Borussia Dortmund: Analyse und Transfervorschau

von Fussballeck2 hours ago
Der BVB 2024/25: Eine Saison mit Höhen und Tiefen.
Foto: Der BVB 2024/25: Eine Saison mit Höhen und Tiefe

Borussia Dortmund erlebt nach einer Achterbahn-Saison 2023/24 eine weitere Spielzeit mit Höhen und Tiefen. In der Bundesliga steht der BVB auf Platz fünf, kränkelt aber bei Auswärtsspielen. Während der Titeltraum im Pokal früh platzte, winkt in der Champions League das direkte Weiterkommen. Was läuft bei den Westfalen gut, was nicht und welche Personalien könnten im Winter guttun?

Jamie Bynoe-Gittens
DortmundAngriffEngland
Zum Profil

Person
Alter
20
Fuß
R
Marktwert
18,5 Mio. €
Saison 2024/2025

Bundesliga

Spiele
13
Tore
5
Vorlagen
3
Karten
2--

Eine Saison im Wandel — oh, another one?

Im Vergleich zur Vorsaison hat sich am taktischen Ansatz bei Borussia Dortmund einiges verändert. Die laufende Saison steht im Zeichen eines großen schwarz-gelben Wandels unter Trainer Nuri Şahin. Obwohl ein Umbruch schon seit Jahren angekündigt und geplant wird, wurde er selten auch wirklich umgesetzt. In dieser Saison hat sich jedoch einiges getan. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Edin Terzić – der viel auf zweite Bälle gehen ließ – setzt Şahin auf viel Ballbesitz, Variabilität und eigene Kreativität.

Mit 62 % hat der BVB den zweitmeisten Ballbesitz der Liga. Im Ballbesitz agiert Borussia Dortmund oft in einer 3-4-3-Formation, defensiv im 4-2-3-1. Das geplante Gegenpressing funktioniert gut, wenn auch nicht perfekt. Im Schnitt ließen die Westfalen nur rund zehn gegnerische Pässe zu, bevor eingegriffen wurde (zweitbester Ligawert hinter dem FC Bayern). Die Grundidee ist jedoch klar: möglichst früh an den Ball kommen, klatschen lassen und schnell über hohe Verteidiger oder Sechser aufbauen.

Nico Schlotterbeck, Waldemar Anton oder Felix Nmecha konnten zu Führungsspielern reifen und Şahins Philosophie tragen. In der Spitze trafen Serhou Guirassy (wettbewerbsübergreifend zehn Tore aus 8,26xG) und Jamie Gittens (neun Tore aus 3,26xG) wie am Fließband. Der BVB hat in vielen Spielen mehr Tore erzielt als zu erwarten waren. Im eigenen Stadion geht das Konzept besonders gut auf. Borussia Dortmund führt die Bundesliga-Heimtabelle ungeschlagen an. Doch als Gast zeigt sich ein gegenteiliges Bild: In der Liga wartet der BVB seit sechs Auswärtsspielen auf einen Sieg. Eine Negativserie, die es zuletzt 1985/86 gab.

BVB mit viel Verletzungspech

Während es im Aufbau klare Fortschritte gibt, fehlt es dem BVB an Stabilität. Bei kompaktem Pressing der gegnerischen Mannschaft hatten die Schwarzgelben nur selten klare Torchancen. Vor allem, wenn ein Zielspieler fehlte. Auch defensiv gibt es Mängel: Borussia Dortmund stellt mit 20 Gegentoren nur die neuntbeste Defensive der Bundesliga. Eigene Führungen werden selten ausgebaut, dafür häufig verspielt. So auch zuletzt beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach. Für Trainer Şahin „sehr, sehr ärgerlich. Wir machen das 1:0, haben die Kontrolle – und gewinnen nicht.” Eine symbolische Analyse einiger Spiele dieser Saison.

Ein zentraler Faktor für die schwankenden Leistungen ist zweifellos das Verletzungspech. Mit 24 Spielern hat der BVB den kleinsten Kader der Bundesliga. Zehn von ihnen sind in dieser Saison bereits mehrfach ausgefallen. Wenn sich das Lazarett etwas gelichtet hatte, traf es relativ schnell die Nächsten. Bei all den Ausfällen ist es für Şahin schwierig, eine eingespielte Einheit zu formen.

Fussballdaten empfiehlt Borussia Dortmund …

… vor allem drei Dinge: Kontinuität, Zeit und mehr Kaderbreite. Unter Nuri Şahin gibt es gute Ansätze und erfolgreiche Spiele, die immer mehr zur Normalität werden müssen. Auch gilt es, den Kader erstmal zusammenzuhalten. Obwohl die sogenannte Dortmunder “Elefantenrunde” Wintertransfers vor einigen Wochen einen Riegel vorgeschoben hat, könnten gezielte Verpflichtungen helfen.

Allerdings sollte nicht unüberlegt Geld in die Hand genommen werden. Besonders die Defensive war von Ausfällen betroffen (zeitweise war nur Schlotterbeck fit), was Şahin zu improvisierten Lösungen zwang, etwa mit Felix Nmecha und Emre Can als Aushilfs-Verteidiger. Ein erfahrener, kostengünstiger Defensivspieler könnte für mehr Kadertiefe sorgen.

Ein Transfervorschlag: Mit Simon Kjaer (vereinslos; bis Sommer 2024 bei AC Mailand) ist ein gestandener Innenverteidiger auf dem Markt – vielleicht eine kurzfristige Option für den BVB. Mit seiner Erfahrung und Mentalität kann der 35-Jährige gerade in den entscheidenden Momenten Ruhe ausstrahlen und den Abwehrverbund stärken. Trotz seines Alters war der Däne letzte Saison immer noch auf Top-Niveau.

Was braucht der BVB im Sommer?

Borussia Dortmund braucht im kommenden Transferfenster einen klaren Plan. Vor allem mit Blick auf die Saison 2025/26, in der ein angekündigter Umbruch als Ausrede nicht mehr ausreicht. Die Probleme der laufenden Saison entstanden größtenteils im vergangenen Sommer, als Positionsvariabilität Vorrang vor Quantität hatte. Nicht der beste Ansatz in einer der längsten Spielzeiten der Vereinsgeschichte (größere Champions League, neue Klub-WM). Vieles ist neu beim BVB, doch mit einer klaren Strategie könnte der Klub wieder auf Kurs gebracht werden.



Was der Delling sagt, ist fast schon eine Sauerei, ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören. Da stelle ich mich vor die Mannschaft.

— Rudi Völler, DFB-Teamchef, vor seiner legendären Wut-Rede 2002 auf Island.