Inmitten der größten Turbulenzen im Club seit zehn Jahren wird der Druck für die Profis von Borussia Dortmund immer größer. Während der BVB die Probleme auf der Führungsebene angeht und nebenbei fieberhaft auf Trainersuche ist, muss die Mannschaft endlich liefern. «Erfolge sind das Wichtigste, was diese Mannschaft braucht», sagte Torhüter Gregor Kobel vor dem Vorrunden-Finale der Champions League am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen Schachtar Donezk.
Borussia Dortmund
Bundesliga
•Rang: 11•Pkt: 26•Tore: 34:33
Völlig verunsichert von fünf sieglosen Pflichtspielen am Stück mit vier Niederlagen soll gegen die Ukrainer trotzdem mit Übergangscoach Mike Tullberg die direkte K.-o.-Runden-Qualifikation her. Das wird selbst im Falle des ersten Sieges in diesem Kalenderjahr schwer genug. «Für uns geht es in erster Linie darum, ein erfolgreiches Spiel zu machen. Für alles andere ist gerade nicht die Phase, viel zu rechnen», meinte Kobel.
Wenn es nicht läuft, ist von «Grundtugenden» die Rede
Angesichts der Situation, in die sich der problematisch zusammengesetzte Kader manövriert hat, beschwören Spieler und Interimscoach nach der Trennung von Cheftrainer Nuri Sahin die sogenannten Grundtugenden. «Dafür steht dieser Verein. Wir sind nicht Barça oder Ajax. Darauf müssen wir uns besinnen», sagte Tullberg eindringlich mit fester und lauter Stimme. «Wenn wir das machen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir das Spiel gewinnen.»
Endlich wieder ein Sieg - danach scheint der wankende Branchenriese derzeit zu lechzen. In der Bundesliga bis auf Rang elf abgestürzt, befindet sich der BVB in einer tiefen Sinnkrise. Auf das unvermeidliche Ende von Trainer-Experiment Sahin waren die Westfalen konzeptionell offenbar nicht vorbereitet. So lange kein neuer Coach gefunden ist, hangeln sich die Schwarzgelben mit A-Jugend-Coach Tullberg von Spiel zu Spiel.
Der Däne hat nach eigenem Bekunden gar nicht die Intention, sich für ein längeres Engagement bei den Profis zu empfehlen. «Ich genieße jeden Tag hier. Das werde ich weiter machen, egal in welcher Position», sagte der 39-Jährige. Möglich, dass der Aushilfscoach auch noch am Samstag beim 1. FC Heidenheim auf der Dortmunder Bank sitzt.
Berichte über Treffen mit Kovac und Ralf
Laut übereinstimmenden Medienberichten gestalten sich die Verhandlungen mit Niko Kovac schwierig. Der frühere Coach des FC Bayern, von Eintracht Frankfurt und des VfL Wolfsburg soll demnach nicht bereit sein, sich zunächst nur bis zum Saisonende verpflichten zu lassen. Wie Sky berichtete, soll am Montag in Salzburg ein Treffen mit dem früheren Schalker Coach und aktuellen österreichischen Nationaltrainer Ralf Rangnick stattgefunden haben.
Und die wichtigste, aber derzeit vakante Position im Verein ist nicht die einzige Baustelle. Obwohl die Kritik am schmal zusammengesetzten Kader nicht abreißt, wurde der Vertrag mit Sportdirektor Sebastian Kehl gerade erst verlängert. Für Abgang Donyell Malen ist noch kein Ersatz da. Auf die schwere Knieverletzung von Felix Nmecha reagierte der BVB mit der Rückholaktion des an den VfL Wolfsburg verliehenen Salih Özcan, der freilich zuvor nicht überzeugte.
Die offensichtlichen Probleme auf dem Transfermarkt sollen auch mit dem Dauerzwist zwischen Kehl und Kaderplaner Sven Mislintat zu tun haben. Sport-Geschäftsführer Lars Ricken soll nach Angaben der «Ruhr Nachrichten» nun ein Machtwort gesprochen haben: Mislintat soll demnach vor dem Aus stehen. Ob es dabei bleibt oder möglicherweise auch Kehl noch gehen muss, ist unklar.
Ärger über Kaderplaner Mislintat und Berater Sammer
Bestätigt ist dies genauso wenig wie ein Ultimatum an Berater Matthias Sammer, von dem die «Bild» berichtet. Demnach soll der ehemalige BVB-Profi in seiner Funktion als TV-Experte bei Amazon Prime nicht mehr über die Dortmunder Spieler sprechen. Seine schonungslose Kritik an Mannschaft und Ex-Coach Sahin hatte zuletzt zu Irritationen geführt.
Laut Kobel lassen all diese Querelen die Mannschaft kalt. «Das ist keine einfache Situation», sagte der Schweizer aber auch. «Aber in jedem Verein gibt es schwierige Phasen. Das zeichnet am Ende eine Mannschaft auch aus, dass sie diese überwindet.» Dazu sind endlich wieder Siege vonnöten.