«Euroderby», Teil 2: Inter Favorit, Milan hofft auf Leão

von Marcel Breuer | dpa05:47 Uhr | 16.05.2023
Fikayo Tomori (M) vom AC Mailand gegen Edin Dzeko (r) von Inter Mailand.
Foto: Antonio Calanni/AP/dpa

Der erste Finalist der diesjährigen Champions League wird in einem Stadtduell ermittelt. Inter Mailand empfängt heute den AC Milan zum Halbfinal-Rückspiel, nach einem verdienten 2:0 im ersten Duell ist Inter klar favorisiert. Das zuletzt ziemlich strauchelnde Milan braucht ein kleines Fußball-Wunder, um sich gegen den formstarken Erzrivalen im legendären San-Siro-Stadion durchzusetzen.

Form: Diese spricht ganz klar für Inter. Die Nerazzurri erleben den besten Moment ihrer Saison, haben zuletzt sieben Pflichtspiele in Serie gewonnen mit einem Torverhältnis von 21:3. «Wir kennen unsere Möglichkeiten», sagte Abwehrspieler Francesco Acerbi. «Wir sind bereit.»

Milan dagegen gewann nur zwei der jüngsten acht Pflichtspiele, nach dem 0:2 im Hinspiel ging auch die Liga-Generalprobe am Wochenende beim Abstiegskandidaten Spezia Calcio mit 0:2 verloren. Den Rossoneri scheint vor dem Match, das in Italien «Euroderby» genannt wird, ihre Form völlig abhandengekommen zu sein.

Inters Erfolgsrezept: Die nominellen Gastgeber können ihre beste Formation aufbieten, alle Leistungsträger sind fit und in Form. Dazu kommt, dass Inter den wohl stärksten Kader Italiens und damit anders als Milan eine fast ebenbürtige Ersatzbank hat: Im Hinspiel etwa war Angreifer Romelu Lukaku nur Joker, die Einwechselspieler sorgen kaum für einen Leistungsabfall. Auch DFB-Nationalspieler Robin Gosens ist derzeit nur zweite Wahl bei Coach Simone Inzaghi.

Milans Hoffnung: Diese trägt den Namen Rafael Leão: Der Portugiese ist einer der besten Stürmer in Italien und seit der vorigen Saison AC-Erfolgsbringer. Im Hinspiel fehlte er verletzt. Nur mit seinen famosen Sprints, Dribblings und Geistesblitzen dürfte die Elf von Coach Stefano Pioli eine Chance haben, das 0:2 noch wettzumachen. Zudem muss Milan hoffen, dass Inter sich seiner Sache zu sicher ist. «Niemand glaubt, dass wir es noch ins Finale schaffen», meinte der Trainer. «Aber es hatte auch niemand geglaubt, dass wir so weit kommen. Wir wissen, dass wir mit einem Rückstand starten; aber auch, dass wir das gerade biegen können.»

Konstellation: Weil es die Auswärtstorregel nicht mehr gibt, ist die Ausgangslage klar: Bei einem Sieg, Unentschieden oder sogar einer Niederlage mit nur einem Tor Differenz steht Inter im Champions-League-Endspiel am 10. Juni in Istanbul. Gelingt Milan die Sensation und ein Erfolg mit mehr als zwei Toren Unterschied, dann löst der AC das Finalticket. Bei einem Milan-Sieg mit zwei Toren Differenz geht es in die Verlängerung und möglicherweise ins Elfmeterschießen.

Statistik: Mailand erlebt das 237. Derby, bislang feierte Inter 88 Siege, Milan 79. Die restlichen 69 Partien endeten mit einem Remis. Zuletzt war Inter obenauf, die vergangenen drei Stadtduelle gingen alle an die Nerazzurri. Dass ein vermeintlich großer Vorsprung im Halbfinale nicht immer eine Vorentscheidung bedeutet, erlebte übrigens erst vor vier Jahren der FC Barcelona. Die Spanier hatten das Hinspiel 3:0 gegen den FC Liverpool gewonnen - im Rückspiel gelang den Engländern mit einem 4:0 ein famoses Comeback.(dpa)



Am besten ist, man holt ihn ins Zelt. Es ist besser, jemand pinkelt aus dem Zelt nach draußen als von draußen ins Zelt.

— Rene C. Jäggi, designierter Präsident des 1. FC Kaiserslautern, zur Überlegung, Oppositionsführer Andreas Kirsch mit in den Aufsichtsrat einzubeziehen