Griezmann und die Chancen-Götter der WM
von Carsten GermannNie war er sowertvoll wie heute – Dieser abgedroschen erscheinende Werbe-Slogan gilt bei derWM in Katar vor allem für Frankreichs Antoine Griezmann (31). Bei den Bestwerten,die der Weltmeister von 2018 bei der Wüsten-WM auch im Halbfinale gegen Marokko(2:0) einsammelte, gehört Monsieur Le Griezmann zu den vielen überragendenAkteuren bei der „Equipe Tricolore.“
„Täglich Griezmann“ – Mit seiner Vorarbeit zum 1:0 nach 5Spielminuten durch Theo Hernández (AC Milan), Bruder von Bayern-Profi LucasHernández, schwang sich Griezmann endgültig zum Chancen-Gott dieser WM auf.
21 Torchancen
Kein anderer Spieler konnte mehr Torchancen kreieren als derHalbstürmer von Atltético Madrid. 21 Tor-Gelegenheiten gingen bis zum Finaleauf das Konto von Griezmann, der allerdings selbst als Torschütze noch nichtgefeiert werden konnte. Sein Last-Minute-Treffer im letzten Vorrundenspielgegen Tunesien (0:1) wurde per VAR-Entscheidung aberkannt.
Das Ranking der Spieler, die für die meistenTorgelegenheiten sorgten, wird vom Titelverteidiger dominiert. Neben Griezmannglänzten in dieser Rubrik auch Kylian Mbappé (23), Theo Hernández und derEx-Dortmunder Ousmane Dembélé mit je 11 Chancen.
Nur Argentiniens Lionel Messi (35) brach mit 18herausgearbeiteten Tormöglichkeiten in diese Frankreich-Reihe ein.
„Auf dem Papier haben sie eine Super-Mannschaft“, sagteVize-Weltmeister Michael Ballack vor der WM in SPORT BILD über die „EquipeTricolore“. Aber auch auf dem Rasen präsentiert sich Frankreich als gereiftesStar-Ensemble. Klinisch im Abschluss und mit überragender Balleroberung imdefensiven Mittelfeld.
4 Finals in 24 Jahren
Frankreich und die WM – das war lange Zeit keineErfolgsstory. Platz 3 beim Turnier in Schweden 1958 war über Jahrzehnte einAusreißer nach oben. 5-mal war man in der Folgezeit und bis zur Endrunde imeigenen Land 1998 nicht qualifiziert. 1982 und 1986 verhinderte jeweilsDeutschland den Einzug der Franzosen in ein WM-Finale. Mit der Heim-WM und dergoldenen Generation um den legendären Monsieur Le Zidane, die zwei Jahre späterin Rotterdam auch Europameister wurde, änderten sich die Dinge bei der „GrandeNation“ und in der WM-Historie grundlegend.
- Am Sonntag spielt Frankreich sein 4. WM-Finale seit 1998.
- Kein anderes Land stand im gleichen Zeitraum häufiger imbedeutendsten aller Fußballspiele.
- Ein wichtiges Detail sind bei den Franzosen auchHalbfinal-Treffer durch Verteidiger. War es am 8 Juli 1998 Abwehrspieler LilianThuram, der den WM-Gastgeber gegen Kroatien (2:1) mit zwei Buden in St. Denis ins Finaleschoss, so taten dies auch Samuel Umtiti bei der WM 2018 in St. Petersburggegen Belgien (1:0) und nun Theo Hernández mit dem 1:0 gegen Marokko.
- Ebenfalls bemerkenswert: Der eingewechselte Frankfurt-ProfiRandal Kolo Muani markierte mit dem 2:0 nach 44 Sekunden auf dem Platz dasdrittschnellste Joker-Tor der WM-Geschichte.
- Ein Rekord winkt beim Zweifach-Weltmeister am Sonntag: Mitseinem 19. Spiel zog Keeper Hugo Lloris (35) als am häufigsten bei einer WMeingesetzter Torhüter mit Deutschlands Manuel Neuer (36) gleich – und wird ihnmit dem Finale in Lusail überholen.