Nach Corona-Schock: Löw bejubelt Traumstart in sein letztes Abenteuer
von Jean-Pascal Ostermeier | sid3:0
Traumstart nach dem Corona-Schock: Joachim Löw ist ein perfekter Aufbruch in sein letztes Abenteuer geglückt. Das souveräne 3:0 (2:0) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Außenseiter Island war Balsam auf die schmerzhafte Spanien-Wunde - und auf dem langen Weg nach Katar sofort das erhoffte klare Zeichen.
Spielerische Klasse, der schnellste Blitzstart mit zwei Toren in einem Pflichtspiel seit 52 Jahren und eine eindeutige Botschaft an den umstrittenen WM-Gastgeber in der Menschenrechtsfrage: Die große Verunsicherung nach dem positiven Corona-Test von Jonas Hofmann am Morgen war beim lockeren Aufgalopp ins EM-Jahr in keiner Phase zu spüren.
Leon Goretzka (3.), Kai Havertz (7.) und Ilkay Gündogan (56.) trafen in Duisburg für die wie verwandelt auftretende DFB-Auswahl. Und auch der in Sevilla im November noch so lethargische Bundestrainer Löw coachte an der Seitenlinie wieder engagiert wie zu besten Weltmeisterzeiten. "Von der ersten Minute an wurde Vollgas gespielt. Das macht richtig Spaß, zuzuschauen", lobte der neue RTL-Experte Uli Hoeneß zur Pause.
Bei der Aufstellung für die Nationalhymnen trug jeder Spieler ein schwarzes T-Shirt mit einem weißen Buchstaben - zusammen lautete die starke Botschaft: "HUMAN RIGHTS". Kurz darauf war das Team um den selten geprüften Kapitän Manuel Neuer zum Anpfiff sofort da. Schneller als Goretzka und Havertz trafen in einem Pflichtspiel zuletzt Gerd Müller und Wolfgang Overath, die in der WM-Qualifikation im Mai 1969 gegen Zypern (12:0) nur fünf Minuten für zwei Tore brauchten.
Viel Bewegung auch ohne Ball, stete Bereitschaft, großer Wille: Das DFB-Team ließ Löws Worten Taten folgen. "Das Bedürfnis zu zeigen, dass wir besser sind als in Spanien, ist bei mir riesengroß - bei den Spielern auch", hatte der im Sommer scheidende Bundestrainer kurz vor dem Spiel noch einmal betont. Und obwohl noch sechs Spieler begannen, die auch bei der historischen 0:6-Schmach in Sevilla in der Startelf gestanden hatten, spielte seine Mannschaft wie ausgewechselt.
Dabei wurde die Vorbereitung nicht nur durch Hofmanns Test gestört. Wie der Gladbacher stand auch Marcel Halstenberg nach einem "blöden Backgammon-Spiel" (DFB-Direktor Oliver Bierhoff) mit Hofmann nicht zur Verfügung. Zuvor mussten bereits Rio-Weltmeister Toni Kroos, Niklas Süle und Robin Gosens passen. Dafür kam Bayern-Youngster Jamal Musiala (79.) als Joker zu seinem Debüt.
Löw wollte ohnehin "nicht lamentieren" - und zauberte eine etwas überraschende Aufstellung aus dem Hut: Leipzigs Lukas Klostermann gab einen sehr offensiven Rechtsverteidiger, der Dortmunder Emre Can musste auf der ungewohnten linken Seite ran. Davor dominierte das von Hoeneß als "Prunkstück" gelobte Mittelfeld die biederen Wikinger. Der omnipräsente Boss Joshua Kimmich, der in Spanien schmerzlich vermisst worden war, leitete die beiden ersten Tore mit chirurgisch präzisen Pässen ein.
Beim 1:0 wie beim 2:0 fand er in Serge Gnabry und Leroy Sane jeweils einen Münchner Mitspieler, der für den Torschützen auflegte. Goretzka klopfte sich nach dem Führungstreffer stolz auf den Adler auf dem neuen schwarzen Auswärtstrikot. Nach der Direktabnahme aus dem Rückraum von Havertz, der anstelle von Chelsea-Kollege Timo Werner beginnen durfte, klatschte Löw mit erhobenen Händen Applaus.
Weniger gut gefiel ihm die ein oder andere kleinere Schwächephase in der zweiten Halbzeit. Doch diesmal griff Löw beherzt ein und korrigierte lautstark. Gnabry hörte genau hin - und traf den Pfosten (70.).
(sid)
Spielerische Klasse, der schnellste Blitzstart mit zwei Toren in einem Pflichtspiel seit 52 Jahren und eine eindeutige Botschaft an den umstrittenen WM-Gastgeber in der Menschenrechtsfrage: Die große Verunsicherung nach dem positiven Corona-Test von Jonas Hofmann am Morgen war beim lockeren Aufgalopp ins EM-Jahr in keiner Phase zu spüren.
Leon Goretzka (3.), Kai Havertz (7.) und Ilkay Gündogan (56.) trafen in Duisburg für die wie verwandelt auftretende DFB-Auswahl. Und auch der in Sevilla im November noch so lethargische Bundestrainer Löw coachte an der Seitenlinie wieder engagiert wie zu besten Weltmeisterzeiten. "Von der ersten Minute an wurde Vollgas gespielt. Das macht richtig Spaß, zuzuschauen", lobte der neue RTL-Experte Uli Hoeneß zur Pause.
Viel Bewegung auch ohne Ball, stete Bereitschaft, großer Wille: Das DFB-Team ließ Löws Worten Taten folgen. "Das Bedürfnis zu zeigen, dass wir besser sind als in Spanien, ist bei mir riesengroß - bei den Spielern auch", hatte der im Sommer scheidende Bundestrainer kurz vor dem Spiel noch einmal betont. Und obwohl noch sechs Spieler begannen, die auch bei der historischen 0:6-Schmach in Sevilla in der Startelf gestanden hatten, spielte seine Mannschaft wie ausgewechselt.
Löw wollte ohnehin "nicht lamentieren" - und zauberte eine etwas überraschende Aufstellung aus dem Hut: Leipzigs Lukas Klostermann gab einen sehr offensiven Rechtsverteidiger, der Dortmunder Emre Can musste auf der ungewohnten linken Seite ran. Davor dominierte das von Hoeneß als "Prunkstück" gelobte Mittelfeld die biederen Wikinger. Der omnipräsente Boss Joshua Kimmich, der in Spanien schmerzlich vermisst worden war, leitete die beiden ersten Tore mit chirurgisch präzisen Pässen ein.
Beim 1:0 wie beim 2:0 fand er in Serge Gnabry und Leroy Sane jeweils einen Münchner Mitspieler, der für den Torschützen auflegte. Goretzka klopfte sich nach dem Führungstreffer stolz auf den Adler auf dem neuen schwarzen Auswärtstrikot. Nach der Direktabnahme aus dem Rückraum von Havertz, der anstelle von Chelsea-Kollege Timo Werner beginnen durfte, klatschte Löw mit erhobenen Händen Applaus.
Weniger gut gefiel ihm die ein oder andere kleinere Schwächephase in der zweiten Halbzeit. Doch diesmal griff Löw beherzt ein und korrigierte lautstark. Gnabry hörte genau hin - und traf den Pfosten (70.).
(sid)