WM 2026

Christian Eriksen vor Länderspiel-Comeback

25.03.2021

Israel
0:2
Dänemark
Dann eben auch noch Corona. Dass sich Christian Eriksen kurz vor seinem Comeback in der dänischen Nationalmannschaft mit dem Coronavirus herumschlagen musste, hat die Rückkehrpläne des Spielmachers nur unwesentlich verzögert.

Neun Monate nach seinem Herzstillstand bei der Fußball-EM steht der 109-fache Nationalspieler unmittelbar davor, erstmals seit dem dramatischen Moment während der Partie gegen Finnland wieder für sein Land aufzulaufen. Ob es bereits beim Freundschaftsspiel gegen die Niederlande an diesem Samstag so weit ist, ist noch offen - und das hat weniger mit Eriksens Herzen als vielmehr mit der gerade überstandenen Corona-Infektion zu tun.

Eriksens Verein FC Brentford hatte vor dem Premier-League-Spiel bei Leicester City am Sonntag mitgeteilt, dass er coronabedingt nicht zur Verfügung steht. Das hatte seine Reise zum Vorbereitungslager der Dänen im spanischen Marbella um einige Tage verzögert, doch bereits am Mittwochabend war Eriksen dorthin nachgereist. Begrüßt wurde er von strahlenden Gesichtern seiner Teamkollegen wie Kasper Schmeichel und freundschaftlichen Umarmungen. «Wie gut es ist, dich wiederzusehen, Christian!», hieß es auf dem Instagram-Kanal des Nationalteams.
Eriksen weiß mittlerweile, was bei der EM mit seinem Herz passiert ist, möchte das aber für sich behalten, wie er vor dänischen Journalisten in Marbella sagte. «Alle Lichter sind grün, alles ist gut», sagte er, bevor die ersten Trainingseinheiten mit seinen Teamkollegen um Leipzig-Stürmer Yussuf Poulsen und mehreren weiteren Bundesliga-Profis anstanden. «Ich halte meinen Fokus jetzt vollständig auf die Zukunft.» Trotz der langen Auszeit habe er das Gefühl, überhaupt nicht weg gewesen zu sein.

Eriksen war das letzte Mal am 12. Juni 2021 im Nationaltrikot aufgelaufen. In der dänischen Auftaktpartie gegen Finnland im heimischen Kopenhagen war er kurz vor der Halbzeitpause urplötzlich auf dem Platz zusammengebrochen. Sein Herz stand für mehrere Minuten ebenso still wie der Atem der Fußballwelt. Sein Team schirmte ihn und die herbeigeeilten Rettungskräfte ab, während auf dem Rasen um sein Leben gekämpft wurde. Die Helfer retteten ihm das Leben. Und Dänemark machte sich ohne Eriksen, aber mit reichlich Unterstützung dänischer und ausländischer Fans auf, sich bis ins EM-Halbfinale vorzuspielen.
Nach langer Pause und einem Abschied von Inter Mailand - in Italien durfte er mit dem ihm eingesetzten Defibrillator nicht spielen - arbeitete Eriksen vehement an seiner Rückkehr. Erst stieg er daheim in Odense ins Aufbautraining ein, dann trainierte er bei der Reserve seines Jugendvereins Ajax Amsterdam mit. Anfang 2022 folgte die Vertragsunterzeichnung bei Brentford, wo er vor einem Monat sein Comeback auf dem Rasen gegeben hatte - passenderweise in den Vereinsfarben Rot-Weiß, die er auch für Dänemark trägt.

Die Rückkehr auf Vereinsebene war damit geglückt. Eriksen arbeitete jedoch auf etwas noch Größeres hin. «Mein Ziel ist es, bei der WM in Katar dabei zu sein. Ich will spielen», hatte er in einem Anfang Januar veröffentlichten Interview mit dem dänischen Rundfunksender DR gesagt. Körperlich sei er in Topform, machte er schon damals klar. Sein Herz stelle kein Hindernis dar.

Nationaltrainer Kasper Hjulmand ist begeistert davon, wie stark und mit welcher Entschlossenheit der viermalige dänische Fußballer des Jahres auf den Platz zurückgekehrt ist. «Man kann sehen, dass er steinhart trainiert hat», sagte der Dänen-Coach am Mittwoch. «Er ist etwas schmaler geworden und in einer wirklich guten Verfassung.»

Diese Eindrücke hatten den früheren Mainz-Trainer schon zuvor so sehr überzeugt, dass er Eriksen in der vergangenen Woche in sein Aufgebot für die Testspiele gegen die Niederlande in Amsterdam sowie am Dienstag im heimischen Parken-Stadion in Kopenhagen berufen hatte. «Er ist fit, er ist physisch wirklich sehr, sehr fit», hatte Hjulmand über Eriksen gesagt. Das Niveau, das er nach seiner Rückkehr in Brentford zeige, sei imponierend.

Trotzdem könnte es sein, dass Hjulmand seinen Topspieler angesichts der jüngst überstandenen Corona-Infektion noch nicht direkt auf den Rasen schickt. Am wahrscheinlichsten sei es, dass Eriksen in Amsterdam zunächst auf der Bank sitze und man dann schaue, wie sich das Spiel entwickle, ließ der Trainer am Mittwoch durchblicken.

Spätestens gegen Serbien dürfte es dann aber etwas mit der Rückkehr in Rot-Weiß werden. «Er ist zu 100 Prozent bereit, im Parken zu spielen», sagte Hjulmand. Im Parken hat er sein bislang letztes Länderspiel bestritten - nämlich besagte EM-Partie gegen Finnland. Eriksen hat seinen Humor danach nicht verloren, ganz im Gegenteil. «Ich werde genau diesen Bereich vermeiden, damit ich nicht nervös werde. Ich laufe einfach drumherum», sagte er mit ironischem Blick auf die Stelle an der Seitenauslinie, an der er kollabiert war.

(dpa)