an. «Ich werde Juventus Turin immer dankbar sein. Dafür, dass sie mich seit Beginn meiner Zeit im Verein unterstützt und zu mir gestanden haben. Besonders während der Zeit meiner Krankheit», schrieb Can, der sich im November 2018 einer Schilddrüsenoperation unterziehen musste, bei Twitter.
In den Partien gegen seinen Ex-Club Bayer Leverkusen, Atlético Madrid und Lokomotive Moskau wird Can nur Zuschauer sein. Die Freude über sein DFB-Comeback elf Monate nach seinem 21. und bislang letzten Länderspiel beim 0:3 in der Nations League gegen die Niederlande wurde vor dem erneuten Holland-Duell am Freitag (20.45 Uhr/RTL) in Hamburg durch einen überraschenden Anruf am Vorabend getrübt.
Juves neuer Trainer Maurizio Sarri teilte Can mit, «dass ich nicht dabei bin in der Champions League - ohne mir eine Begründung zu nennen». Keine Minute habe das Telefonat gedauert.
In Juves 22-Mann-Aufgebot, das von Superstar Cristiano Ronaldo angeführt wird, fehlt Can (wie übrigens auch Mario Mandzukic). Dabei habe man ihm «letzte Woche noch etwas anderes versprochen». Er klagt nun Trainer und Verein an. Can fühlt sich belogen und betrogen, zumal es noch bis Montag Wechseloptionen gegeben habe. Er bestätigte etwa Gespräche mit Paris Saint-Germain. Eine Bedingung für den Verbleib bei Juve sei gewesen, dass er in der Königsklasse dabei sei. «Und einen Tag nach Transferschluss sagt man mir, ich bin nicht dabei.»
Jetzt ist ein Wechsel zu einem Verein, der Champions League spielt, für ihn erst wieder im Januar 2020 möglich. Can kündigte trotzdem «Konsequenzen» und Gespräche mit Juve an, wenn er in der kommenden Woche zurück in Italien ist. «Wenn ich es vor drei Tagen gewusst hätte, würde es nicht so sein, dass ich bei Juve geblieben wäre.»
Can kann die Entscheidung sportlich «nicht nachvollziehen». Er habe in der vergangenen Saison gute Leistungen gerade in der Königsklasse gezeigt. Da hieß der Juve-Coach aber noch Massimiliano Allegri. Bei Nachfolger Sarri «habe ich keine faire Chance bekommen bis jetzt».
Die Degradierung trifft ihn doppelt. Einerseits ist die Königsklasse für Italiens Serienmeister der Wettbewerb schlechthin. Und auch mit Blick aufs Nationalteams auf die EM 2020 trifft Can die Ausbootung. «Ich muss in der Champions League spielen, ich will in der Champions League spielen. Das ist für mich sehr, sehr wichtig», beklagte er.
Alle direkten DFB-Konkurrenten sind in der Königsklasse, die für Bundestrainer Joachim Löw ein wichtiges Nominierungskriterium ist, dabei: Toni Kroos (Real Madrid), Ilkay Gündogan (Manchester City), Joshua Kimmich, Leon Goretza (beide FC Bayern).
Er habe sich extrem gefreut, als ihn Löw vor einer Woche anrief und mitteilte, dass er endlich wieder dabei sein darf. Can ist ein anderer Spielertyp als Kroos, Gündogan oder Kimmich. «Er ist ein guter Balleroberer, er spielt mit einem großen physischen Einsatz, mit viel Körperlichkeit, er hat eine Ruhe am Ball», beschrieb Löw.
Can reiste hochmotiviert aus Turin an. «Ich will hier den nächsten Schritt machen. Ich will Verantwortung übernehmen, Leistung auf dem Platz zeigen und wichtig für die Mannschaft werden», verkündete er.
Trotz des Juve-Frusts will er seinen «Fokus» aktuell ganz «auf die zwei großen Spiele» gegen Holland und Nordirland richten. Mit einer Jetzt-erst-recht-Haltung will er auftreten. «Ich werde versuchen, den Leuten zu beweisen, die nicht an mich geglaubt haben, dass ich dabei sein müsste in der Champions League.» Von Juve-Kollege Sami Khedira kam eine aufmunternde Handy-Botschaft, verriet Can: «Er kann es auch nicht verstehen. Er hat einfach nur gemeint, Kopf hoch Junge!»
(dpa)
Ich schwöre als Zeuge Yeboahs Stein und Bein, dass Borowka Roth sieht, dass Herzog als einsamer Rufer in der Wüste Waldstadion herumhobscht und Olli sich vergebens nach den Bällen reckt.
— Ein Gedicht von Klaus Toppmöller.