„Was für eine Story!“ – Union Berlin und die deutschen Debütanten

von Carsten Germann16:00 Uhr | 21.09.2023
Foto: Imago

Krasser konnten die Unterschiede kaum sein. Champions-League-Debütant Union Berlin gastierte am 1. Spieltag der Gruppe C direkt bei Real Madrid – und verlor in der 4. Minute der Nachspielzeit mit 0:1 durch den Ex-Dortmunder Jude Bellingham. Das Portal Fussballdaten.de blickt auf das ungleiche Duell und auf deutsche Champions-League-Debütanten der letzten 10 Jahre.

„Union Berlin in der Champions League, was für eine Story, das ist jetzt der Big City Club, Glückwunsch“, lobte CL-Sieger Steffen Freund anschließend bei Servus TV. Nicht zu Unrecht.

Allein der Blick auf die KI-basierenden Marktwerte von GOOL.ai / Fussballdaten.de macht die Riesen-Diskrepanz deutlich.

Eine Milliarde Euro

  • Real Madrids Luxus-Kader ist 1 Milliarde Euro wert.
  • „Die Eisernen“ liegen unter 250 Millionen Euro Marktwert
  • Auch in der Einzel-Marktwertbilanz ist Real um Galaxien vor den Berlinern. Ihr teuerster Spieler Vinicius Junior hat einen Marktwert von 155,8 Mio. Euro.
  • Bei der Mannschaft aus Köpenick kommt Diogo Leite (19,1 Mio.) auf den höchsten Marktwert.
  • Union Berlin ging am Mittwoch als 15. Klub aus Deutschland in die 1992 gegründete Champions League – mehr Teams stellte kein anderes Land.
  • Nur die „Eisernen“ und Antwerpen (letzte Melde-Adresse von Horst Schimanski, d. Red.) sind in dieser Saison neu in der „Königsklasse“.

5 von 21

Die Bundesliga stellt knapp ein Viertel der Champions-League-Debütanten in den letzten 10 Jahren – 5 von 21 Mannschaften spielten seit 2013 erstmals in der europäischen Eliteliga.

Das waren neben Union Berlin im Jahr 2015 Borussia Mönchengladbach, RB Leipzig als Aufsteiger und Vizemeister (2017), 1899 Hoffenheim (2018) und 2022 Eintracht Frankfurt.

Im Vergleich mit den anderen Top-5-Ligen aus England, Spanien, Frankreich und Italien liegt die Bundesliga hier klar vorn.

  • Die Premier League kennt seit 2013 nur einen Debütanten – und das ist natürlich der englische Sensationsmeister von 2016, Leicester City. „The Foxes“ erreichten bei ihrer Premiere 2016/2017 sogar das Viertelfinale (wie aus Deutschland Lautern und Leverkusen).
  • Aus Italien spielte seitdem nur Atalanta Bergamo (2019) im europäischen „Oberhaus“.
  • Frankreich schickte nur 2020 mit Stade Rennes einen Debütanten ins Rennen.
  • Der erste deutsche Verein, der zuvor noch nie im Meister-Wettbewerb vertreten war, war 1997/98 Bayer 04 Leverkusen. Der Bayer-Klub schlug beim Debüt die Belgier von Lierse SK mit 1:0.
  • Ein Jahr später (siehe auch Fussballdaten-Flashback-Friday „Wenn der Berg ruft“) stieg der 1. FC Kaiserslautern gegen Benfica Lissabon mit dem gleichen Ergebnis in die „Königsklasse“ ein.
  • Hertha BSC kam 1999 zu einem 2:2-Unentschieden bei Galatasaray, erreichte aber auch die damals noch ausgespielte, 2. Gruppenphase, unter anderem nach denkwürdigen Euro-Nächten in Berlin gegen den FC Chelsea (2:1) und Milan (1:0).
  • Schalke 04 verlor sein erstes CL-Spiel – 0:2 gegen Panathinaikos Athen 2001 unter tragischen äußeren Umständen – am ominösen 11. September.
  • Der VfL Wolfsburg gewann 2009 seinen ersten Auftritt auf der höchsten europäischen Bühne mit 3:1 gegen ZSKA Moskau.
  • Borussia Mönchengladbach – seit 1978 (Halbfinale gegen den FC Liverpool) nicht mehr im Meistercup – war bei seinem Einstand in die glamouröse Champions League mit 0:3 beim FC Sevilla ohne Chance.
  • Leipzig und die AS Monaco trennten sich 2017 mit 1:1, 1899 Hoffenheim kam ein Jahr später bei Schachtar Donetsk ebenfalls zu einem Remis (2:2).
  • Eintracht Frankfurt bezahlte beim 0:3 gegen Sporting Lissabon Lehrgeld, wurde aber dank des Rückspiels in Portugal (2:1) zum besten CL-Debütanten seit 2016 und seit Leicester City. 


Das hätte ich sicher auch nicht geglaubt, aber solche Hochrechnungen bringen uns nicht weiter.

— Ewald Lienen, Trainer des MSV Duisburg, nach 7:3 Punkten aus fünf Spielen.